Zukunft der Rente: Was bringt eine Altersvorsorge durch Aktien?

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Petra Waldvogel
Petra Waldvogel steht im Gang eines SWR-Gebäudes.
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Sebastian Felser
Sebastian Felser steht im Gang eines SWR-Gebäudes.

Die Bundesregierung verspricht sich viel von einer neuen Form der Altersvorsorge. Nach skandinavischem Vorbild soll das sogenannte Altersvorsorge-Depot bessere Rendite-Chancen und flexiblere Anlagekonzepte bieten als etwa das nicht sonderlich erfolgreiche Modell "Riester-Rente".

Erste Details gibt es nun in einem Gesetzentwurf. Es basiert darauf, dass man über Jahrzehnte regelmäßig in Aktien spart und dieses Sparmodell soll vom Bund finanziell gefördert werden. Wie diese Förderung genau aussieht, wenn das Modell wie geplant 2026 an den Start gehen sollte, erklärt der Chefredakteur des Geld-Ratgebers "Finanztip", Saidi Sulilatu, im Gespräch mit SWR Aktuell-Moderatorin Petra Waldvogel.

SWR Aktuell: Auch wenn die Details noch nicht haarklein ausbuchstabiert sind: Wie soll das Ganze prinzipiell funktionieren?

Saidi Sulilatu: Grundsätzlich geht es um ein Wertpapierdepot, das ich für die Altersvorsorge eröffne. Es muss also ein "extra" Depot sein, in das ich dann zum Beispiel einen Aktien-ETF reinlege oder auch andere Wertpapiere und dafür dann eine staatliche Förderung in Höhe von 20 Prozent bekomme. Das heißt also für jeden Euro bekomme ich 20 Cent dazu - grundsätzlich erst einmal bis maximal 3000 Euro im Jahr, sodass ich also maximal 600 Euro Grundförderung im Jahr bekomme. Das Schöne oder Interessante im Vergleich zum alten "Riester" ist, dass ich das dann zusätzlich - also nicht alternativ - auch noch von der Steuer absetzen kann, sodass sich quasi einen steuerlich absetzbaren und geförderten ETF-Sparplan oder sonstigen Wertpapier-Sparplan habe.

Das hört sich schon mal besser an. Die Riester-Rente ist ja nur dann wirklich lukrativ, wenn man möglichst viele Kinder hat, für die man Zuschläge bekommt. Welche Rolle spielen Kinder, wenn überhaupt, denn bei diesen neuen Modellen?

Sulilatu: Also die Kinder werden grundsätzlich nochmals gefördert, nämlich mit 25 Prozent pro Kind bis zur Grenze von 1200 Euro und 25 Prozent von 1200 sind 300 Euro. Das heißt, das ist eigentlich die alte Kinderzulage aus dem alten Modell. Ich bekomme 300 Euro pro Kind, und zwar für jedes Kind - egal, ob es vor oder nach 2008 geboren ist, was beim alten Modell eine Rolle gespielt hat. Das heißt diese 300 Euro pro Kind maximal kommen dann zusätzlich noch einmal obendrauf, was die Geschichte für Eltern durchaus nochmals attraktiver macht.

Das sind sozusagen die positiven Aspekte. Nun weiß aber im Grunde jeder, dass Aktien zwar steigen, aber auch deutlich und schnell fallen können. Bedeutet das letztlich nicht, dass das Altersvorsorge-Depot auch mit einem ziemlichen Risiko verbunden ist?

Sulilatu: Ja, grundsätzlich lässt sich das schon sagen, dass ein Altersvorsorge-Depot riskant ist - je nach dem, was für Wertpapiere ich da reinstecke, denn ich kann ja auch Einzelaktien reinstecken. Das wäre natürlich dann schon relativ riskant, vor allem, wenn es nur wenige Einzelaktien-Werte sind. Grundsätzlich sind beim Thema Aktien immer Schwankungen drin und das Depot kann natürlich auch in die Verlustzone gehen. Andererseits ist ganz klar: Wenn wir über einen weltweit, breit gestreuten Aktien-ETF reden und ich dieses Altersvorsorge-Depot 15, 20 oder noch mehr Jahre betreibe, dann ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass ich nicht nur ein bisschen, sondern sehr deutlich im Plus bin. Ja, es ist ein Risiko dabei, aber gleichzeitig steckt in diesem Risiko eine große Chance, denn das war eines der großen Probleme beim alten Riester-Modell: dass dort letztendlich keine Renditen und kaum Gewinn für die Sparer drin war, weil die Geldanlage viel zu sicherheitsorientiert war, dass sich damit kaum die Inflation schlagen ließ. Das lässt sich hingegen bei langen Zeiträumen mit so einem Altersvorsorge-Depot, insbesondere wenn es auf ETFs basiert, sicherlich sehr gut machen.

Das ist aber dann doch einen Haken: Letztendlich lohnt sich das doch eigentlich nur, wenn man spätestens mit 30 oder 40 anfängt, oder?

Sulilatu: Bei "Finanztip" raten wir immer, solche Aktien-ETFs mindestens 15 Jahre zu besparen. Das heißt: Ja, für jemanden, der kurz vor der Rente steht, ist das Modell wahrscheinlich eher weniger geeignet - es sei denn, man bekommt noch eine sehr hohe Förderung für wenige Jahre. Es ist aber tatsächlich durchaus noch für jemanden geeignet, der irgendwo zwischen 40 und vielleicht 50 ist, anfängt und das dann auch bis 67 durchhält.