Wiederaufbau an der Ahr: Warum in Heppingen schon 95 Prozent der Privathäuser bewohnbar sind

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Autor/in
Stefan Eich
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Andreas Böhnisch

Zwei Jahre nach der Flutkatastrophe im Ahrtal geht der Wiederaufbau voran. Was in Heppingen geleistet wurde, sagt der Ortsvorsteher Klaus Kniel im Gespräch mit SWR Aktuell-Moderator Stefan Eich.

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Die Flutkatastrophe im Ahrtal liegt zwei Jahre zurück. Die Tragödie ereignete sich in der Nacht vom 14. Juli auf den 15. Juli 2021. Stark zerstört wurde Heppingen, ein Stadtteil von Bad Neuenahr-Ahrweiler. Was inzwischen wieder aufgebaut wurde, sagt Ortsvorsteher Klaus Kniel (CDU). SWR Aktuell-Moderator Stefan Eich hat mit ihm gesprochen.

SWR Aktuell: Wenn Sie an diese Nacht denken, was ist das erste Bild - das erste Gefühl, an das Sie sich erinnern?

Klaus Kniel: Großes Chaos. Zerstörung. Wegschwimmende Fahrzeuge und Gastanks, die alle durch unseren Ort durchgeflossen sind. Und am nächsten Morgen hatten wir dann eine stinkende Brühe, die aus allem möglichen stammte, was die Ahr mitgebracht hatte. Das ganze war zu einer Masse aus Schlamm geworden, der unseren ganzen Ort überzogen hatte.

SWR Aktuell: Wie kommt zwei Jahre nach der Flut der Wiederaufbau in Heppingen voran?

Kniel: Man muss ein bisschen differenzieren. Die privaten Anstrengungen, die zum Wiederaufbau geführt haben, sind enorm weit gediehen. Nach meiner Schätzung sind vor allem im Neubaugebiet die Häuser zu etwa 95 Prozent bewohnt. In anderen Bereichen Heppingens ist das ebenfalls so. Es gibt nur wenige Bewohner, die noch nicht in ihre Häuser oder Wohnungen zurückgezogen sind.

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SWR Aktuell: Von der Landrätin des Kreises Ahrweiler, Cornelia Weigand, haben wir gestern früh hier in SWR Aktuell gehört, dass nicht alles wieder so aufgebaut wird, wie es war. Der Grund: Die Neubauten sollen nachhaltig und möglichst katastrophensicher werden. Wie sieht das bei Ihnen in Heppingen aus?

Kniel: Das ist auch hier in Heppingen so, insbesondere in dem Neubaugebiet, das fast komplett zum „blauen Bereich“ erklärt worden ist. Alle Häuser, die man neu errichtet hat, müssen dem Hochwasserschutz Rechnung tragen. Das bedeutet zum Beispiel, dass die Gebäude im Erdgeschoss nicht mehr bodengleich mit der Straße ihre Hauseingänge haben. Es musste bis zu 1,40 Meter aufgestockt werden. Das ist auch bei allen Häusern so, die jetzt noch neu gebaut werden. Diese Maßnahme soll dem Hochwasserschutz dienen.

SWR Aktuell: Das heißt: ein Haus muss nicht nur neu gebaut werden, es muss auch aufwendiger neu gebaut werden. Wer zahlt das denn?

Kniel: Das zahlen zum Teil die Versicherungen und zum Teil das Land Rheinland-Pfalz über die ISB-Bank (Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz).

SWR Aktuell: Der Wiederaufbau kostet Geld und viele Nerven. Jeder einzelne Politiker von Bund und Land, der im Flutgebiet war, hat Hilfe versprochen. Wie gut funktioniert die Unterstützung denn wirklich?

Kniel: Man muss das ein bisschen differenzieren. Bei den privaten Bauten ist das inzwischen fast Routine, obwohl eine Reihe von Leuten mit ihren Versicherungen immer noch im Streit ist. Außerdem gibt es Gutachten, die von der ISB kritisch beäugt werden.

Im öffentlichen Bereich ist es etwas komplizierter. Wir haben in unserer Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler mehr als 1.500 städtische Projekte, die nach der Katastrophe zum Wiederaufbau, Neubau oder zur Restaurierung anstehen. Das sind zum Beispiel Schulen, Kindertagesstätten sowie Sport- und Bolzplätze. An erster Stelle steht die Planung. Hinzu kommt die Abstimmung mit den Aufsichts- und Finanzbehörden, um diese Projekte an den Start zu bringen. Das alles ist zeitaufwändig.

Beispielsweise wir in Heppingen haben eine neue Ahrbrücke in Aussicht. Außerdem müssen wir laut Stadtratsbeschluss ein neues Feuerwehrhaus errichten, weil das alte der Flut zum Opfer gefallen ist.

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