Die Bundesregierung sowie Energie- und Bauverbände wollen die Versorgung mit Fernwärme schneller ausbauen. Mittelfristig sollten jährlich mindestens 100.000 Gebäude neu an Wärmenetze angeschlossen werden, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung von Branchenvertretern mit Wirtschaftsminister Robert Habeck und Bauministerin Klara Geywitz (SPD) am Montag.
Bis zum Jahr 2030 solle mindestens 50 Prozent der Fernwärme klimaneutral erzeugt werden. Derzeit betrage der Anteil der erneuerbaren Energien in der Fernwärme rund 20 Prozent. Um den Ausbau zu beschleunigen, hat sich Habeck mit Wirtschaftsverbänden und Gemeindevertretern aber auf etwas lockerere Klimaschutzvorgaben verständigt.
Beispiel aus Gonsenheim: Fernwärmeanschluss kostspielig
Die Heizungsanlage umrüsten auf Fernwärme - klingt nach einer guten Alternative zur Wärmepumpe. Doch nicht überall ist der Anschluss ohne Weiteres machbar. Oder er ist mit hohen Kosten verbunden. Das zeigt ein Beispiel aus Mainz-Gonsenheim.
Joachim Bröder lebt hier in einer Doppelhaushälfte, seine Gasheizung ist 37 Jahre alt. In der Nähe verläuft eine zentrale Fernwärmeleitung, etwa acht Meter von seiner Hauswand entfernt. Scheinbar ideale Voraussetzungen, um sich an das Netz anschließen zu lassen. Der Rentner stellte also eine Anfrage für einen Kostenvoranschlag an die Mainzer Fernwärme GmbH.
Fernwärme lohnt sich eher für größere Einheiten
"An Gesamtkosten nach Abzug einer 30-prozentigen Bezuschussung durch den Staat kämen auf uns circa 45.000 Euro zu", so Bröder. Allein 13.500 Euro wurden veranschlagt, um die Rohre im Keller mit dem Heizkreislauf zu verbinden.
Thomas Bach, Geschäftsführer Mainzer Fernwärme, erklärt die hohen Kosten so: "Die Fernwärme ist an sich für kleinere Einheiten, Einfamilienhäuser oder kleine Mehrfamilienhäuser nicht prädestiniert. Das funktioniert hier und da und ist jeweils einer Einzelwirtschaftlichkeitsprüfung zu unterziehen. Aber die Fernwärme als solche ist eher geeignet und eher auch gedacht für mittlere und größere Einheiten." Heißt also: Wenn die Häuser weit auseinanderliegen, ist das Verlegen der Rohre zu kostspielig.
Städte und Gemeinden müssen kommunale Wärmepläne erstellen
Für wen also eignet sich die Fernwärme? Das wissen am besten die Städte und Gemeinden. Nach dem aktuellen Gesetzentwurf des Gebäudeenergiegesetzes müssen sie bis spätestens Ende 2027 eine kommunale Wärmeplanung erstellt haben. Das bedeutet, jede Stadt oder Gemeinde stellt fest, ob sich bestimmte Gebiete eher für Fernwärmeversorgung, für Technologien wie Wasserstoff oder für dezentrale Lösungen wie Wärmepumpen eignen. Um die Pläne zu erstellen, müssen die Kommunen viele Daten auswerten - etwa zum Energiebedarf.
Städtetag: Viele Kommunen geben Gas
"Wir erleben gerade eine hohe Nachfrage von kommunaler, städtischer Seite nach einer kommunalen Wärmeplanung", sagt Lisa Diener, geschäftsführende Direktorin des Städtetags Rheinland-Pfalz im SWR-Interview.
"Ich rechne damit, dass wir die ersten Wärmepläne in einem oder eineinhalb Jahren vorliegen haben." An dieser Planung könnten sich Hauseigentümer dann orientieren und auf dieser Grundlage ihre Entscheidung treffen, so Diener.
Für alle unentschlossenen Hausbesitzer bleibt also erstmal nur eins: Abwarten und in der Zwischenzeit hoffen, dass die alte Heizung nicht kaputt geht.