Seinen 80. Geburtstag feiert Wolfgang Porsche, Enkel von Firmengründer Ferdinand Porsche, am Mittwoch auf der VW-Aktionärs-Hauptversammlung in Berlin. Dort will er sich für weitere fünf Jahre als Volkswagen-Aufsichtsrat zur Wahl stellen. Und dann noch ein paar Dinge "von Grund auf regeln", wie er der Deutschen Presse-Agentur erklärte. Weitere Interviews zum Geburtstag gibt der wohl mächtigste Mann im VW-Konzern nicht.
Milliardenschwerer Erbe, Manager und Doktor der Handelswissenschaften
Wolfgang Porsche ist durch sein Erbe und seine Investments einer der reichsten Menschen der Welt. Das Gesamtvermögen der Familie wird auf 22,5 Milliarden Euro geschätzt. Porsche taucht aber nicht im deutschen Millionärs-Ranking auf, da der gebürtige Stuttgarter die österreichische Staatsbürgerschaft besitzt. Nach dem Abitur legte der Waldorfschüler die Gesellenprüfung als Schlosser ab. Anschließend studierte Porsche an der Hochschule für Welthandel in Wien und promovierte zum Doktor der Handelswissenschaften.
Kein breitbeiniger Autoboss
Der 80-Jährige ist im Laufe seiner Karriere nie einer dieser klassisch-breitbeinigen Autobosse gewesen. Ganz im Gegenteil: Er wirkt trotz Maßanzug bescheiden, wenn man ihn - selten genug - bei offiziellen Terminen in Stuttgart trifft. Und doch geht ohne den promovierten Kaufmann mit der leisen Stimme und dem verschmitzten Lächeln wohl nichts bei Volkswagen und schon gar nicht bei Porsche.
Wenn Wolfgang Porsche den Daumen senkt
Über die Stuttgarter Automobilholding Porsche SE kontrollieren die Familien Porsche und Piëch ihre Mehrheitsbeteiligung am Wolfsburger Autobauer. Und bei der SE sitzt Wolfgang Porsche (intern auch WoPo genannt) nicht nur seit 1978 im Aufsichtsrat, sondern ist seit 2007 auch deren Vorsitzender.
Er hat damit also viel Macht und Einfluss, wenn es um die Geschicke von Volkswagen geht, dem nach Toyota zweitgrößten Autokonzern der Welt. Zuletzt war das zu beobachten, als Wolfgang Porsche dem bisherigen VW-Chef Herbert Diess sein Vertrauen entzog und Porsche-Chef Oliver Blume auf den Posten brachte.
Sein erster Wagen war ein Käfer mit Porsche-Motor
Es scheint ein nahezu bilderbuchhaft-buntes, aber wohl auch eher rastloses Leben, das Wolfgang Porsche auch jetzt noch zwischen seinem Wohnsitz auf dem "Schüttgut" in Zell am See bei Salzburg und den Autostädten Stuttgart, Wolfsburg und Ingolstadt führt. Ein Leben zwischen Aufsichtsratsmandaten, Mäzenatentum und den Hobbys Malen und Jagen: seinen beiden größten Leidenschaften - neben den schnellen Autos natürlich. Sein erstes und liebstes war übrigens ein VW Käfer, erzählte er mal, aber natürlich nicht irgendeiner, sondern ein Käfer mit Porsche-Motor.
"Der Mythos Porsche wird nie untergehen"
Wolfgangs Großvater Ferdinand Porsche hatte den Käfer konstruiert, sein Vater Ferry aus einem Konstruktionsbüro den Kult-Sportwagenhersteller Porsche geformt. Nach einem Kampf mit seinem Cousin Ferdinand Piëch und einer verlorenen Übernahmeschlacht musste Wolfgang Porsche im Sommer 2009 vor den Porsche-Mitarbeitern in Zuffenhausen mit stockender Stimme erklären, dass der Sportwagenhersteller seine Unabhängigkeit verliert. Wolfgang Porsche sagt aber auch: "Der Mythos Porsche lebt und wird nie untergehen."
Das Unternehmen ging im VW-Konzern auf, an dem die Familie seitdem über ihre Holding beteiligt ist. Porsche-Fans bewerten dies oft als Makel in der Firmengeschichte, der erst 2022 mit dem Börsengang der Porsche AG in einer gewissen Weise beseitigt wurde.
Trennung von schwer erkrankter Ehefrau
Seit 2022 sorgt das Privatleben von Wolfgang Porsche für Schlagzeilen in den Boulevard- und auch den Businessmedien. Die Trennung von seiner schwer erkrankten dritten Ehefrau Claudia Hübner, die als Politikerin und Professorin in Baden-Württemberg bekannt war, erregte bundesweit Aufmerksamkeit. Dazu kam die Nachricht, dass seine neue Lebensgefährtin Gabriele Prinzessin zu Leiningen ist. Sie ist seit Jahrzehnten ein Star der internationalen High Society: Tochter von Unternehmerin Renate Thyssen-Henne und Ex-Frau von Multimilliardär und Religionsführer Karim Aga Khan. Inzwischen läuft ein Scheidungsverfahren in Salzburg.
Wolfgang Porsche ignoriert zum zweiten Mal die Regelaltersgrenze
Die erneute Wahl von Wolfgang Porsche an seinem 80. Geburtstag in den VW-Aufsichtsrat ist umstritten: So fordert etwa Christian Strenger, VW-Aktionär und Corporate-Governance-Experte, dass Porsche sich an die für Aufsichtsräte geltende Regelaltersgrenze von 75 Jahren halten sollte und diese Grenze nicht zum zweiten Mal ignorieren dürfe. Strenger verlangt, dass die Familie stattdessen den 52-jährigen Stefan Piëch entsendet. Das würde dann die vierte Generation des Unternehmer-Dynastie nach vorne bringen, die bislang nur mit Ferdinand Oliver Porsche, 62, im VW-Kontrollgremium vertreten ist. Die Forderung hat bei der Macht der Großaktionäre aber keine Chance.