Der Eingang zur Wohngemeinschaft für junge, intensivpflegebedürftige Menschen. Hier sollen bald acht Personen mit Beeinträchtigungen leben.

Für ein selbstständigeres Leben

Neue Intensivpflege-WG in Ulm eröffnet

Stand
Autor/in
Dennis Bechtold
SWR-Aktuell Redakteur Dennis Bechtold

In Ulm gibt es jetzt ein neues Zuhause für Menschen, die auf Intensivpflege angewiesen sind. Ein Pflegedienst hat dabei ein Konzept umgesetzt, das es so bislang recht selten gibt.

Mit 18 von zu Hause ausziehen - für junge, intensivpflegebedürftige Menschen mit Beeinträchtigungen oder schweren Krankheiten ist das kaum möglich. Der Ulmer Pflegedienst MUKKI (Mobile Ulmer Kinder, Kranken- und Intensivpflege) hat nun aber die betreute Wohngemeinschaft "JuWI" gegründet, die diese Abkürzung wiederum steht für Junges Wohnen Intensiv. Sie soll Menschen dabei helfen, ein selbstständigeres Leben zu führen.

Erste Bewohnerin in der Wohngemeinschaft eingezogen

"Herzlich Willkommen bei Manisha Zuhause." MUKKI-Geschäftsführer Heribert Karrer begrüßt die Gäste bei der Einweihung der WG JuWI. Manisha ist die erste und bisher einzige Bewohnerin in der neuen Wohngemeinschaft auf dem Ulmer Eselsberg. Die 30-Jährige sitzt im Rollstuhl, braucht mittlerweile Beatmung und wird seit fast 15 Jahren rund um die Uhr von dem Ulmer Pflegedienst betreut.

Manisha sitzt im Rollstuhl. Daneben steht Heribert Karrer, der Geschäftsführer des Pflegedienstes MUKKI. Manisha ist intensivpflegebedürftig und als erste in die neue Wohngemeinschaft in Ulm eingezogen.
Manisha mit Heribert Karrer, Geschäftsführer von MUKKI. Sie ist die erste Bewohnerin in der neuen Wohngemeinschaft in Ulm.

Vor rund zwei Wochen ist sie in ihr neues Zuhause umgezogen und kann bald ein selbstständigeres Leben führen. Für Manishas Mutter war dieser Schritt nicht leicht, ihre Tochter in ein betreutes Wohnen zu geben. Sie vermisst ihr Kind. Zum ersten Mal nach langer Zeit hat sie aber auch wieder eine Privatsphäre, denn bisher war jede Nacht ein Pflegedienst an Manishas Seite.

Insgesamt acht Plätze für intensivpflegebedürftige Menschen

Die Wohngemeinschaft erstreckt sich auf fast 400 Quadratmeter. Neben acht Zimmern für die künftigen Bewohnerinnen und Bewohner bietet sie zwei Bäder, ein Gäste-WC, eine Küche und einen großen Wohn- und Essbereich - alles selbstverständlich angepasst an die Bedürfnisse für Menschen im Rollstuhl.

Ein Musterzimmer in der Wohngemeinschaft in Ulm. Ein Bett, ein Schrank, viele Pflanzen und viel Holz. Die Bewohnerinnen und Bewohner sollen sich hier wohl fühlen. Es soll wenig daran erinnern, dass sie intensivgepflegt werden müssen.
Ein Musterzimmer in der Wohngemeinschaft in Ulm. Die Bewohnerinnen und Bewohner sollen sich hier wohl fühlen. Es soll wenig daran erinnern, dass sie intensivgepflegt werden müssen. Bild in Detailansicht öffnen
Die Küche in der Wohngemeinschaft mit höhenverstellbarer Arbeitsfläche - angepasst für Menschen im Rollstuhl.
Die Küche in der Wohngemeinschaft ist mit einer höhenverstellbaren Arbeitsfläche ausgestattet. Bild in Detailansicht öffnen
Waschmaschine und Trockner wurden in der Wohngemeinschaft in Ulm auf eine passende Höhe gebracht, damit Menschen im Rollstuhl sie einfacher bedienen können.
Waschmaschine und Trockner wurden auf eine passende Höhe gebracht, damit Menschen im Rollstuhl sie einfacher bedienen können. Bild in Detailansicht öffnen
Das Bad in der Wohngemeinschaft in Ulm - angepasst für die Bedürfnisse für Menschen im Rollstuhl.
Das Bad in der Wohngemeinschaft - angepasst für die Bedürfnisse für Menschen im Rollstuhl. Bild in Detailansicht öffnen
Das zweite Badezimmer in der Wohngemeinschaft in Ulm ist dekoriert. Hier befindet sich unter anderem auch eine höhenverstellbare Badewanne.
Das zweite Badezimmer ist dekoriert. Hier befindet sich unter anderem auch eine höhenverstellbare Badewanne. Bild in Detailansicht öffnen

Für Heribert Karrer ist es wichtig, dass die WG-Mitglieder selbst bestimmen, was sie machen wollen und was nicht. "Es sind junge Leute, die auch ihr Leben haben, ihre Bedürfnisse haben, und die möchten wir erfüllen." Dazu zählt neben der täglichen Arbeit in Einrichtungen oder dem Schulbesuch auch die Freizeitgestaltung. Die Bewohnerinnen und Bewohner sollen ihren Tag selbst strukturieren.

Mukki Geschäftsführer Heribert Karrer hat sich in einen Rollstuhl gesetzt. Er zeigt an einem speziellen Ofen, wie die Wohngemeinschaft in Ulm für intensivpflegebedürftige Menschen angepasst wurde.
Heribert Karrer zeigt, wie die Einrichtung der Wohngemeinschaft in Ulm speziell auf die Bedürfnisse von Menschen im Rollstuhl angepasst ist.

Es sind junge Leute, die auch ihr Leben haben, ihre Bedürfnisse haben, und die möchten wir erfüllen.

Intensiv leben - mitten in einem neuen Wohnquartier in Ulm

JuWI befindet sich in einem neu gebauten Wohnblock auf dem Ulmer Eselsberg. Für Heribert Karrer ein wichtiger Schritt in Richtung Integration. "Die Wege sollen sich mit den anderen Bewohnern des Hauses kreuzen." Das soll auch der Slogan der WG vermitteln: "Intensiv Wohnen. Intensiv Leben. Intensiv mittendrin." Intensiv heißt aber auch: Rund um die Uhr Betreuung im Dreischichtbetrieb. 24 Vollzeitkräfte sind für JuWI vorgesehen.

Ein Papier hängt an einem Baum. Darauf steht: Viel Freude beim Einzug. Schöne gemeinsame Stunden im Juwi. Mitarbeiter des Pflegedienstes Mukki haben ihre Gedanken und Wünsche für die zukünftigen Bewohnerinnen und Bewohner der Wohngemeinschaft in Ulm an einen Wunschbaum gehängt.
Mitarbeiter des Pflegedienstes haben ihre Gedanken und Wünsche für die zukünftigen Bewohnerinnen und Bewohner der Wohngemeinschaft in Ulm an einen Wunschbaum gehängt.

Schon beim Bau wurde auf die speziellen Anforderungen dieser Wohngemeinschaft geachtet. Für Frank Pinsler eine "ganz besondere Herausforderung, die Wohngruppe in die Wohnanlage zu integrieren." Er ist Geschäftsführer der Ulmer Wohnungs- und Siedlungs-Gesellschaft UWS, die den Wohnblock realisiert hat.

Seltenes Projekt im Bereich Betreutes Wohnen

Eine Wohngemeinschaft wie JuWI gibt es laut Heribert Karrer nur selten. Sie soll das Zusammenleben in einer Gruppe fördern, gleichzeitig aber auch den WG-Mitgliedern genügend Rückzugsmöglichkeiten geben. "Privat - Bitte nicht stören" steht dazu passend auf Manishas Zimmertür. Über einen baldigen Zuwachs in der Wohngemeinschaft würde sie sich aber bestimmt freuen. Vielleicht findet sich der schon beim Tag der offenen Tür am 21. Januar von 11 bis 16 Uhr.

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