Seit zehn Jahren verbotener Wirkstoff festgestellt

Ungewöhnlich viele Pestizide in Blütenpollen im Landkreis Mainz-Bingen

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Forschende der Uni Landau haben bei Untersuchungen im Kreis Mainz-Bingen mehr als doppelt so viele verschiedene Pestizide gefunden wie bundesweit üblich.

Die Wissenschaftler haben auf Initiative des Naturschutzvereins ANUK im letzten Jahr Blumenpollen in Bienenstöcken auf Pestizidbelastung untersucht. Insgesamt 23 Standorte wurden dafür betrachtet. Fast 50 verschiedene Pestizide wurden dabei an den Pollen gefunden. Im Durchschnitt waren es elf pro Probe. Bundesweit liegt dieser Wert aber niedriger. Ungefähr bei 4,7 Pestiziden pro Probe.

Die Ergebnisse wurden am Dienstagabend in Ingelheim vorgestellt. Bei den Untersuchungen im Landkreis soll auch ein Wirkstoff gefunden worden sein, der seit zehn Jahren verboten ist. Die Pestizide werden im Wein- und Obstanbau eingesetzt.

Pestizide vernichten nicht nur Schadinsekten

Die Forschenden haben darauf hingewiesen, dass Pestizide nicht nur sogenannte Schadinsekten, sondern auch nützliche Insekten und sogar Frösche töten können. Wissenschaftler und Autoren einiger Studien vermuten auch, dass manche Pestizide Krebs bei Menschen auslösen können. Die Wissenschaftler der Universität Landau fordern ein Umdenken der Landwirte und einen begrenzteren Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft.

"Wir haben keine Zeit mehr. Wir brauchen jetzt möglichst schnell Veränderungen", sagt Carsten Brühl von der Universität. Auch wenn die Lösungen dafür kompliziert seien, müsse sich am Pestizideinsatz der Landwirtschaft etwas ändern.

Landwirte kritisieren die Ergebnisse der Studie

Kritik kam bei der öffentlichen Präsentation der Ergebnisse von vielen Landwirten. Sie sagen, dass sie ohne die Pflanzen-, Pilz- und Insektengifte als Betriebe nicht rentabel Lebensmittel anbauen könnten. Auf die Pestizide zu verzichten oder komplett auf Bio umzustellen, ist laut Andrea Schneider vom Bauern und Winzerverband Rheinland-Pfalz Süd demnach keine wirtschaftliche Alternative. "Das können Sie sich aufs Papier schreiben, aber wenn der Markt dafür nicht da ist. Dann werden Sie keinen Betrieb davon überzeugen, sich in diese Richtung zu orientieren", so Schneider.

Trotzdem Entwarnung für Honiggenießer

Auch wenn die Pestizide in Pollen gefunden wurden, die die Bienen in ihre Bienenstöcke gebracht haben, müsse man sich keine Sorgen um die Genießbarkeit des Honigs im Land machen, so SWR-Umweltredakteurin Daniela Engelhardt.

Das Landesuntersuchungsamt Koblenz prüfe regelmäßig, ob der Honig Pestizide enthält. Im vergangenen Jahr gab es demnach eine Stichprobe mit zwölf Honigsorten aus Rheinland-Pfalz, unter anderem in Supermärkten.

Von diesen zwölf Proben seien nur drei mit Resten von Pestiziden belastet gewesen - und zwar in so geringer Menge, dass sie nicht zu beanstanden waren. Denn die Biene kann unter anderem das Pestizid größtenteils neutralisieren. Sie hat einen Schutzmechanismus in ihrem Stoffwechsel, mit dem sie entgiften kann.

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