Ein Mann betritt in Ulm das Gerichtsgbäude (Archivbild), in dem am Montag der Prozess wegen einer Geiselnahme beginnt. Vor Gericht steht ein 44-Jähriger, der im Januar in einem Ulmer Café zwölf Geiseln in seine Gewalt gebracht haben soll.

Bundeswehrsoldat vor Gericht

Geiselnahme in Ulm: Geständnis zum Prozessauftakt

Stand
Autor/in
Justus Madaus
Justus Madaus
Dennis Bechtold
SWR-Aktuell Redakteur Dennis Bechtold
Onlinefassung
Jannik Volz

Beim Prozessauftakt zur Geiselnahme in Ulm hat der Angeklagte am Montag die Taten eingeräumt. Der 44-jährige Soldat hatte im Januar in einem Ulmer Café zwölf Geiseln genommen.

Im Prozess um die Geiselnahme in Ulm hat der Angeklagte am Montag die Tat über seinen Verteidiger eingeräumt. Der Tatverdächtige erklärte jedoch, dass er nicht mit dem Ziel, Geiseln zu nehmen, nach Ulm gefahren sei. Der Plan habe sich erst vor Ort entwickelt. Dem Mann wird vorgeworfen, am 26. Januar in einem Ulmer Café insgesamt zwölf Menschen in seine Gewalt gebracht zu haben, "um sich dann anschließend von der Polizei durch einen finalen Rettungsschuss erschießen zu lassen", wie ein Sprecher der Staatsanwaltschaft am Montag sagte.

Geiselnahme auf Überwachungsvideo

Die Ermittler konnten den Ablauf, jede Einzelheit nachvollziehen, - es gab eine Überwachungskamera, die die Geiselnahme aufzeichnete. Interessant für Staatsanwaltschaft und Gericht sei, wann der Täter den Entschluss zur Tat gefasst und welche Überlegungen er in diesem Moment angestellt habe, sagte Peter Staudenmaier, stellvertretender Leiter der Staatsanwaltschaft Ulm.

Der Angeklagte war laut Staatsanwalt an Tattag mit dem Auto unterwegs nach Süden. Spontan, als er die Ausfahrt Ulm sah, sei der Mann von der Autobahn abgefahren. Das Café sei dann zufällig zum Ziel geworden.

Ulm

Prozessbeginn am Landgericht Nach Geiselnahme in Ulm: Bundeswehrsoldat vor Gericht

Ein bewaffneter Mann nimmt im Januar in einem Café in Ulm insgesamt zwölf Menschen als Geiseln. Ab Montag steht der Tatverdächtige, ein Bundeswehrsoldat, in Ulm vor Gericht.

Einsatz bei Geiselnahme: Polizeibeamte als Zeugen im Prozess

Vor Gericht wurden am Montag auch Polizeibeamte befragt, die bei der Geiselnahme im Januar in Ulm im Einsatz waren. Einer sagte, er habe den Eindruck gehabt, dass der Täter tatsächlich gewartet habe, bis das Spezialeinsatzkommando (SEK) vor Ort sei. Der Geiselnehmer habe sich von SEK-Beamten erschießen lassen wollen, so die Vermutung des Zeugen.

Um den Geiselnehmer handlungsunfähig zu machen, war tatsächlich auf ihn geschossen worden. Er wurde dabei laut Staatsanwaltschaft schwer, aber nicht lebensgefährlich verletzt.

Am ersten Prozesstag vor dem Landgericht Ulm sind insgesamt acht Zeuginnen und Zeugen geladen. Am Nachmittag sollen auch Menschen gehört werden, die der Täter bei der Geiselnahme mit täuschend echt aussehenden Waffen in seine Gewalt gebracht hatte.

Der wegen einer Geiselnahme in Angeklagte am Montag im Gerichtssal: Zum Auftakt des Prozesses am Landgericht Ulm hat er die Tat im Januar über seinen Anwalt eingeräumt.
Im Prozess um die Geiselnahme im Januar in Ulm hat der Angeklagte die Taten am Montag eingeräumt.

Angeklagter spricht von psychischen Problemen

Der Beschuldigte erklärte am Montag vor Gericht außerdem, dass er psychische Probleme habe, ausgelöst durch seine Bundeswehreinsätze. Er sprach zudem von wenig Unterstützung seitens der Bundeswehr. Der Kriegseinsatz sei ein Teil von ihm geblieben. Wenn er rausgehe, fühle er sich beobachtet, so der Angeklagte. Nach eigenen Angaben habe er bereits früher schon versucht, sich umzubringen.

Die Staatsanwaltschaft strebt laut Anklageschrift aufgrund eines Gutachtens die dauerhafte Unterbringung des Mannes in einem psychiatrischen Krankenhaus an. Er leide an einer posttraumtischen Belastungsstörung infolge von Auslandseinsätzen. Für den Prozess sind insgesamt sechs Verhandlungstage angesetzt. Das Urteil wird am 10. Oktober erwartet.

Ulm

Posttraumatische Belastungsstörung nach Bundeswehreinsatz Bundeswehrkrankenhaus Ulm: Welche Hilfe bekommen traumatisierte Soldaten?

Für Soldaten mit PTBS gibt es psychiatrische Hilfe von der Bundeswehr. Aber eine Behandlung scheint es nicht in allen Fällen zu geben. Was frühere Bundeswehrsoldaten aus Ulm berichten.

SWR Aktuell Baden-Württemberg SWR BW

Mehr zur Geiselnahme in Ulm

Ulm

Prozessbeginn am Landgericht Nach Geiselnahme in Ulm: Bundeswehrsoldat vor Gericht

Ein bewaffneter Mann nimmt im Januar in einem Café in Ulm insgesamt zwölf Menschen als Geiseln. Ab Montag steht der Tatverdächtige, ein Bundeswehrsoldat, in Ulm vor Gericht.

Ulm

Neue Details zum Geiselnehmer Nach Geiselnahme in Ulm: Tatverdächtiger soll Afghanistan-Veteran sein

Die Polizei in Ulm wollte sich am Sonntag noch nicht dazu äußern, was inzwischen an Details zu dem mutmaßlichen Geiselnehmer durchgesickert ist. Er soll Afghanistan-Veteran und suizidgefährdet sein.

SWR4 BW am Morgen SWR4 Baden-Württemberg

Ulm

Mann wird im Krankenhaus behandelt Mutmaßlicher Geiselnehmer von Ulm noch nicht vernehmungsfähig

Der mutmaßliche Geiselnehmer, der am Freitag in Ulm von der Polizei angeschossen wurde, ist bislang nicht vernehmungsfähig. Der 44-jährige Mann befindet sich in einem Krankenhaus.

SWR4 am Nachmittag SWR4

Mehr von SWR Aktuell Baden-Württemberg

Baden-Württemberg

Die wichtigsten News direkt aufs Handy SWR Aktuell Baden-Württemberg ist jetzt auch auf WhatsApp

Der WhatsApp-Kanal von SWR Aktuell bietet die wichtigsten Nachrichten aus Baden-Württemberg, kompakt und abwechslungsreich. So funktioniert er - und so können Sie ihn abonnieren.

Baden-Württemberg

SWR Aktuell - der Morgen in Baden-Württemberg Jetzt abonnieren: Newsletter mit BW-Nachrichten am Morgen!

Sie wollen morgens auf dem neuesten Stand sein? Dann abonnieren Sie "SWR Aktuell - der Morgen in BW". Die News aus Ihrem Bundesland ganz bequem in Ihrem Mailpostfach.