CDU-Wirtschaftspolitikerin

Warum keine Rente mit 63, Frau Connemann?

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Autor/in
Eva Ellermann

Gitta Connemann ist so etwas wie die "Miss Mittelstand" der CDU. Sie äußert sich zur Populismus-Debatte in ihrer Partei, zur Wirtschaftsförderung der Ampel-Koalition und zum Fachkräftemangel. Von den Babyboomern fordert sie den Verzicht auf die Rente mit 63.

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Die Vorsitzende der Mittelstands- und Wirtschaftsunion, Gitta Connemann, vertritt innerhalb der CDU die Interessen von Unternehmerinnen und Unternehmern. Sie gilt als Unterstützerin von Parteichef Friedrich Merz, auch wenn er gegen ihre Überzeugung eine Frauenquote in der CDU durchgesetzt hat.

Merz und der Populismus-Vorwurf aus den eigenen Reihen

Nach der umstrittenen Rede von Ex-Eisschnellläuferin Claudia Pechstein beim CDU-Programmkonvent, hat Connemann Parteichef Friedrich Merz den Rücken gestärkt. Er hatte den Auftritt als "brillant" bezeichnet. Die CDU-Politikerinnen Karin Prien und Yvonne Magwas hatten dagegen die Rede kritisiert, weil sie auch populistische Untertöne zu u.a. Migration und Familienbild enthielt. Im Interview der Woche sagte Connemann: "Ich persönlich finde, dass Claudia Pechstein nicht nur eine Ausnahmesportlerin immer gewesen ist, sondern dass sie uns gerade noch einmal gezeigt hat, was bewegt eigentlich unsere Mitglieder und was bewegt die Bürgerinnen und Bürger. Und Politik (…) ist gut beraten, dort immer ein offenes Ohr zu haben."

Chefin der Mittelstands- und Wirtschaftsunion Gitta Connemann steht neben SWR-Korrespondentin Eva Ellermann im ARD-Hauptstadtstudio.
Chefin der Mittelstands- und Wirtschaftsunion Gitta Connemann und SWR-Korrespondentin Eva Ellermann im ARD-Hauptstadtstudio

"Die Rente mit 63 ist das falsche Signal"

Der Fachkräftemangel ist eines der großen Probleme, die Gitta Connemann immer wieder von Unternehmerinnen und Unternehmern auch aus dem Mittelstand hört. Das neue Fachkräfteeinwanderungsgesetz kritisiert sie. Aus ihrer Sicht ist es ein falscher Anreiz, dass Asylbewerbern der sogenannte Spurwechsel in den Arbeitsmarkt erleichtert wird. Connemann fordert im Kampf gegen den Fachkräftemangel auch die Abschaffung der Rente ab 63 . Unter bestimmten Voraussetzungen können Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer schon mit 63 in Rente gehen, zwei Drittel der Babyboomer-Generation hat entsprechende Pläne. Im Interview der Woche sagt Connemann: "Ich bin selbst Babyboomerin. Und ich verstehe jeden, der für sich persönlich sagt ich will weniger arbeiten. Ja, aber am Ende geht es nicht nur um persönliche Wünsche". Es gehe auch um das Funktionieren des Staates und den Wirtschaftsstandort Deutschland. "Und wenn wir dafür sorgen wollen, dass wir aus dieser Delle wieder rauskommen, in der wir uns zurzeit befinden, würde ich sagen, wir sollten gemeinsam an einem Strang ziehen. Und dazu gehört Gemeinwohl immer vor individuellem Wohl."

"Die Industriestrompreisbremse ist nur eine Krücke"

Die Vorsitzende der Mittelstandsunion begrüßt, dass die Bundesregierung die Ansiedlung des Chip-Herstellers Intel in Sachsen-Anhalt mit fast 10 Milliarden Euro Subventionen fördert. "Der Bund investiert hier in Daseinsvorsorge", sagt Connemann zu der Entscheidung, die von Wirtschaftswissenschaftlern kritisiert wird. Anders bewertet Connemann den von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) geplanten Industriestrompreisdeckel. Damit will die Ampel-Koalition vor allem energieintensive Unternehmen entlasten. Nach Ansicht von Connemann ist das Grundproblem, dass es nicht genug Energie gebe. Die Pläne für eine Strompreisbremse nennt sie eine "Krücke". Dennoch würde sie ihrer Vereinigung empfehlen, diese "Krücke" anzunehmen – "allerdings nur unter bestimmten Voraussetzungen zur Standortsicherung, befristet und nicht nur für die Großen." – so die Forderung von Connemann.

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Eva Ellermann