Zwei Minuten: Die Kolumne zum Wochenende

Meinung: Der "Heiße Herbst" im "Herbst der Entscheidungen"

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Autor/in
Peter Knetsch

FDP-Chef Lindner hat einen "Herbst der Entscheidungen" angekündigt. Das passt, der Herbst steht schließlich für aufregende Entwicklungen, meint Peter Knetsch in der Kolumne.

Ich bin ein bisschen aufgeregt. Wir befinden uns seit einigen Wochen mittendrin. Mitten im „Herbst der Entscheidungen“. Diesen etwas schwülstigen Vorabend-Serien-Titel hat Christian Lindner (FDP) erfunden. Blöd nur, dass er offenbar das dazugehörige Drehbuch vergessen hat. Das schreiben gerade andere, die Grünen zum Beispiel. Aber wer weiß, was Lindner noch aus dem Hut zaubert. Zerlegt er die Ampel? Und die FDP gleich mit? Vielleicht will er sich auch nur einen neuen Porsche kaufen? Es bleibt spannend.

Die Kolumne von Peter Knetsch können Sie hier auch als Audio hören:

Nur der Herbst kann „heiß“ sein

Fakt ist: Der „Herbst der Entscheidungen“ ist der Ableger eines Alliterations-Klassikers: Der „Heiße Herbst“. Und das ist endlich mal was Konkretes, an dem man sich abarbeiten kann: „Heißer Herbst“, die einzige Jahreszeiten-Metapher, die in dieser Kombination funktioniert. „Heißer Frühling“ klingt schwülstig, „Heißer Winter“ nach Klima-Apokalypse und „Heißer Sommer“ naja eben nach „heißer Sommer“. Aber „Heißer Herbst“, wow, da ist Energie drin.

Peter Knetsch steht im Gang eines SWR-Gebäudes.
Eine Kolumne von Peter Knetsch

„Heiß“ zu allen Zeiten

Man weiß nicht genau, wo diese Energie hinführt, aber gefühlt ist damit in der Regel was Krawallig-Aufregendes verknüpft, etwas verändert sich, spitzt sich zu oder entlädt sich. Ein paar Beispiele, welche Evolution der „Heiße Herbst“ schon hinter sich hat erstaunlicherweise ist der Begriff oft sogar positiv besetzt: 1960 als Schlagwort für die heiß laufende westdeutsche Konjunktur, also als Etikett fürs Wirtschaftswunder genutzt. Ja, das gabs mal! 1983 beschrieb der „Heiße Herbst“ die Friedensbewegung, die gegen Aufrüstung auf die Straße ging. Ja, gabs auch mal! Im selben Jahr wurde der Begriff als „Wort des Jahres“ geadelt.

Vom Überlebenskampf zu frischen Brötchen

In jüngerer Zeit dann wieder ein aggressiveres Grundrauschen: Die Gelbwestenproteste in Frankreich, die Energiekrise in Deutschland, die Angst vor kalten Wohnzimmern. Die Linke kaperte den „Heißen Herbst“ vor zwei Jahren als Slogan, quasi als Kampfbegriff – im Überlebens-Kampf wars aber auch nicht besonders hilfreich. Und heute? „Heißer Herbst“ und der „Herbst der Entscheidungen“, auf was könnte es hinauslaufen?

Die Antwort stand heute Morgen in einer Anzeige meiner Tageszeitung: „Heißer Herbst“-Rabattaktion: Ab 10 frische Brötchen - 25 Prozent günstiger. Greifen Sie zu!

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