2022 geht die Corona-Pandemie in ihr drittes Jahr. Es ist aber auch das Jahr, in dem die meisten Beschränkungen fallen. Der Klimawandel bleibt hingegen auf der Tagesordnung: Dürre und große Sommerhitze prägen 2022. Der Krieg Russlands gegen die Ukraine hat auch massive Folgen in Deutschland. Die Energiepreise steigen.
Welche unserer Artikel haben die Menschen besonders interessiert? Welche Ereignisse haben die Rheinland-Pfälzer darüber hinaus beschäftigt?
- Januar: Mord an Polizisten
- Februar: Schwere Stürme
- März: Anne Spiegel unter Druck
- April: Massiver Schneefall
- Mai: FCK steigt auf
- Juni: Eine Schulklasse in Bergnot
- Juli: Fast 40 Grad
- August: Ein tödlicher Achterbahn-Unfall
- September: Hubschrauber-Videos der Flutnacht
- Oktober: Messerattacke in Ludwigshafen
- November: RS-Virus bei Kindern
- Dezember: Kleben fürs Klima
Januar: Ein schreckliches Verbrechen bei Kusel
Die Corona-Pandemie sorgt weiter für großes Interesse. Im meistgeklickten Corona-Artikel des Januars geht es um den nahenden Beginn der Impfungen mit einem fünften Impfstoff - dem von Novavax.
Zu Jahresbeginn erheitert außerdem ein Kuriosum aus Mainz viele: Ein ehemaliger Asylbewerber findet unerwartet rund 400.000 Euro auf seinem Konto. Er meldet es der Polizei. Die Ursache der Panne: Die Kreisverwaltung Mainz-Bingen hatte wegen eines Zahlendrehers in der Kontonummer falsch überwiesen.
Schneefälle bringen am Erbeskopf einen Besucheransturm und Chaos auf den Zufahrtsstraßen. Ein Rodelunfall einer Mutter und ihres Sohnes löst Diskussionen um mehr Sicherheit am höchsten Berg des Landes aus. Sie waren auf dem Schlauch eines Traktorreifens den Skihang hinab gerodelt und bei einem Sturz schwer verletzt worden.
Für bundesweites Entsetzen sorgt am letzten Tag des Monats ein Verbrechen auf einer Landstraße nahe Kusel. Eine 24-jährige Polizeianwärterin und ihr 29 Jahre alter Kollege werden erschossen aufgefunden. Sie hatten bei einer nächtlichen Kontrolle zwei Wilderer auf frischer Tat ertappt. "Die schießen, die schießen" lautet der letzte Funkspruch. Zwei Tatverdächtige werden später gefasst. Die Ermittlungen ergeben, dass nur einer der beiden Männer mehrfach auf die Polizisten geschossen hatte.
Februar: Schwere Stürme fegen übers Land und in Osteuropa beginnt ein Krieg
Mehrere Sturmtiefs kündigen das Frühjahr an. Sie ziehen innerhalb weniger Tage über Rheinland-Pfalz hinweg, erst "Ylenia", dann "Zeynep" und zuletzt "Antonia". Überall rüstet man sich. Wir berichten mehrere Tage mit einem Live-Blog. Manche Schulen im Land bleiben geschlossen. Bäume stürzen auf Straßen und Bahnlinien, es kommt zu Stromausfällen. Zum Glück wird niemand schwerer verletzt. Viele Züge fallen aus. Besonders viel zu tun haben die Einsatzkräfte im nördlichen und westlichen Rheinland-Pfalz. Alles, was eine Kettensäge habe, sei auf den Beinen, heißt es damals vom Polizeipräsidium Koblenz.
Kaum hat sich das Wetter beruhigt, kommt die ganze Welt in Schieflage. Am 24. Februar beginnt in den Morgenstunden der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine. Die Betroffenheit über die grauenhaften Ereignisse ist auch in Rheinland-Pfalz groß. Bald kommen erste Kriegsflüchtlinge ins Land. Die Nato wappnet sich für den Ernstfall. Auch die US-Stützpunkte in Rheinland-Pfalz sind involviert.
März: SMS belasten Ministerin Spiegel
Während der Flutkatastrophe im Ahrtal verfasste SMS-Nachrichten belasten Ex-Umweltministerin Anne Spiegel. Der Austausch zwischen Spiegel und ihren Mitarbeitern erweckt den Eindruck, sie sei vor allem um ihr Image besorgt gewesen und habe zögerlich gehandelt. Im Untersuchungsausschuss des Landtags weist die Grünen-Politikerin, die inzwischen im Bundeskabinett sitzt, die Vorwürfe zurück.
Immer wieder ein Aufreger-Thema: der Kerosin-Ablass von Flugzeugen. Ein massives Fuel-Dumping wird am 4. März gemeldet. Eine Maschine der belgischen Challenge Airlines soll rund 80 Tonnen Treibstoff über dem Pfälzerwald abgelassen haben. Die Landes-CDU bedauert, dass es in Rheinland-Pfalz kein engmaschiges Messnetz für Kerosin und die Umwelt-Auswirkungen gibt.
Der Ukraine-Krieg bewegt die Menschen sehr. Stark geklickt wird der Artikel: So können Sie Menschen aus der Ukraine helfen. Besonders interessiert die Leserinnen und Leser die Frage, wie man privat Geflüchtete unterbringen kann.
Corona geht nicht weg und beschäftigt weiter ebenfalls viele, etwa die Frage: Ist das nur Heuschnupfen oder doch Omikron? Am meisten gesucht wird aber ein Artikel über neue Corona-Regeln in Rheinland-Pfalz.
April: Massiver Schneefall und Spiegels Rücktritt
Manchmal bleibt der Schnee im Winter fast ganz aus und kommt dann mit Macht im Frühling. So geschieht es in diesem Jahr. Starker Schneefall führt zu teilweise chaotischen Verhältnissen auf den Straßen. Viele Autofahrer müssen die Nacht vom 8. zum 9. April in ihren Wagen verbringen oder werden in Notunterkünfte gebracht. Ein Mann schildert am Morgen in SWR1, dass er die gesamte Nacht für die Strecke von Winnweiler nach Kaiserslautern benötigte, normalerweise eine Fahrt von 15 Minuten.
Der Druck auf Anne Spiegel (Grüne) wird zu groß. Sie tritt von ihrem Amt als Bundesfamilienministerin zurück. Ihr Umgang mit der Flutkatastrophe im Sommer 2021 war immer heftiger kritisiert worden. Zuletzt wird bekannt, dass Spiegel als Landesumweltministerin zehn Tage nach der Flut für vier Wochen in Urlaub gefahren war. In einer persönlichen Erklärung begründet Spiegel dies mit ihrer damals schwierigen familiären Situation.
Auf der Air Base Ramstein findet am Monatsende ein Spitzentreffen zum Ukraine-Krieg statt. Hochrangige Vertreter aus mehr als 40 Nationen beraten, unter ihnen der US-Verteidigungsminister Lloyd Austin. Die beteiligten Nationen wollen sich künftig regelmäßig treffen. Deutschland sichert der Ukraine Flugabwehrpanzer zu.
Auf Hausbesitzer kommt einiges an Arbeit zu. Die Grundsteuer wird neu berechnet und deshalb müssen sie extra eine Erklärung für das Finanzamt abgeben. Komplizierte Fragen stellen sich. Antworten suchen viele in diesem Artikel:
Mai: Geld regnet vom Himmel und der FCK steigt auf
2022 ist ein Erdbeerjahr - das überwiegend sonnige und relativ trockene Wetter fördert das Wachstum. Doch dem reichhaltigen Angebot steht eine geringe Nachfrage gegenüber. Viele Landwirte mit Erdbeerfeldern sind frustriert, dass sie ihre Ware nicht los werden - und das hat Folgen. Nicht selten müssen nicht verkaufte Erdbeeren vernichtet werden, denn sie bleiben nur einen oder zwei Tage frisch. Die Früchte an Hilfsorganisationen zu spenden, ist daher nicht immer eine Option. Ein Hauptgrund für die geringere Nachfrage ist der Preisdruck durch billige Erdbeeren aus dem Ausland.
Vom Himmel kommen im Mai nicht nur Regen und Sonne, sondern auch Geldscheine - von einem Hochhaus in Mainz flattern rund 50.000 Euro. Eifrige Sammler dürfen ihre Beute aber nicht behalten. Die Polizei macht auch bald den Besitzer des Geldes ausfindig. Leider wird nie bekannt, welche "besondere Ausnahmesituation" zu dem Geldregen führte.
Ein weiteres Geschenk des Himmels? Nein doch eher die Leistung eines starken Teams. Der 1.FC Kaiserslautern schafft endlich den Aufstieg in die 2. Fußball-Bundesliga.
Juni: Endlich wieder Rock am Ring und eine Schulklasse in Bergnot
Endlich kehrt das Festival Rock am Ring zurück: Nach zwei Jahren Corona-Zwangspause rockt es wieder auf dem Gelände der Eifel-Rennstrecke. 90.000 Fans jubeln den rund 70 Bands und Solo-Künstlern zu. Headliner der drei Tage sind Green Day, Muse und Volbeat.
Am meisten bewegt die Menschen im Juni die dramatische Rettung einer Schulklasse aus Maxdorf (Rhein-Pfalz-Kreis) von einem Gebirgskamm im Kleinwalsertal. Die Tour in etwa 1.800 Metern Höhe führt die mehr als 100 Schüler und Lehrer über den Heuberggrat am Walmendingerhorn. Im Internet hatten sich die Lehrer über die Tour informiert, im Netz wurde sie als "Feierabendroute" beschrieben. Bei einsetzendem Regen gerät die Gruppe aber zunehmend in Schwierigkeiten. Hubschrauber der alarmierten Bergwacht müssen kommen.
In Kaiserslautern beginnt im Juni der Prozess um die Ermordung der beiden Polizisten bei Kusel. Der Sitzungssaal im Landgericht ist am 21. Juni bis auf den letzten Zuschauerplatz besetzt. Dem Hauptangeklagten wird unter anderem zweifacher Mord vorgeworfen. Er bestreitet das.
Das Monatsende bringt noch eine neue Episode der Neverending Story um ein Sorgenkind des Landes: Der insolvente Flughafen Hahn wird an die in Frankfurt ansässige Swift Conjoy GmbH verkauft. Im November wird es dann heißen, dass sich der Verkauf verzögere. Der Investor habe den fälligen Betrag noch nicht überwiesen.
Juli: Nosferatu-Spinnen und ein Hüpfburg-Unfall
Im Juli nehmen die Sorgen um die drohende Gasknappheit, hohe Energiepreise und mögliche Stromausfälle in Folge des Ukraine-Krieges zu, das Thermometer erreicht in Rheinland-Pfalz derweil fast 40 Grad. Da fühlen sich auch die giftigen Nosferatu-Spinnen wohl, die im Haus einer Ludwigshafener Familie entdeckt werden. Die Spinnenart stammt nämlich ursprünglich aus dem Mittelmeerraum.
Und weiter geht es mit den Unannehmlichkeiten um kleine Lebewesen: Die Tipps, wie man mit aufdringlichen Wespen umgeht, werden eifrig geklickt und viele interessieren sich auch für die Informationen zur vierten Corona-Impfung.
Die meisten Leser hat im Juli aber der Hüpfburg-Unfall in Gondershausen. Bei einem Kinderfußballturnier in dem Hunsrückort fegen Windböen eine Hüpfburg über einen Zaun. Neun Kinder werden verletzt, einige von ihnen schwer.
August: Tödlicher Achterbahn-Unfall und ein Urteil in Trier
Ein schrecklicher Unfall in Klotten an der Mosel bewegt im August sehr viele Menschen. Eine 57-jährige Frau stürzt aus einer Achterbahn im Freizeit-Park und stirbt noch am Unfallort. Der Schock sitzt tief. Der Park bleibt zunächst geschlossen. Ein TÜV-Gutachten ergibt, dass kein technischer Fehler an der Bahn vorlag. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft dauern noch an.
An zweiter Position bei den meist gelesenen Artikeln in diesem Monat: Eine Reportage über einen seit Jahrzehnten im Hunsrück lebenden Aussteiger. Ein Beispiel dafür, wie man die moderne Zivilisation ein großes Stück weit hinter sich lassen kann.
Die Amokfahrt vom 1. Dezember 2020 war eines der dramatischsten Ereignisse der letzten Jahre in Rheinland-Pfalz. Nun wird der Täter vom Landgericht zu lebenslanger Haft verurteilt und in einer psychiatrischen Klinik untergebracht. Fünf Menschen waren getötet, 18 schwer verletzt worden, als der Mann mit seinem Geländewagen durch die Trierer Fußgängerzone gerast war.
September: Skelettfund im Rübenkeller und bisher unbekannte Flut-Videos
In einem Rübenkeller im Eifelort Üttfeld wird das Skelett einer Frau gefunden. Wer sie war, ist bis heute ungeklärt. Die Staatsanwaltschaft versucht, die Identität der Frau über eine DNA-Analyse oder den Zahnstatus herauszufinden.
Aus einem Polizeihubschrauber aufgenommene Videos von der Flutnacht im Ahrtal bringen Innenminister Roger Lewentz (SPD) in große Bedrängnis. CDU und AfD fordern seinen Rücktritt. Im Untersuchungsausschuss des Landtags zur Flutkatastrophe hatte Lewentz stets erklärt, es habe in der Flutnacht kein belastbares Lagebild gegeben. Nun bricht seine Verteidigungsstrategie zusammen.
Lebenslange Haft im Prozess um den Mord in einer Tankstelle in Idar-Oberstein: Mit diesem Urteil endet das Verfahren um ein unfassbares Verbrechen. Der Angeklagte hatte den Kassierer der Tankstelle - einen 20-Jährigen - erschossen, nachdem dieser ihn auf die Corona-Maskenpflicht hingewiesen hatte.
Oktober: Messerangriff in Ludwigshafen, Lewentz gibt auf
Am 18. Oktober werden drei Männer in Ludwigshafen-Oggersheim von einem 25-jährigen Somalier mit einem Messer angegriffen. Zwei junge Handwerker sterben, der dritte Mann überlebt schwer verletzt. Das Motiv der Taten bleibt unklar und die Menschen in Oggersheim bleiben sprachlos und trauernd zurück.
Der Druck nach dem Auftauchen der Flutvideos aus dem Ahrtal wird zu groß: Innenminister Roger Lewentz (SPD) muss von seinem Amt zurücktreten. Wörtlich sagt er bei einer Pressekonferenz: "Heute übernehme ich für in meinem Verantwortungsbereich gemachte Fehler die politische Verantwortung." Nachfolger im Amt des rheinland-pfälzischen Innenministers wird der Mainzer Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD).
Sonst eher im Sommerloch zu finden: Eine gute Tier-Story hat der Oktober auch zu bieten. Eine ausgebüxte Boa Constrictor hält die Bewohner in Insheim (Kreis Südliche Weinstraße) tagelang in Atem. Bis die Würgeschlange "Edelbert" wieder in ihrem Terrarium liegt, verbringen die Besitzer bange Tage. Nachbarn, Freunde, Verwandte, Polizei - alle durchkämmen die Umgebung. "Edelbert" wird schließlich zuhause angetroffen - während er sich auf der Terrasse sonnt.
November: Corona-Debatten, erste Grippe-Welle und RS-Virus
Im Prozess um die Schüsse auf eine Polizistin und einen Polizisten im Januar bei Kusel fällt das Urteil. Der Hauptangeklagte bekommt wegen zweifachen Mordes eine lebenslange Haftstrafe. Außerdem stellt das Landgericht Kaiserslautern die besondere Schwere der Schuld fest. Der Verurteilte legt Revision ein. Der Mitangeklagte geht durch die Kronzeugenregelung straffrei aus.
Corona tritt mal wieder auf den Plan. Eine politische Debatte entbrennt bundesweit: Maskenpflicht im ÖPNV - Ja oder Nein. Corona-Isolationspflicht - Ja oder Nein. Rheinland-Pfalz schafft schließlich die Isolationspflicht ab. Mediziner reagieren mit Skepsis.
Zwei andere Artikel aus dem Bereich Medizin gehören zu den am meisten geklickten des Monats: Die Grippe ist ungewöhnlich früh auf dem Vormarsch und das RS-Virus bringt Kinderstationen und Arztpraxen im Land in Bedrängnis.
Dezember: Klimakleber und Katastrophenwarntag
Im Laufe des Jahres landet eine neue Gruppierung von Kimaaktivisten immer häufiger in die Schlagzeilen: die "Letzte Generation". Die Mitglieder kleben sich auf Straßen fest und beschmieren Kunstwerke in Museen mit Farbe. Damit wollen sie auf ihre Ziele aufmerksam machen: unter anderem ein Tempolimit von 100 km/h auf Autobahnen und ein permanentes 9-Euro-Ticket.
Im Dezember fallen sie erstmals mit einer Aktion in Rheinland-Pfalz auf. Vier Aktivisten kleben sich auf einer Zufahrtsstraße Richtung Mainzer Innenstadt fest. Ein Mann nimmt es dabei so genau, dass seine Hand mitsamt einem Stück Asphalt aus der Straße geflext werden muss.
Auf noch größeres Interesse stößt nur unser Artikel zum bundesweiten Warntag am 8. Dezember. Nach der Flutkatastrophe im Ahrtal wird der Warntag in Rheinland-Pfalz vermutlich besonders aufmerksam verfolgt.