Es läuft der sechste Bahnstreik in dieser Tarifrunde. Die Chemiebranche leidet unter dem Streik der Lokführer. Warum - erklärt Tilman Benzing vom Verband der Chemischen Industrie.
Die Lokführer-Gewerkschaft GDL bestreikt noch bis Dienstagabend (12.03.) den Güterverkehr der Deutschen Bahn. Diese vielen Streiks der vergangenen Monate würden die Transporte erschweren, sagt Tilman Benzing, zuständig für Logistik beim Verband der Chemischen Industrie, im Gespräch mit SWR Aktuell-Moderator Arne Wiechern. Denn die Branche nutze neben der Binnenschifffahrt vor allem die Bahn zum Transport ihrer Rohstoffe und Produkte.
Wie die Lieferkette in der Chemie-Industrie funktioniert
Die Chemie-Industrie benötige am Anfang des Produktionsprozesses einige wenige Rohstoffe. "Das sind Erdölprodukte." Auch Salz gehöre dazu. Beides werde per Binnenschiff oder mit dem Güterzug angeliefert. Die daraus entstehenden Grundprodukte seien in der Regel für den Weitertransport an andere Chemiestandorte bestimmt. "Das geht sehr häufig mit der Bahn. Insofern spielt die Bahn in diesem Bereich der Basischemie eine sehr wichtige Rolle", sagt der Verbandsvertreter.
Chemie-Transporte mit der Bahn sind alternativlos
Der Wechsel auf andere Verkehrsträger ist in der Chemie-Industrie nach Aussage von Tilman Benzing schwierig. Der Transport per Binnenschiff sei oft keine Alternative, da viele Chemiestandorte nicht über einen Wasseranschluss verfügten. Hinzu komme, dass Produkte mit großem Volumen von einer Fabrik in die andere gebracht werden müssten. "Insofern möchten wir als Branche in Zukunft mehr mit der Bahn transportieren."
Hoher Anteil von privaten Bahnanbietern für Chemie-Transporte
Weil die Deutsche Bahn auch ohne Streiks nicht als besonders zuverlässig gilt, schließen immer mehr Betriebe in der Chemieindustrie Verträge mit privaten Anbietern ab. Der Anteil liege bei 58 Prozent, sagt der Verbandsvertreter. Allerdings sei für die Chemiebranche der "Einzelwagenverkehr" sehr wichtig. Dabei würden einzelne Güterwaggons an den Chemiestandorten abgeholt und in Rangierbahnhöfen zu Zügen zusammengekoppelt. "Das ist ein Marktsegment, wo die Deutsche Bahn sehr stark ist." An diesem Punkt wünsche sich die Chemiebranche mehr Wettbewerb, ergänzt Tilman Benzing.