Künstliche Intelligenz und Handwerk- wie passt das zusammen?

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Autor/in
Jonathan Hadem

Sägen, Feilen, Verputzen, Brötchen formen, Wurst machen, Haare schneiden, ein Zweimassenschwungrad wechseln, Fliesen ebenmäßig und im gewünschten Winkel zur Wand legen… alles klassische Handwerkerarbeiten. Und auch in diesen Branchen soll irgendwann Künstliche Intelligenz helfen. Deshalb arbeiten die Handwerkskammer Heilbronn-Franken und der Ipai, der “Innovation Park Artificial Intelligence” in Heilbronn künftig zusammen. Warum, das erklärt der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Heilbronn-Franken, Ralf Schnörr, im Gespräch mit SWR-Aktuell-Moderator Jonathan Hadem.

SWR Aktuell: Was kann ein Tischler mit Künstlicher Intelligenz anfangen?

Ralf Schnörr: Zunächst ist das Handwerk, was Künstliche Intelligenz anbelangt, ja noch etwas vorsichtig und unsicher. Und es gilt für uns, diese Unsicherheit ein bisschen aufzubrechen, und auch die Vorteile für gerade kleine, familiengeführte Handwerksbetriebe aufzuzeigen - welche Arbeitserleichterungen sie mit der künstlichen Intelligenz haben können.

SWR Aktuell: Welche Arbeitserleichterungen gibt es denn?

Ralf Schnörr: Es fängt bei ganz einfachen Sachen an: Wie optimiere ich mein Lager? Was poste ich in Sozialen Medien? Wie vermeide ich Materialverluste? Nehmen wir zum Beispiel den Bäcker, der ja auch darauf angewiesen ist zu wissen, wie das Wetter wird, welche Großveranstaltungen in der Nähe sind. Das kann alles die Künstliche Intelligenz vorhersagen. Und er kann dann seinen Materialaufwand oder seine Arbeitsvorbereitungen entsprechend darauf ausrichten – und hat dann am Ende des Tages weniger Backwaren übrig.

SWR Aktuell: Das heißt alles, was ein Handwerker oder eine Handwerkerin mit dem Kopf macht, kann man mehr oder weniger durch Künstliche Intelligenz ersetzen. Aber sobald es wirklich ans Handwerk geht, also etwas mit den Händen zu machen, wird es schwierig. Oder?

Ralf Schnörr: Es ist genau der Punkt. Beim Handwerk ist alles individuell mit Handarbeit. Da kommt man jetzt nicht als Erstes drauf, dass das alles durch künstliche Intelligenz ersetzt werden kann. Aber wie Sie sagen, das ganze Drumherum um die Arbeit, da kann Künstliche Intelligenz dem Handwerker sehr viel Arbeit erleichtern. Und das ist auch genau der Punkt, warum es nicht nur für große Unternehmen interessant ist. Gerade für kleine Handwerksbetriebe bringt es im Arbeitsalltag große Vorteile. Natürlich kann man sagen, es gibt auch viel negative Seiten der Künstlichen Intelligenz. Das erleben wir ja leider auch oft mit Manipulation, Betrug und Missbrauch. Aber ich glaube, wenn man sie richtig einsetzt, dann kann sie die Arbeit erleichtern. Und für die für diese Sache machen wir den Letter of Intent mit dem Ipai, um einfach auch den Handwerksbetrieben etwas die Angst vor der künstlichen Intelligenz zu nehmen.

SWR Aktuell: Haben Sie einen groben Überblick, welche Ängste dann tatsächlich bei den Handwerksbetrieben bestehen?

Ralf Schnörr: Es ist schwierig. Wir haben ja jetzt die erste Veranstaltung von drei, die wir zusammen mit dem Ipai machen, und auch mit Forschungseinrichtungen wie dem Ferdinand Steinbeis-Institut oder dem Fraunhofer IAO. Wir sind sehr erstaunt und auch glücklich, dass die erste Veranstaltung mit knapp 80 Teilnehmern schon überzeichnet ist. Das Interesse der Handwerksbetriebe ist sehr groß, was Künstliche Intelligenz anbelangt. Und dann werden wir ja natürlich auch in der Diskussion sehen, welche Ängste, Fragen und Sorgen die Handwerksbetriebe haben.

SWR Aktuell: Welche Möglichkeiten haben den Handwerksbetriebe, überhaupt an diese Zukunftstechnologie zu kommen, also an die künstliche Intelligenz?

Ralf Schnörr: Viele Dinge sind da jetzt schon öffentlich. Wenn man gerade einen ChatGPT denkt – da kann jeder dran.

SWR Aktuell: Was können Sie und dieser Pakt mit dem Ipai denn für künstliche Intelligenz tun? Oder geht es da tatsächlich nur um so eine ganz, ganz simple und basale Einführung?

Ralf Schnörr: Zunächst einmal geht es wirklich darum, die Angst zu nehmen. Diese Schwelle wollen wir durchbrechen- und informieren: Welche Möglichkeiten bietet KI den Handwerksbetrieben? Das ist erst einmal sehr niederschwellig. Wir bemerken aber auch, dass die Betriebe sehr aufgeschlossen gegenüber diesem Thema sind. Und die Handwerker, die reden da nicht so viel - die machen einfach. Und so ist es auch bei der Künstlichen Intelligenz. Ich glaube, dass diese Zusammenarbeit auf sehr fruchtbaren Boden bei unseren 12.600 Betrieben fallen wird.

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Jonathan Hadem