Bundesverkehrsminister Volker Wissing promovierte Ende der 90er Jahre an der Universität in Münster/Westfalen. Münster war damals schon die Fahrrad-Hauptstadt Deutschlands. Dort gab es fast an jeder Straße einen Radweg, in vielen Wohngebieten sogar autofreie Straßen nur für Fahrradfahrer, Ampeln mit eigenen Druckknöpfen am Radweg und in der Innenstadt wesentlich mehr Parkplätze für das Zweirad als für Autos.
Auf den meisten Strecken war man dank der „Grünen Welle“ oft auch schneller und besser mit dem Rad unterwegs als mit Bus oder Auto. Münster baute schon Ende der 90er Jahre das größte Fahrradparkhaus Deutschlands am Hauptbahnhof. Denn auch beim Fahrrad-Diebstahl lag die Stadt bundesweit an der Spitze.
Volker Wissing hatte vermutlich während seiner Promotion nicht viel Zeit, sich für das münsteraner Verkehrskonzept zu interessieren… Oder der Bundesverkehrsminister braucht manchmal etwas länger, um eine gute Sache zu erkennen. Jetzt hat es aber bei ihm Klick gemacht. Sein Ministerium will mit 110 Millionen Euro den Neubau von Fahrradparkhäusern an Bahnhöfen und anderen Orten fördern. Kurz vor der Einführung des Deutschland-Tickets für 49 Euro am 1. Mai kann Wissing sich beim Wählervolk mit dieser Ankündigung auch mal beliebt machen.
Förderung fürs Radfahren tröpfelt nur
Doch sein Förderprogramm ist aus meiner Sicht ein Tröpfchen auf den berühmten Stein und kommt reichlich spät. Denn seitdem es E-Bikes und Pedelecs gibt, sind schon längst viele Menschen aufs Zweirad umgestiegen. Mit politischem Geist, Verstand und Hilfe wären es vielleicht sogar noch mehr. Denn neue Parkhäuser sind schön, neue Radwege dorthin noch schöner.