München, Hamburg und Köln: Das sind aktuell die "smartesten" Städte in Deutschland, hat der Digitalverband Bitkom in seinem jährlichen "Smart City Index" ermittelt. Und auch wenn die einzelnen Städte nicht zu den absoluten Spitzenreitern gehören, kann sich die Digitalisierung in Baden-Württemberg sehen lassen. Denn auch dieses Jahr schaffen es gleich drei Städte in die Top 10: Freiburg (Platz 6), Stuttgart (Platz 7) und Ulm (Platz 10).
Freiburg geht innovative Wege, digital zu arbeiten
Freiburg hat damit in Baden-Württemberg erstmals die Nase vorne. Die Stadt verbessert sich um 8 Plätze (2023: Platz 14). Laut Bitkom gibt es dort im Bundesvergleich besonders viele Verwaltungsdienstleistungen für Bürgerinnen und Bürger digital. Freiburg arbeite intensiv daran, mehr digitale Angebote zu schaffen und geht zugleich innovative Wege, um intern digital und datenbasierter zu arbeiten, so Bitkom-Experte Michael Pfefferle.
Nach fast fünf Jahren Projektlaufzeit Smart City Ulm: Was hat sich getan?
Ulm gehört zu den zehn "smartesten" Städten Deutschlands. Aber was genau ist eine Smart City eigentlich? Und wie hat sich die Stadt verändert?
Digitale Services gibt es neben dem Bürgeramt zum Beispiel bei der Ausländerbehörde und im Gewerbeamt. Die Stadt bietet dazu viele Möglichkeiten, digital zu bezahlen. Es gibt einen KI-Chatbot, eine Plattform zu Mobilitäts- und Umweltdaten sowie einen "digitalen Zwilling" der Stadt. Außerdem gibt es selbstdimmende Straßenbeleuchtung und Straßenlaternen, die mit Photovoltaik betrieben werden. So sei Freiburg auch bei den Themen Nachhaltigkeit und Energieversorgung ganz vorne mit dabei, sagt Bitkom-Experte Pfefferle.
Karlsruhe nicht mehr in den Top 10, trotzdem mit digitalen Fortschritten
Weil Freiburg aktuell besonders große Fortschritte bei der Digitalisierung macht, hat die Stadt sogar Stuttgart und Ulm überholt. Alle drei Städte kümmern sich aber besonders stark um die Themen Energie und Umwelt. Im Landes- und Deutschlandvergleich gebe es hier sehr viele Ladestationen für E-Autos und Photovoltaikanlagen.
Gleichzeitig schafft es Karlsruhe dieses Jahr nicht mehr in die Top 10 (2023: Platz 10, 2024: Platz 13). Der Verband Bitkom betont allerdings, dass Karlsruhe wie die meisten Städte trotzdem weiterhin Fortschritte bei der Digitalisierung mache. Die Entwicklung anderer Städte sei zuletzt jedoch rasanter gewesen.
Reutlingen ist größter Aufsteiger im Smart City Index
Besonders deutlich war die Entwicklung im vergangenen Jahr zum Beispiel in Reutlingen. Zwar schafft es die Stadt nicht in die Top 10, steigt im Bundesranking aber um insgesamt 27 Plätze auf - auf Platz 51. Pfefferle beobachtet, dass Reutlingen in den letzten Jahren besonders viel in die Digitalisierung der Verwaltung investiert hat.
Daneben habe Reutlingen auch auf einen nachhaltigen ÖPNV gesetzt. Pfefferle ist zuversichtlich, dass die Stadt auch in Zukunft zu den Aufsteigern im Smart City Index zählen könnte.
Großstädte in Rheinland-Pfalz sind solides Mittelfeld
Aus Rheinland-Pfalz ist im Smart City Index 2024 erneut keine Stadt unter den Top 10 vertreten. Wie im vergangenen Jahr erzielt Trier die beste Platzierung und landet auf Platz 19 (2023: Platz 13). Dann folgen Kaiserslautern auf Platz 44, Mainz knapp dahinter auf Platz 45 und Ludwigshafen auf Platz 50. Schlusslicht der rheinland-pfälzischen Großstädte ist Koblenz auf Platz 55.
Wie viele andere "kleine Großstädte" hätten die Städte in Rheinland-Pfalz nicht die Kapazität, alle Aspekte der Digitalisierung gleichzeitig voranzubringen. Stattdessen seien viele Städte in einzelnen Kategorien besonders gut, während sie in anderen Themenbereichen erst Know-how aufbauten. So schneide zum Beispiel Trier im Bereich Energie und Umwelt erneut besonders gut ab, so Pfefferle.
Bitkom fordert, kleine Städte nicht aus dem Blick zu verlieren
Neben solchen Unterschieden zwischen größeren und kleineren Großstädten, sei die digitale Kluft zwischen Städten insgesamt und dem ländlichen Raum noch größer. Pfefferle appelliert deswegen an die Landesregierungen, sich nicht auf den Erfolg einiger Großstädte auszuruhen, sondern vielmehr den ländlichen Raum in den politischen Fokus zu nehmen.