Offengestanden missfällt mir am FDP-Vorsitzenden und Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP), dass er seinen Wohlstand ostentativ zur Schau stellt - ein feudales Gebaren im demokratischen Wahlamt. Zugleich anerkenne ich seine große politische Begabung, die er nach dem Wahlsonntag in Bayern und Hessen mehr denn je brauchen wird. Denn die FDP als kleinster Partner in der Berliner Ampelkoalition kann nur noch verlieren, was immer sie tut.
FDP aus drei Landtagen geflogen
Christian Lindners Strategie einer Oppositionspartei in der Regierung ging offenkundig nicht auf. Seither verlor die FDP zwei Regierungsbeteiligungen in den Ländern und flog aus drei Landtagen. Doch geräuschloser und streitärmer zu werden, wie es sich die Bundesregierung jetzt vornimmt, kann für Christian Lindner keine Lösung sein. Er muss das Politikverständnis der Liberalen klar von dem der Grünen abgrenzen. Lindner, der Schuldenbremser.
Die FDP war nie eine Volks-, sondern immer eine Klientelpartei. Früher der Reichen, heute der Reichen und Hippen. Ihre Bedeutung in der alten Bundesrepublik erlangte sie als "Zünglein an der Waage" - sie machte Bundeskanzler oder stieß sie vom Thron. In der Berliner Republik mit fünf demokratischen Parteien im Bundestag braucht es kein "Zünglein" mehr.
Die FDP hat, meine ich, ihre neue Rolle nicht gefunden. Bislang hat das ihr narzisstischer, rhetorisch brillanter Vorsitzender überdeckt. Jetzt ist die Decke weggezogen.