Schrillende Handys und heulende Sirenen - am Donnerstagvormittag gab es zum Bundesweiten Warntag einen Probealarm. Dies geschah unter anderem über Warn-Apps - wie die NINA, KATWARN oder BIWAPP. Die Nationale Warnzentrale im Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) übermittelte den Alarm auch über Cell-Broadcast, Fernsehen, Radio und Sirenen.
Nach etwa einer Dreiviertelstunde wurde über dieselben Kanäle eine Entwarnung herausgegeben. Um den Probealarm bewerten zu können, gibt es auf der Webseite des BBK ein Umfrage-Tool. Hier können Bürgerinnen und Bürger Feedback dazu geben, ob und wie sie der Alarm erreicht hat.
- Wie gut hat die Alarmierung funktioniert?
- Wozu braucht es den Bundesweiten Warntag 2024?
- Warntag 2024 in BW: Warum werden nicht überall Sirenen eingesetzt?
Warnung auf Werbetafeln in Stuttgart verzögert
In Karlsruhe und Reutlingen war am Vormittag Sirenenalarm zu hören. Auch Freiburg, Tübingen, Ulm, Mannheim, Heidelberg und andere Städte hatten angekündigt, ihre eigenen Sirenen zu erproben. Auf Werbetafeln in der Stuttgarter Innenstadt war um 11 Uhr hingegen noch nichts von dem Alarm zu sehen. Erst mit minutenlanger Verzögerung konnten Passanten und Passantinnen die amtliche Probewarnung des BBK lesen.
In Heidelberg kam nach Angaben der Stadt zum ersten Mal das neue Sirenen-Netz zum Einsatz: 25 moderne Sirenen decken demnach das gesamte bewohnte Stadtgebiet ab. Laut einem Sprecher der Stadt hat die Alarmübung im Großen und Ganzen geklappt. Bereits rund 270 Rückmeldungen aus der Bevölkerung zum Warntag seien in den ersten zwei Stunden bei der Stadt eingegangen. Diese werde man nun auswerten.
Wie die Feuerwehr Reutlingen mitteilte, schlugen sowohl die fünf stationären als auch drei mobile Sirenen auf dem Marktplatz der Stadt wie geplant Alarm. Die Rückmeldungen aus der Bevölkerung seien ebenfalls überwiegend positiv. Mancherorts kam es aber auch zu Problemen: In der Gemeinde Kernen im Remstal (Rems-Murr-Kreis) hätten nur drei der fünf neu installierten Sirenen ausgelöst. Genau deshalb sei der Probealarm so wichtig, hieß es in einer Mitteilung.
Gemeindetag und Innenminister zufrieden mit Probealarm
Der Gemeindetag zeigte sich zufrieden mit dem Verlauf des Probealarms. "Soweit wir es bewerten können, hat es funktioniert", sagte ein Sprecher. Es komme vor allem auf einen guten Warnmix an. Auch die Entwarnung habe nach ersten Erkenntnissen geklappt.
Auch Innenminister Thomas Strobl (CDU) teilte in einer Pressemitteilung mit, "die Warninfrastruktur hat - wie bereits im vergangenen Jahr - den Stresstest erfolgreich bestanden." Durch den bundesweiten Warntag sei es gelungen, die Bevölkerung für das Thema Warnung zu sensibilisieren, um im Ernstfall richtig zu handeln und sich vor Gefahren schützen zu können, so der Minister. Bis zum 19. September stellt das Bundesamt für Bevölkerungsschutz eine Umfrage bereit, in der Bürger und Bürgerinnen ihre Erfahrungen und Wahrnehmungen rund um den Warntag teilen können.
Wozu braucht es den Bundesweiten Warntag 2024?
Der Bundesweite Warntag 2024 ist dafür da, um die bestehenden Alarmsysteme im Land zu testen. Wie wichtig ein funktionierender Zivilschutz ist, zeigen die vielen Hochwasser in jüngster Vergangenheit, wie Mitte August in Gondelsheim (Kreis Karlsruhe) oder Anfang Juni in Rudersberg (Rems-Murr-Kreis). "Angesichts der immer häufiger und extremer auftretenden Gefahrenlagen - wie zum Beispiel die Starkregen- und Hochwasserereignisse in diesem Jahr - ist es zwingend erforderlich, dass die Menschen wissen, wie Warnung bei ihnen vor Ort konkret funktioniert und auf was sie achten müssen", heißt es vom BW-Innenministerium hierzu. Aber auch wegen des Krieges in der Ukraine, den bewaffneten Konflikten in Nahost und der damit verbundenen Bedrohungslage auch in Deutschland gewinne der Zivilschutz immer mehr an Bedeutung.
Bundesamt hofft auf Feedback Heulende Sirenen, schrillende Handys: So lief der Warntag in BW
Kurz vor 11 Uhr ging es schon los: Handys bimmelten, Warnmeldungen ploppten auf und vielerorts gingen die Sirenen an. Doch nicht überall wurde die Bevölkerung gewarnt.
Warntag 2024 in BW: Warum werden nicht überall Sirenen eingesetzt?
Wie das BW-Innenministerium auf SWR-Anfrage mitteilte, war die Teilnahme am Warntag 2024 für die Kommunen freiwillig. Das bedeutet, dass nicht in jeder Stadt oder Gemeinde Sirenen oder andere Warnmittel zu hören waren. Auch die Voraussetzungen in den Städten und Kommunen unterscheiden sich. "Derzeit gibt es keine funktionsfähige Sirene in Stuttgart", sagte Feuerwehrsprecher Daniel Anand der "Stuttgarter Zeitung". Zwar gebe es drei Spezialfahrzeuge mit Sirenen, diese würden am Donnerstag jedoch nicht eingesetzt werden.
Wie das Landratsamt des Rems-Murr-Kreises auf SWR-Anfrage mitteilte, hätten die verheerenden Hochwasser gezeigt, wie wichtig funktionierende Alarmierungsketten seien. Dort sind aktuell neun Sirenen im Einsatz - unter anderem in Kernen, Althütte oder Rudersberg. Erprobt werden auch die Sirenen im Kreis Göppingen, etwa in Eschenbach und Heiningen. Im Kreis Esslingen kommt es auf die jeweiligen Gemeinden an, ob sie die Sirenen zum Probealarm einschalten. Eigenen Angaben zufolge gibt es im Landkreis zwar 34 festinstallierte, funktionsfähige Sirenen und sechs weitere befinden sich im Aufbau, doch diese sind bislang nicht an das Modulare Warnsystem MoWaS angeschlossen.
In Heidelberg wurden bereits im vergangenen Jahr 25 neue Sirenen in Betrieb genommen. Dafür hat die Stadt eigenen Angaben zufolge knapp eine halbe Million Euro in die Hand genommen. Und auch die Landeshauptstadt will jetzt nachziehen. Derzeit werde in einem Ingenieurbüro daran gearbeitet, ein Sirenennetz in Stuttgart aufzubauen. Um das Stadtgebiet abzudecken, würden rund 90 Sirenen benötigt. Im Ludwigsburg und Marbach gibt es bislang noch keine Sirenen. In Kornwestheim (Kreis Ludwigsburg) gibt es keine, doch das ändert sich bereits im kommenden Jahr. Denn dort werden noch im Herbst acht stationäre Sirenenanlagen im Stadtgebiet installiert.
BW-Innenministerium: Viele Anträge für Sirenenanlagen
Auch das BW-Innenministerium sieht die Notwendigkeit von Sirenen: "Ein wichtiger Baustein des Zivilschutzes ist eine bundesweit flächendeckende und zudem gleichmäßig in der Fläche verteilte Sireneninfrastruktur, die den besonderen Anforderungen an eine Warnung im Zivilschutzfall genügt." Dafür ist aus Sicht des Ministeriums jedoch der Bund zuständig. "Allein in Baden-Württemberg lag das Antragsvolumen beim laufenden Sirenenförderprogramm mit rund 37 Millionen Euro deutlich über den rund 11,6 Millionen Euro, die der Bund dem Land zur Verfügung gestellt hat", so ein Sprecher auf SWR-Anfrage.
Hierbei seien insgesamt Förderungen für rund 2.660 Sirenenanlagen in Dach-/Gebäudemontage, rund 460 Sirenenanlagen als freistehende Masterrichtung und rund 230 Sirenensteuerungsempfänger beantragt worden. Davon seien im ersten Halbjahr 2024 bislang 184 Sirenenanlagen auf Dächern beziehungsweise Gebäuden montiert, 19 als freistehende Masterrichtungen und 9 Steuerungsempfänger errichtet und über das Land abgerechnet worden. Dennoch sei die Sireneninfrastruktur in Deutschland und auch in Baden-Württemberg nicht flächendeckend und die Finanzierung über die laufenden und geplanten Sirenenförderprogramme nicht ausreichend, so der Sprecher weiter.