"Unser Gesundheitssystem hat bei Barrierefreiheit ein Qualitätsproblem"

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Autor/in
Simon Dörr
Simon Dörr sitzt im Sendestudio von SWR Aktuell.

Der Aktionsplan für ein barrierefreies Gesundheitswesen ist für den Bundesbehindertenbeauftragten Jürgen Dusel ein "absolut notwendiger Schritt." Ihm sei wichtig, "dass die Politik den klaren Willen erkennen lässt, dass etwas geschehen muss", sagte Dusel in SWR Aktuell.

Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat den Plan heute dem Bundesbehindertenbeauftragten überreicht. Tatsächlich sei der Aktionsplan nur eine Willenserklärung, "aber mit Maßnahmen. Nun ist zumindest beschrieben, welche Maßnahmen es braucht. Es geht um die Umsetzung von fundamentalen Grundrechten für Menschen mit Behinderungen", so Dusel.

Wenn nur etwa 25 Prozent der Arztpraxen in Deutschland barrierefrei sind und Menschen mit Behinderungen aber auch in das Solidarsystem der gesetzlichen Krankenversicherungen einzahlen, aber nicht die gleiche Arztwahl haben, kann das so nicht bleiben. Da ist auch die Kassenärztliche Bundesvereinigung aufgerufen, etwas in die Wege zu leiten, damit dieser Zustand besser wird.

Seiner Meinung nach ist Barrierefreiheit "ein Qualitätsmerkmal für ein modernes Gesundheitssystem - und daran mangelt es." Es gehe um bauliche Barrierefreiheit - "allerdings ist die Gruppe der Menschen mit Behinderungen komplett heterogen: Es gibt Menschen, die nicht gut hören oder sehen können, andere können nicht gut lernen - deshalb sind die Anforderungen an Barrierefreiheit sehr unterschiedlich. Es geht um leichte Sprache, bauliche Barrierefreiheit, Gebärdensprache und Zeit.“ Es gehe auch darum, dass Menschen manchmal länger brauchen, um etwas zu verstehen - und das nicht nur in Arztpraxen, sondern auch bei Physiotherapeuten oder in der Notfallmedizin. Welche Maßnahmen seiner Ansicht nach nun konkret von der Politik umgesetzt werden müssen, darüber hat Jürgen Dusel mit SWR Aktuell-Moderator Simon Dörr gesprochen.