Entweder bekommen die Beschäftigten bei Tadano in Zweibrücken mehr Mitspracherechte, um ihre Ideen einzubringen, wie das angezählte Werk gerettet werden könnte. Oder es wird ganz schön teuer für Tadano - Streiks inklusive. Die IG Metall hat am Montag den etwa 1.200 Beschäftigten von Tadano ihre Forderungen präsentiert. Die Betriebsversammlung fand in der Festhalle statt. Und die war gut gefüllt: Schon zum zweiten Mal in wenigen Tagen. Denn erst am Samstag hatte die Gewerkschaft ihre Mitglieder über die Forderungen abstimmen lassen.
IG Metall fordert Verzicht von Kündigungen bis Ende 2027
Etwa 1.100 der 1.200 Tadano-Mitarbeiter sind in der IG Metall - entsprechend voll war die Festhalle bereits am Samstag. Mit nur einer Enthaltung stimmten die Mitglieder dem Katalog an Forderungen zu. Die IG Metall plant mit zwei Szenarien: An erster Stelle steht die Rettung des Tadano Werks auf dem Zweibrücker Flughafengelände. Dazu fordert die Gewerkschaft einen Tarifvertrag, der unter anderem die Verlagerung von Aufträgen in andere Werke oder Kündigungen bis Ende 2027 ausschließt.
Für fünf weitere Jahre sollen betriebsbedingte Kündigungen nur dann möglich sein, wenn Betriebsrat und IG Metall zustimmen. So könne Zeit gewonnen werden, sagt der zweite Bevollmächtigte der IG Metall Homburg-Saarpfalz, Salvatore Vicari. Außerdem fordert die IG Metall, dass perspektivisch mindestens 1.100 Stellen an den beiden Zweibrücker Standorten erhalten bleiben und die Zahl der Azubis erhöht wird.
Tadano Geschäftsführung will Werk in Zweibrücken weiterhin schließen
Vicari ergänzt: "Wir haben keine Probleme am Markt, wir haben keine Probleme mit dem Produkt, hier geht es rein um interne Probleme im Unternehmen selbst und die sind gemeinsam lösbar." Deshalb fordert die Gewerkschaft mehr Mitspracherecht der Beschäftigten - etwa bei betrieblichen Abläufen, um so das Ruder beim angeschlagenen Kranbauer gemeinsam mit der Geschäftsführung herumzureißen. Bisher habe Tadano aber wenig Interesse an konstruktiven Gesprächen gezeigt und halte an seinen Plänen fest. Bis Mitte kommenden Jahres will Tadano das Werk auf dem Flughafengelände in Zweibrücken schließen. 400 Arbeitsplätze würden dadurch wegfallen.
Vicari appeliert an die Geschäftsführung: "Reden und verhandeln sie mit uns und den Betriebsräten, oder es gibt Ärger: Es geht um Zukunft oder Widerstand." Denn sollte es nicht gelingen, das Werk zu retten, tritt laut IG Metall Szenario zwei in Kraft: Das soll einen Stellenabbau durch einen Sozialtarifvertrag mit hohen Abfindungen und Bonuszahlungen abmildern. Die Stimmung unter den Mitarbeitern ist auch vier Monate nach dem Bekanntwerden der Schließungspläne noch immer geprägt von Unverständnis.
Betriebsrat sieht "One-Tadano"-Konzept als gescheitert an
Der Betriebsratsvorsitzende Eduard Glass wirft dem Unternehmen vor, zu sehr auf das Tadano-Faun Werk in Lauf bei Nürnberg fokussiert zu sein. Es habe ganz den Anschein, dass dort die Fäden gezogen werden und dass der Druck aus Japan steige. Die Deutschen Werke müssten rentabler werden. Das "One-Tadano"-Konzept, welches man sich dazu nach dem Schutzschirmverfahren ausgedacht hatte, ist aus Sicht des Betriebsratsvorsitzenden gescheitert.
Damals war die Idee, dass die Kran-Unterbauten in Lauf gefertigt werden, die halbfertigen Kräne nach Zweibrücken kommen und dann bei Tadano-Demag die Ausleger montiert werden. Aus den ehemaligen Konkurrenten Faun und Demag sollte so ein Unternehmen erwachsen. Nach dem Scheitern des "One-Tadano"-Konzepts müsse nun an anderer Stelle gespart werden - nur so ist aus Sicht des Betriebsrats die angekündigte Schließung des "modernsten Kranwerks in Europa" zu erklären.
Kommentar zu geplantem Stellenabbau und Werksschließung Tadano in Zweibrücken: Vom Heilsbringer zum Totengräber
Die Pläne des Kranbauers Tadano sorgen für Wut in Zweibrücken. Während hier 400 Arbeitsplätze wegfallen sollen, soll das Werk in Lauf ausgebaut werden.
Tadano Mitarbeiter haben bereits Konzepte zur Rettung erarbeitet
Glass zeigt sich kämpferisch, dass das letzte Wort in Sachen Schließung aber noch nicht gesprochen ist. Auch er pocht auf mehr Mitspracherecht und dass die Beschäftigten bei der Problemlösung endlich mit ins Boot geholt werden. Die Mitarbeiter bei Tadano hätten in den vergangenen Monaten ihre Hausaufgaben gemacht und gemeinsam mit Beratern Probleme bei den betrieblichen Abläufen analysiert und mögliche Lösungen erarbeitet. Nur hören wolle die bisher niemand aus der Chefetage.
Ohne Verhandlungen drohen Streiks bei Tadano in Zweibrücken
Mit der Vorlage des Forderungen-Katalogs ist nun das Unternehmen am Drücker, darauf zu reagieren. Sollten alle Verhandlungsbemühungen ins Leere laufen, haben IG Metall und Betriebsrat schon angekündigt, was dann passiert: Dann drohen nämlich Streiks. "Mit mehr als 1.000 Gewerkschaftsmitgliedern im Betrieb ist ein Streik nicht schwer zu organisieren und wenn die sagen, wir treten in den Arbeitskampf, dann gehen wir auch da rein", erklärt Glass.
Geschäftsführung von Tadano äußert sich nicht
Die Geschäftsführung von Tadano hat sich nach der Betriebsversammlung in Zweibrücken gegenüber dem SWR nicht geäußert. Weder zu Ideen der Mitarbeitenden, noch zu möglichen Streiks. Auf Anfrage teilte eine Sprecherin mit: "Bitte haben Sie Verständnis, dass wir dies zur Zeit nicht kommentieren können. Grundsätzlich informieren wir immer zuerst den Betriebsrat und die Mitarbeitenden."
Möglicherweise, so das Unternehmen, soll es Ende der Woche eine Stellungnahme der Firmenleitung geben.