Bedrohte Gletscher in den Alpen: Sind neue Skipisten okay?

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Andreas Herrler
Andreas Herrler steht im Gang eines SWR-Gebäudes.
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Andreas Böhnisch

Im Kaunertal in Tirol sollen zwei neue Gletscher-Skigebiete erschlossen werden. Umweltschützer lehnen das ab. Tobias Hipp vom Deutschen Alpenverein erläutert die Gründe.

Das österreichische Kaunertal in Tirol wirbt mit seiner Schneesicherheit und ist deshalb bei Skifahrern beliebt. Dort sollen neue Pisten und Liftanlagen auf zwei Gletschern unterhalb der Weißseespitze entstehen. Das gehe in eine "ganz klar falsche Richtung", kritisiert Tobias Hipp, Klima- und Naturschutzexperte beim Deutschen Alpenverein (DAV), im Gespräch mit SWR Aktuell-Moderator Andreas Herrler.

Wir sind nicht gegen Skitourismus. Aber der Ausbau von Skigebieten liegt uns im Magen.

Liftbetreiber und Politik würden im Kaunertal ökonomische vor ökologische Interessen stellen. In Zeiten von Klimawandel und Biodiversitätskrise sei es nicht nachvollziehbar, neue Lifte zu bauen und neue Skigebiete zu erschließen. Dadurch gingen "extrem wichtige Lebensräume für zum Teil vom Aussterben bedrohte Tierarten" verloren.

Liftbetreiber in Tirol nutzen Schlupflöcher in der Gesetzgebung

Die Erweiterung des bestehenden Skigebiets im Kaunertal auf den Gletscher unterhalb der Weißseespitze ist nach Aussage des DAV-Umweltexperten möglich, weil die Tiroler Gesetzgebung Schlupflöcher biete. Formal handele es sich nicht um eine Neuerschließung. Eine Genehmigung sei deshalb rechtlich möglich. "Außerdem wurden diese Flächen in einem anderen Raumplanungsprogramm von dem allgemeinen Gletscherschutz freigegeben."

Skifahrer bei Umweltschutz in den Alpen gefordert

Der Deutsche Alpenverein appelliert an die Touristen, bei der Auswahl von Wintersportorten auch den Umwelt- und Klimaschutz mit zu berücksichtigen. Besucher sollten deutlich machen, "dass sie gerne Skifahren, aber mit diesen Entwicklungen nicht einverstanden sind." Ziel müsse es sein, ergänzt Tobias Hipp, einen naturverträglicheren Weg im Wintersport einzuschlagen.