Die Universitäten in Baden-Württemberg fordern vom Land eine großzügigere Beteiligung an zusätzlichen Energiekosten. Die Zusage des Wissenschaftsministeriums, 40 Prozent des Mehraufwandes zu übernehmen, reiche nicht aus, betonte die Landesrektorenkonferenz (LRK) in Stuttgart. Nach Angaben des Zusammenschlusses der neun Universitäten im Land beliefen sich im Jahr 2022 die Energie-Mehrkosten im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019 auf 14 Millionen Euro.
"Die Universitäten haben die Landespolitik seit dem Jahr 2022 immer wieder darauf hingewiesen, dass die Energiekostensteigerung aus ihren regulären Mitteln nicht zu tragen ist, ohne dass es zu weitgehenden Einschränkungen des Studien- und Forschungsbetriebs kommen muss", betonte LRK-Chef Thomas Puhl. Die Landesregierung habe auf den Hilferuf mit dem Versprechen reagiert, sich zu 40 Prozent an den Mehrkosten zu beteiligen. Doch dies hält Puhl, Rektor der Universität Mannheim, für ungenügend.
Energieverbrauch an Fakultäten entsteht nicht nur durch Heizung
Der LRK-Chef hatte zuvor darauf hingewiesen, dass in den Naturwissenschaften, der Medizin und den Ingenieurwissenschaften der Energieverbrauch nicht durch die Heizung der Büroräume bestimmt werde, sondern durch die Labore und die dafür notwendigen Geräte und Versuchsbedingungen. Rechenzentren, Labore und ganze Großversuchseinrichtungen ließen sich schon aus Sicherheitsgründen nicht abschalten. Forschungsgrundlagen würden zerstört oder unbrauchbar.
Uni Stuttgart will mit digitaler Lehre Energie sparen
Die Universität Stuttgart stellt im kommenden Januar zwei Wochen lang auf digitale Lehre um, um Energie zu sparen. Der Hintergrund dieser Maßnahme ist laut Universitätsleitung, dass die Energiekosten gestiegen seien und gleichzeitig der Etat der Universität kleiner geworden sei.
Finanzielle Entlastung für Unis wird Thema im Ministerrat
Nach Auskunft des BW-Wissenschaftsministeriums wird sich der Ministerrat voraussichtlich noch in diesem Herbst mit der finanziellen Entlastung der Universitäten bei ihren energiepreisbedingten Mehrkosten befassen. Im Fokus stehe das Jahr 2023. "Für 2024 kann es ja noch keine Daten geben, und im Jahr 2022 sind die Unis vergleichsweise glimpflich davongekommen", hieß es aus dem Ministerium.
Die Gespräche mit dem Ressort verlaufen Rektor Puhl zufolge positiv. "Wir hoffen, dass die Landesregierung unsere Notlage anerkennt und die Funktionsfähigkeit der Universität im laufenden und den kommenden Jahren gesichert bleibt."
FDP-Fraktion für vollständige Mehrkosten-Übernahme
Zuspruch für Puhl kommt von der FDP im Landtag. Es reiche nicht, die Einschnitte in die Etats den Universitäten abfedern zu wollen. "Wir brauchen eine vollständige Übernahme der Mehrkosten durch das Land, sonst droht der Rotstift am Ende beim Personal, der Lehre oder sogar der medizinischen Versorgung - und das darf nicht passieren", sagte der FDP-Hochschulexperte Timm Kern.
Dies hatte das Land in einer Antwort auf Kerns Anfrage aber abgelehnt. Die vom Ministerium verfügte Einsparvorgabe von 20 Prozent der Energiekosten sei "vollkommen unrealistisch und nicht umzusetzen", so Kern.
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