Wenn ein naher Angehöriger stirbt, etwa die Eltern oder Geschwister, dann ist das für Kinder und Jugendliche oftmals ein Schock. Im Trauerzentrum Lacrima Ulm/Neu-Ulm finden sie in Gruppen mit Gleichaltrigen Unterstützung, um das Erlebte besser zu bewältigen. Diese werden von eigens dafür ausgebildeten Ehrenamtlichen der Johanniter-Unfall-Hilfe begleitet. Um mit der Trauer umzugehen, helfen auch Spiele, weiß Angelika Bayer, die das Lacrima leitet. Lacrima kommt aus dem Lateinischen und bedeutet "Träne".
Warum Kinder anders trauern als Erwachsene
Kinder würden oft sehr schnell nach einem Todesfall zum Alltag übergehen wollen, so als wäre gar nichts passiert. "Und, dann kann es sein, dass sie irgendwann, während sie spielen, ganz plötzlich anfangen zu weinen oder wütend werden", erzählt die Sozialpädagogin Angelika Bayer und vergleicht diese Situation mit einem Bild: "Kinder springen in ihre Trauer wie in eine Pfütze und genauso schnell wieder raus. Und das irritiert die Erwachsenen manchmal. Weil jeder, der als Erwachsener schon einen Todesfall hatte, weiß, dass es einen richtig mitreißt."
So würden Kinder mitunter schnelle Stimmungswechsel erleben, etwa von traurig auf fröhlich und umgekehrt, so Bayer. Damit würden sie auch selbst schützen, um dann wieder Trauer zuzulassen. Zudem würden junge Menschen ihre Trauer nicht so sehr mit Worten und mit Tränen ausdrücken, wie Erwachsene das tun, sondern sie eher im Spiel ausdrücken oder auch in dem, was sie malen oder wie sich bewegen.
Trauernde Kinder: Warum die Gruppe hilft
"In den Gruppen arbeiten wir sehr spielerisch mit den Kindern, da gibt es keine Gesprächsrunden, wie wir das mit den Erwachsenen machen oder zum Teil auch mit den Jugendlichen", so Bayer. Was die Kinder sehr gerne spielen, sei das Spiel "Trauerland", so die Erfahrung der Trauerbegleitenden. Ein Spielbrett mit Würfeln und Spielfiguren. Dabei werden Karten gezogen, die die Kinder durch Fragen animieren über einen Verstorbenen zu sprechen.
Auch Rituale verbinden
Es gebe aber auch Rituale, wie etwa das Anzünden von Kerzen für die Verstorbenen, während die jungen Menschen mit den Trauerbegleitenden in der Runde sitzen. Dies solle zeigen, warum man sich treffe und, dass der Verlust eines Menschen alle verbinde. Die Gruppen finden alle 14 Tage statt.
Was Kindern am meisten hilft: "Nichts verschweigen"
Das Wichtigste sei jedoch, Kindern gegenüber ehrlich zu sein, auch bezüglich der Todesursache der Verstorbenen keine Geheimnisse zu machen und in der eigenen Trauer authentisch zu sein, rät die Expertin. Natürlich gebe es sehr schwierige Tode, die sehr plötzlich eingetreten oder sehr gravierend für die Kinder seien. Auch lange Erkrankungen oder Suizide. Doch dies sei auch immer eine Chance, die Trauer gemeinsam zu tragen. Gut sei es auch, selbst die Kleinsten in den Abschied von Verstorbenen einzubinden und den Tod klar zu benennen. Die "Oma sei sanft entschlafen" oder "der liebe Gott habe sie zu sich geholt", das könne Kindern eher Angst vor einer Willkürlichkeit machen.
Ehrenamtliche Trauerbegleiter gesucht
Derzeit gibt es Lacrima Ulm/Neu-Ulm drei Trauergruppen mit jungen Menschen. Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren sind dabei, sowie Jugendliche bis 17. Das nur aus Spenden finanzierte Projekt startete 2018. Zudem werden auch die Eltern von Kindern parallel in eigenen Gruppen begleitet. 12 dafür ausgebildete Trauerbegleiterinnen und Trauerbegleiter sind derzeit im Einsatz. "Wir haben noch Luft nach oben und suchen wieder Ehrenamtliche", sagt Angelika Bayer. Diese werden an jeweils drei Wochenenden ausgebildet. Außerdem gibt es zuvor ausführliche Gespräche mit den Interessenten. Am 21. April soll es wieder Ausbildungskurse geben.