Im Jahr 2023 seien fast 35.000 neue Unternehmen entstanden, hieß es weiter. So viele Existenzgründungen habe es in Rheinland-Pfalz seit zehn Jahren nicht mehr gegeben. Zieht man die Gewerbe ab, die abgemeldet wurden, gab es am Jahresende gut 4.000 Unternehmen mehr als zu Jahresbeginn.
Für den Unternehmensbestand in Rheinland-Pfalz sei dies "sehr positiv zu bewerten", schreiben die Industrie- und Handels- sowie die Handwerkskammern in ihrem Gründungsreport. Der Hauptgeschäftsführer der IHK Koblenz, Arne Rössel, spricht von einer guten Simmungslage, die zeige "dass trotz der Krisen sich die Leute trauen, mit ihren Ideen in die Selbstständigkeit zu gehen."
Starker Zuwachs bei Dienstleistungsfirmen
Einen Zuwachs bei den Gewerbezahlen gab es in den meisten Branchen, besonders stark fiel er im Bereich Dienstleistungen aus. Ein leichter Rückgang bei den Unternehmenszahlen wurde lediglich im Gastgewerbe sowie im Bereich Verkehr und Logistik verzeichnet.
Rund ein Drittel der neuen Gewerbe wurden von Frauen angemeldet, ein ähnlicher Wert wie im Vorjahr. In diesem Zusammenhang sieht Rössel noch Luft nach oben: "Wir haben weiterhin die Herausforderung, dass wir mehr Frauen brauchen. Wir brauchen mehr Mut bei den Frauen, aber auch eine bessere Betreuung für Kinder und Jugendliche."
Mehr Neugründungen durch Nicht-EU-Bürger
Insgesamt komme mittlerweile mehr als jede sechste Gründung im Land von Bürgern, die weder eine deutsche noch eine andere europäische Staatsbürgerschaft besitzen. Das sei eine Zunahme zum Vorjahr um zwölf Prozent, berichtete Axel Bettendorf, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft der Handwerkskammern Rheinland-Pfalz.
Viele neue Betriebe wirtschaften im Nebenerwerb
Allerdings handelte es sich bei fast jeder zweiten Gründung um ein Unternehmen, das im Nebenerwerb geführt wird. Die Zahl der neu angemeldeten Betriebe, also Unternehmen mit mehr Beschäftigten und einer größeren wirtschaftlichen Bedeutung, sei im vergangenen Jahr leicht zurückgegangen.
Bürokratische Hürden abbauen - Kosten hemmen Unternehmergeist
Die Gründungszahlen seien zwar insgesamt nach oben gegangen. Die Zahl
der wirtschaftlich relevanten Betriebsgründungen, die in der Regel mit viel
Kapitaleinsatz einher geben, sei jedoch zurückgegangen, schränkte Rössel ein. Vor allem die Regulierungsdichte und die hohen Kosten hemmten den Unternehmergeist. Wichtig sei daher, die Finanzierungsbedingungen für Gründerinnen und Gründer zu verbessern sowie bürokratische Hürden abzubauen.