Trotz eines "multiplen Krisenjahres", wie Voiths Vorstandsvorsitzender Toralf Haag am Dienstag sagte, baut der Maschinenbaukonzern in Heidenheim seine Umsätze aus. Der Auftragsbestand erreicht ein Rekordhoch, erstmals wurden für das laufenden Jahr Aufträge von mehr als sieben Milliarden Euro eingeholt. Dazu haben alle drei Kernbereiche des Unternehmens beigetragen.
Voith Hydro, Papier und Turbo hatten Aufträge für 5,1 Milliarden Euro, einen Umsatz von 4,8 Milliarden und ein Ergebnis vor Steuern von 200 Millionen. Und Voith will weiter wachsen, sagt der Vorstandschef: "Wir werden in den nächsten Jahren weiterhin im Bereich Wasserkraft sein, weiterhin im Bereich Papiermaschinen und weiterhin im Bereich Antriebstechnik. Unsere Strategie ist hier weiter zu investieren."
Nachhaltig will sich Voith weiterentwickeln, dazu gehören angesichts der Energiekrise auch Zukunftsthemen, mit denen sich das Unternehmen bereits auseinandersetzt. Beispiel Wasserstoff: "Diese Projekte sind noch in der Pilotphase, aber es gibt Projektansätze in Afrika und auch in Südamerika, um auch mit Förderungen der Bundesregierung Projekte zu realisieren, wo mit Wasserkraft grüner Wasserstoff im Ausland produziert und dann nach Deutschland importiert wird", so Haag.
Investitionen am Standort Deutschland zunehmend kritisch
Der Wasserstoff soll dann in Tanks der Marke Voith beispielsweise Motoren schwerer LKW antreiben, auch da ist Voith mit dabei. Wenn Voith-Chef Haag allerdings von Wachstum spricht, dann meint er nicht zwingend den Standort Deutschland: "Wir schauen uns zukünftige Investitionen in Deutschland zunehmend kritisch an. Aufgrund des Umfelds, aufgrund der Regulierungen, aufgrund der Energieentwicklung." Investitionsschwerpunkte seien im Moment eher im Ausland. In Osteuropa, den USA und Asien, dort hauptsächlich China. 15 Prozent seines Umsatzes macht das Heidenheimer Unternehmen dort und beschäftigt rund 2.500 Mitarbeiter. Voith will aber unabhängiger von China werden, und will deshalb verstärkt in Südost-Asien investieren.
Insbesondere durch Firmenaufkäufe ist Voith im vergangenen Geschäftsjahr auch personell gewachsen. Weltweit beschäftigt das Heidenheimer Unternehmen jetzt etwa 21.500 Menschen.
Stammsitz in Heidenheim wird modernisiert
Heidenheim aber ist und bleibt der Stammsitz. Dieser soll saniert und modernisiert werden. Die Belegschaft soll aber, wie mit dem Betriebsrat und der Gewerkschaft vereinbart, im Laufe der Jahre schrumpfen. Von derzeit 3.959 auf 3.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Das aber ohne betriebsbedingte Kündigungen, sondern nur durch natürliche Fluktuation, so Vorstandsvorsitzender Haag.