Im Prozess um die Geiselnahme in Ulm hat der Angeklagte am Montag die Tat über seinen Verteidiger eingeräumt. Der Tatverdächtige erklärte jedoch, dass er nicht mit dem Ziel, Geiseln zu nehmen, nach Ulm gefahren sei. Der Plan habe sich erst vor Ort entwickelt. Dem Mann wird vorgeworfen, am 26. Januar in einem Ulmer Café insgesamt zwölf Menschen in seine Gewalt gebracht zu haben, "um sich dann anschließend von der Polizei durch einen finalen Rettungsschuss erschießen zu lassen", wie ein Sprecher der Staatsanwaltschaft am Montag sagte.
Geiselnahme auf Überwachungsvideo
Die Ermittler konnten den Ablauf, jede Einzelheit nachvollziehen, - es gab eine Überwachungskamera, die die Geiselnahme aufzeichnete. Interessant für Staatsanwaltschaft und Gericht sei, wann der Täter den Entschluss zur Tat gefasst und welche Überlegungen er in diesem Moment angestellt habe, sagte Peter Staudenmaier, stellvertretender Leiter der Staatsanwaltschaft Ulm.
Der Angeklagte war laut Staatsanwalt an Tattag mit dem Auto unterwegs nach Süden. Spontan, als er die Ausfahrt Ulm sah, sei der Mann von der Autobahn abgefahren. Das Café sei dann zufällig zum Ziel geworden.
Prozessbeginn am Landgericht Nach Geiselnahme in Ulm: Bundeswehrsoldat vor Gericht
Ein bewaffneter Mann nimmt im Januar in einem Café in Ulm insgesamt zwölf Menschen als Geiseln. Ab Montag steht der Tatverdächtige, ein Bundeswehrsoldat, in Ulm vor Gericht.
Einsatz bei Geiselnahme: Polizeibeamte als Zeugen im Prozess
Vor Gericht wurden am Montag auch Polizeibeamte befragt, die bei der Geiselnahme im Januar in Ulm im Einsatz waren. Einer sagte, er habe den Eindruck gehabt, dass der Täter tatsächlich gewartet habe, bis das Spezialeinsatzkommando (SEK) vor Ort sei. Der Geiselnehmer habe sich von SEK-Beamten erschießen lassen wollen, so die Vermutung des Zeugen.
Um den Geiselnehmer handlungsunfähig zu machen, war tatsächlich auf ihn geschossen worden. Er wurde dabei laut Staatsanwaltschaft schwer, aber nicht lebensgefährlich verletzt. Wegen seiner erheblichen Schussverletzungen im Kieferbereich fällt es dem Mann schwer, zu sprechen. Auch vor Gericht ist er nur schwer zu verstehen.
Am ersten Prozesstag vor dem Landgericht Ulm waren insgesamt acht Zeuginnen und Zeugen geladen.
Angeklagter spricht von psychischen Problemen
Der Beschuldigte erklärte am Montag vor Gericht außerdem, dass er psychische Probleme habe, ausgelöst durch seine Bundeswehreinsätze. Er sprach zudem von wenig Unterstützung seitens der Bundeswehr. Der Kriegseinsatz, unter anderem in Afghanistan; sei ein Teil von ihm geblieben. Wenn er rausgehe, fühle er sich beobachtet, so der Angeklagte. Nach eigenen Angaben habe er bereits früher schon versucht, sich umzubringen.
Die Staatsanwaltschaft strebt laut Anklageschrift aufgrund eines Gutachtens die dauerhafte Unterbringung des Mannes in einem psychiatrischen Krankenhaus an. Er leide an einer posttraumtischen Belastungsstörung infolge von Auslandseinsätzen. Für den Prozess sind insgesamt sechs Verhandlungstage angesetzt. Das Urteil wird am 10. Oktober erwartet.