Zum Reichsadler am Ulmer Finanzamt wird es einen lokalen Wettbewerb für eine künstlerische Umgestaltung geben. Das ist das Ergebnis einer jahrelangen Diskussion um das NS-Zeichen an einem prominenten Gebäude in Ulm.
Nach Angaben des zuständigen Landesamtes für Vermögen und Bau Baden-Württemberg soll es einen Wettbewerb mit fünf bis zehn Kunstschaffenden aus der Region geben. Das Budget werde bei bis zu 10.000 Euro liegen.
"Die künstlerische Befassung und Auseinandersetzung ist eben auch ein gesellschaftlicher Beitrag, der an dieser Stelle der Historie Rechnung tragen soll", sagte der Ulmer Amtsleiter des Landesbetriebs Vermögen und Bau Baden-Württemberg, Tilmann Häcker der Deutschen Presseagentur.
Reichsadler soll nicht mehr entfernt werden
Die Idee zu einer künstlerischen Gestaltung hatte der Ulmer SPD-Landtagsabgeordnete Martin Rivoir. Noch vor knapp einem Jahr hatte seine Fraktion im Landtag gefordert, alle verbliebenen NS-Zeichen an öffentlichen Gebäuden des Landes zu entfernen. Dazu gehört auch der Reichsadler am Ulmer Finanzamt.
Rivoir hält inzwischen aber eine künstlerische Auseinandersetzung mit den Nazi-Symbolen für den besseren Weg. Das habe ihm die Umgestaltung des Rommel-Denkmals in Heidenheim gezeigt, sagte er dem SWR. Der Heidenheimer Künstler Rainer Jooß hatte eine Metallskulptur geschaffen, die ein Minenopfer auf Krücken zeigt. Die Skulptur steht vor der Mauer mit der Rommel-Inschrift. So sei ein Mahnmal für den Frieden entstanden, so der SPD-Politiker.
NS-Symbol als "Nachdenkort"
Dieses Ergebnis soll jetzt laut Rivoir auch der Kunstwettbewerb für den Reichsadler in Ulm bringen, "ein Nachdenkort auch über Frieden und Krieg und diese ganzen Herrschaftssymbole".
Seit vielen Jahren wird bereits über die Skulptur an dem 1938 eingeweihten Finanzamt diskutiert. 2022 hatte die Landesregierung entschieden, dass sie hängen bleibt. Daraufhin bewarfen ihn Unbekannte mit roten Farbbeuteln.