Waldbrand-Bekämpfung: Minister Hauk sieht Baden-Württemberg vorbereitet

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Autor/in
Arne Wiechern
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Stefan Eich

Wenn es im Wetterbericht heißt, es werde in den nächsten Wochen sommerlich-sonnig, dann sind Waldexperten und Feuerwehren in Sorge. Auch wenn es zumindest zuletzt hier und da mal kurz geregnet hat: Es ist noch immer sehr trocken, und zwischen Pirmasens und Rodalben in Rheinland-Pfalz gab es einen Waldbrand. Auch in Baden-Württemberg gab es zuletzt einige Wald- und Buschbrände. Was Bürger, Förster und Politik dagegen machen können, das hat SWR-Aktuell-Moderator Arne Wiechern den CDU-Politiker Peter Hauk gefragt- der ist Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz in Baden-Württemberg.

"Die Waldbrandgefahr steigt kontinuierlich an"

SWR Aktuell: Wenn Sie in diesen Wochen auf die Wetterprognosen oder in unsere Wälder schauen, wie geht es Ihnen da?

Peter Hauk: In dieser Woche ist es etwas besser, weil es zwischendurch ein paar Gewitter mit Regenschauern geben soll. Aber wir haben schon die Situation, dass wir durch den Klimawandel bedingt starke Hochdruckwetterlagen haben, die immer mehrere Wochen andauern und die Trockenheit befördern. Das heißt, die Waldbrandgefahr steigt kontinuierlich an.

SWR Aktuell: Ein aktueller Artikel im Spiegel trägt die Überschrift „Deutschland wird Waldbrandgebiet“. Da geht es eben nicht nur um die Monokulturen in Brandenburg, sondern auch um die Mischwälder hier bei uns im Südwesten. Auch hier wird es im wahrsten Sinn des Wortes immer brenzliger. Ist das denn für Sie Alarmismus oder eher ein Ansporn, noch mehr in die Vorsorge zu investieren?

Hauk: Wir müssen natürlich in die Vorsorge investieren. Das Risiko steigt insbesondere auf den Böden, die wenig wasserhaltfähig sind: In der Oberrheinebene in den sandigen Böden, wird es dann sehr, sehr schnell trocken. Das heißt, wir müssen alles dafür tun, dass wir die Prophylaxe und die Prävention stärken.

SWR Aktuell: Die Frage ist ja aber auch: Können die Feuerwehren im Fall des Falles gut genug ausgerüstet sein? Gerade bei den kleinen Feuerwehren fehlt ja spezielle leichtere Schutzkleidung, vielleicht auch mobiles kleines Löschwerkzeug, kleinere Löschfahrzeuge, um eben auch an entlegene Winkel in Wäldern zu kommen. Müsste die Politik dann nicht auch noch mehr investieren?

"Wir haben den Riesenvorteil, dass wir unsere Wälder gut erreichen können"

Hauk: Also wir investieren zunächst einmal waldseitig, in Waldarbeiter mit leichtem Gerät, weil die meistens schnell vor Ort sind und gleich in den Einsatz gehen können. Die Feuerwehren sind eigentlich gut ausgerüstet, und wir üben auch intensiv mit ihnen. Wir haben jetzt mehrere Waldbrandgroßübungen, aber auch kleinere Übungen gemacht, haben die Zusammenarbeit zwischen den Förstern und Feuerwehren deutlich intensiviert. Wir haben den Riesenvorteil, dass wir unsere Wälder gut erreichen können. Also anders als in Brandenburg, wo es viele Truppenübungsplätze mit alter Munition gibt, können wir in unsere Wälder hinein bis nach ganz gut erschlossen, gerade in der Rheinebene ist dicht Besiedelung, das heißt, auch viele Wege, die auch befahrbar sind. Und insofern haben wir schon ein paar Vorteile in der Waldbrandbekämpfung und die Zusammenarbeit, die wir mit der Feuerwehr pflegen, die wirkt.

SWR Aktuell: Trotzdem gibt es ja auch bei uns bergige Regionen. Wenn wir da zum Beispiel mal den Schwarzwald nehmen, da kann es teilweise schon ja wirklich sehr gebirgig sein. Mal angenommen, im doch sehr tannenlastigen Schwarzwald brennen plötzlich mehrere Hektar Wald, möglicherweise eben doch weit weg von Löschteichen oder Seen  - gehen Sie denn davon aus, dass ein solcher Brand auch mit dem Status quo wirklich effektiv gelöscht werden kann?

Hauk: Auch dort kommen wir noch hin, wenn es dort brennen würde. Aber mit der Höhenlage sinkt die Wahrscheinlichkeit für Brände. Gottseidank ist es so, weil es erstens kühler wird und weil zum Zweiten auch die Wasserhaltefähigkeit der Böden im Schwarzwald gegenüber der Rheinebene deutlich ansteigt. Das heißt, die Oberböden sind zwar trocken, aber insgesamt ist das Milieu noch nicht das ganz trockene Milieu, das wir aus der Rheinebene kennen. Da sehe ich die Gefahr etwas vermindert. Hinzu kommt, dass wir im Prinzip schon vor Jahrzehnten auf einen Waldumbau gesetzt haben, sodass wir es eigentlich überall in Baden-Württemberg mit Mischwäldern zu tun haben, die deutlich weniger anfällig sind für Waldbrände –und keinen Monokulturen wie beispielsweise die Kiefern in Brandenburg

SWR Aktuell: In Sommerhitzewellen kommen natürlich auch immer wieder die Appelle und Warnungen: Nicht grillen im Wald, nicht rauchen. Wie kann es denn Ihrer Einschätzung nach noch besser gelingen, dass sich auch daran wirklich alle halten?

Hauk: Ich glaube, die Sensibilität der Bevölkerung steigt. Es ist den meisten Menschen schon bewusst, dass man etwas Gefährliches macht, wenn man mit Feuer umgeht oder auch Glas. Man kann nur informieren. Das tut wir verstärkt vor allen Dingen: Die Waldbesucher informieren die regelmäßig spazieren gehen. Die versuchen wir auch zu sensibilisieren, dass sie auch ein bisschen Augenmerk darauf haben, was die anderen machen. Da haben wir schon den Eindruck, dass den Menschen insgesamt die steigende Gefahr durch Waldbrände bewusst ist.

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