Mit 18 von zu Hause ausziehen - für junge, intensivpflegebedürftige Menschen mit Beeinträchtigungen oder schweren Krankheiten ist das kaum möglich. Der Ulmer Pflegedienst MUKKI (Mobile Ulmer Kinder, Kranken- und Intensivpflege) hat nun aber die betreute Wohngemeinschaft "JuWI" gegründet, die diese Abkürzung wiederum steht für Junges Wohnen Intensiv. Sie soll Menschen dabei helfen, ein selbstständigeres Leben zu führen.
Erste Bewohnerin in der Wohngemeinschaft eingezogen
"Herzlich Willkommen bei Manisha Zuhause." MUKKI-Geschäftsführer Heribert Karrer begrüßt die Gäste bei der Einweihung der WG JuWI. Manisha ist die erste und bisher einzige Bewohnerin in der neuen Wohngemeinschaft auf dem Ulmer Eselsberg. Die 30-Jährige sitzt im Rollstuhl, braucht mittlerweile Beatmung und wird seit fast 15 Jahren rund um die Uhr von dem Ulmer Pflegedienst betreut.
Vor rund zwei Wochen ist sie in ihr neues Zuhause umgezogen und kann bald ein selbstständigeres Leben führen. Für Manishas Mutter war dieser Schritt nicht leicht, ihre Tochter in ein betreutes Wohnen zu geben. Sie vermisst ihr Kind. Zum ersten Mal nach langer Zeit hat sie aber auch wieder eine Privatsphäre, denn bisher war jede Nacht ein Pflegedienst an Manishas Seite.
Insgesamt acht Plätze für intensivpflegebedürftige Menschen
Die Wohngemeinschaft erstreckt sich auf fast 400 Quadratmeter. Neben acht Zimmern für die künftigen Bewohnerinnen und Bewohner bietet sie zwei Bäder, ein Gäste-WC, eine Küche und einen großen Wohn- und Essbereich - alles selbstverständlich angepasst an die Bedürfnisse für Menschen im Rollstuhl.
Für Heribert Karrer ist es wichtig, dass die WG-Mitglieder selbst bestimmen, was sie machen wollen und was nicht. "Es sind junge Leute, die auch ihr Leben haben, ihre Bedürfnisse haben, und die möchten wir erfüllen." Dazu zählt neben der täglichen Arbeit in Einrichtungen oder dem Schulbesuch auch die Freizeitgestaltung. Die Bewohnerinnen und Bewohner sollen ihren Tag selbst strukturieren.
Intensiv leben - mitten in einem neuen Wohnquartier in Ulm
JuWI befindet sich in einem neu gebauten Wohnblock auf dem Ulmer Eselsberg. Für Heribert Karrer ein wichtiger Schritt in Richtung Integration. "Die Wege sollen sich mit den anderen Bewohnern des Hauses kreuzen." Das soll auch der Slogan der WG vermitteln: "Intensiv Wohnen. Intensiv Leben. Intensiv mittendrin." Intensiv heißt aber auch: Rund um die Uhr Betreuung im Dreischichtbetrieb. 24 Vollzeitkräfte sind für JuWI vorgesehen.
Schon beim Bau wurde auf die speziellen Anforderungen dieser Wohngemeinschaft geachtet. Für Frank Pinsler eine "ganz besondere Herausforderung, die Wohngruppe in die Wohnanlage zu integrieren." Er ist Geschäftsführer der Ulmer Wohnungs- und Siedlungs-Gesellschaft UWS, die den Wohnblock realisiert hat.
Seltenes Projekt im Bereich Betreutes Wohnen
Eine Wohngemeinschaft wie JuWI gibt es laut Heribert Karrer nur selten. Sie soll das Zusammenleben in einer Gruppe fördern, gleichzeitig aber auch den WG-Mitgliedern genügend Rückzugsmöglichkeiten geben. "Privat - Bitte nicht stören" steht dazu passend auf Manishas Zimmertür. Über einen baldigen Zuwachs in der Wohngemeinschaft würde sie sich aber bestimmt freuen. Vielleicht findet sich der schon beim Tag der offenen Tür am 21. Januar von 11 bis 16 Uhr.