Von Trauer bis Aktivitäten

Darum gründet eine Ulmerin eine Selbsthilfegruppe für Hinterbliebene

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Autor/in
Volker Wüst
Volker Wüst

In Ulm soll eine Selbsthilfegruppe für Menschen entstehen, deren Lebenspartner nach vielen gemeinsamen Jahren gestorben ist. Gründerin Katharina Berndt will eine Lücke füllen.

Manchmal ändert sich das Leben von einem Moment auf den anderen – dann, wenn ein Angehöriger plötzlich stirbt. So war das auch bei Katharina Berndt: Ihr Vater starb vor einem Jahr völlig unerwartet. Eine schwierige Zeit auch für ihre Mutter, die nach 30 Ehejahren alleine dastand. Das war der Ausgangspunkt für eine Selbsthilfegruppe, die Katharina Berndt Montagabend gründen will.

SWR Aktuell: Frau Berndt, wie kamen Sie auf die Idee, eine Selbsthilfegruppe für Hinterbliebene zu gründen?

Katharina Berndt: Der Grund, warum wir die Gruppe gründen, liegt schon im Namen Trauergruppe. Meine Mama hat damals ein Angebot wahrgenommen und eine Trauergruppe besucht. Für sie war das in dem Moment aber nicht ganz passend. Sie wollte gern darüber hinausgehen. Wir haben dann auch im Internet gesucht, sind auch fündig geworden, aber in anderen Städten. Wir haben gesagt, diese Angebote in den anderen Städten sind interessant und genau das, was wir suchen. Da es das in Ulm nicht gibt, haben wir gesagt, dann machen wir es selber.

SWR Aktuell: Und wie stellen Sie sich das vor?

Berndt: Wir möchten über unsere Gefühle sprechen. Dieser Trauerteil, die Trauergespräche, werden ein wichtiger Teil sein. Wir möchten aber auch in der Gruppe Aktivitäten planen, sodass sich die Menschen wieder in ihrem Alltag zurechtfinden können und auch wieder einen Grund haben, öfter mal vor die Tür zu gehen, sich mit Gleichgesinnten treffen können und vielleicht auch einfach wieder Dinge tun können, die sie alleine nicht tun würden. Zum Beispiel Kinobesuche, Theaterbesuche, ein Städtetrip, gemeinsam Essen gehen, wandern, solche Dinge.

SWR Aktuell: Es soll jetzt nicht nur eine Gruppe sein, die sich ausschließlich trifft, zum Kaffee trinken und beieinander sitzen, sondern durchaus auch Dinge unternimmt?

Berndt: Genau. Wir hoffen, dass es sich in der Gruppendynamik auch so entwickelt. Und das möchten wir dann auch bieten, verschiedene Ausflüge planen, je nachdem, worauf die Gruppe Lust hat.

SWR Aktuell: Wen wollen Sie ansprechen? Eher Jüngere oder eher Ältere oder gemischt?

Berndt: Das lässt sich ganz einfach beantworten, mit dem Namen Hinterbliebene: Es soll jeden ansprechen, egal ob jung oder alt, egal, wer verstorben ist. Es ist ein Angebot für jeden, der einen geliebten Menschen verloren hat.

"Es soll jeden ansprechen, egal ob jung oder alt."

SWR Aktuell: Sie haben das selbst erlebt, vor gut einem Jahr. Denken Sie, dass man über einen Verlust besser in der Gruppe hinwegkommt als allein?

Berndt: Ich denke, das ist ganz individuell. Manche Menschen können das wunderbar mit sich selber vereinbaren. Für mich und für meine Mutter wäre es wahrscheinlich angenehmer gewesen, das auch in der Gruppe zu besprechen und uns mit Gleichgesinnten auszutauschen und einfach zu wissen, man ist nicht alleine in so einem Fall, auch wenn es im ersten Moment so scheint.

SWR Aktuell: Was planen Sie beim ersten Treffen?

Berndt: Wir haben uns überlegt, wie können wir auf diese Gruppe aufmerksam machen? Anstatt einfach zu sagen 'an dem Abend treffen wir uns zum allerersten Mal, kommt vorbei'. Ich glaube, da hätten wir relativ wenig Anklang gefunden. Wir dachten, wir laden jemanden ein, der über dieses Thema sprechen kann, der ein Experte ist. Wir haben Professor Doktor Harald Gündel von der Uniklinik Ulm akquirieren können. Und er wird einen einführenden Vortrag halten zum Thema.

Der Abend soll in einer ganz ungezwungenen Atmosphäre stattfinden. Man kann sich einfach nur mal anhören, was wir vorhaben. Vielleicht lerne ich ja schon dort Menschen kennen, wo ich sage, "okay, mit denen würde ich mich gerne wieder treffen". Entspannte Atmosphäre, keine Verpflichtung.

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