Behandlung von Leukämie

Wie Shraga Goldmann die Knochenmarkspende revolutionierte

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Autor/in
Peter Schmid
SWR-Aktuell Redakteur Peter Schmid

Der Mediziner Shraga Goldmann rettete durch sein Spenderregister vielen Leukämiepatienten das Leben. Sein Weg in die Medizin war jedoch schwer. Ein Leben zwischen Ulm und Israel.

Einen passenden Knochenmarkspender zu finden, der nicht aus der eigenen Familie kommt, war vor einigen Jahren noch wie die Suche nach einer Nadel im Heuhaufen. Durch das von Shraga Goldmann in Ulm gegründete Knochenmarkspende-Register konnte vielen Leukämiepatienten das Leben gerettet werden. Und immer mehr Patienten finden einen Spender.

Ayala Goldmann blättert in einem der Fotoalben, die vor ihr auf dem Wohnzimmertisch liegen. Viele der Familienfotos zeigen sie mit ihrem Vater, dem Transfusionsmediziner Shraga Goldmann. "Er war sehr geduldig, sehr humorvoll, sehr verständnisvoll", erzählt Ayala Goldmann. "Er war ein Vater, wie man ihn sich eigentlich nur wünschen konnte. Manchmal hatte er aber nur sehr wenig Zeit, weil er so beschäftigt war mit seinen Forschungen". Unlängst hat die Journalistin ein Buch über ihre von den Nazis verfolgte Familie geschrieben.

Ein Leben zwischen Israel und Deutschland

Shraga Goldmann wird 1935 in Berlin geboren, ist jüdischer Konfession. Sein Vater ist damals ein angesehener Schuhmacher. Die Familie wird allerdings immer stärker von den Nationalsozialisten verfolgt. Die Goldmanns werden ausgewiesen und flüchten nach Haifa, in den Norden Israels. "Das war eine Zeit, in der viele polnische und russische Juden ausgewiesen wurden. Wenn meine Großeltern das Visum nach Palästina, dem heutigen Israel, nicht gehabt hätten, wären sie nach Polen ausgewiesen worden. Was dann passiert wäre, weiß man ja.", so Ayala Goldmann.

Shraga Goldmann (rechts unten) um 1953 im Kibbuz in Israel.
Shraga Goldmann (rechts unten) um 1953 im Kibbuz in Israel.

Shraga Goldmanns Traum: Medizin studieren

In Haifa führen Shraga Goldmann und sein Bruder ein kleines Lebensmittelgeschäft der Eltern weiter, das diese nach der Flucht aufgebaut hatten. "Letzten Endes mussten alle Kinder, vor allem mein Vater, mithelfen, weil die Eltern schwer krank wurden", erklärt Ayala Goldmann. Shraga Goldmann hält aber an seinem Traum fest, Mediziner zu werden. Für sein Studium kehrt er zurück nach Deutschland. In Hamburg studiert er Medizin und besteht 1966 die ärztliche Prüfung.

Forschung in Ulm: Knochenmarkspender-Register entsteht

Im Jahr 1972 führt Goldmanns Weg nach Ulm. Er wird Leiter der Abteilung Transplantationsimmunologie der Blutspendezentrale, erhält 1985 den Ulmer Wissenschaftspreis. Zusammen mit der Universität Ulm baut er das erste deutsche Labor zur Bestimmung transplantationsrelevanter Immunmerkmale des Knochenmarks auf.

Anfang der 80er Jahre beginnt Shraga Goldmann die Daten von freiwilligen Stammzellspendern in einer einheitlichen Kartei zu sammeln. Wenige Jahre später gründet er zusammen mit einem Kollegen das Zentrale Knochenmarkspender-Register Deutschlands, kurz ZKRD. Heute ist das ZKRD in Ulm mit über zehn Millionen Registrierungen das größte nationale Knochenmarkspender-Register der Welt.

"Ich erinnere mich sehr gerne an seine Lebenshaltung", sagt Ayala Goldmann. "Er war unglaublich optimistisch. Egal wie viele Widerstände sich ihm in den Weg gelegt haben, meinte er: 'Das schaffen wir auch noch'."

Shraga Goldmann verstarb 2017 im Alter von 81 Jahren in Ulm.

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