Am Samstag haben die Stadtwerke Ulm/Ulm (SWU) damit begonnen, den Wasserpegel der Donau abzusenken, am Dienstag war der gewünschte Tiefstand erreicht: Um zwei Meter tiefer liegt der Fluss nun in seinem Bett. Und dieses Wasserniveau soll laut Planung bis Mitte Oktober so bleiben.
Denn damit die marode Gänstorbrücke zwischen Ulm und Neu-Ulm abgerissen werden kann, muss im Fluss ein Fundament für die Abrissbagger gebaut werden. Vorher soll das Flussbett erneut nach Kampfmitteln abgesucht werden.
Ruderer haben mit Absenkung der Donau zu kämpfen
Mit der Absenkung des Flusses haben vor allem die Wassersportler zu kämpfen: Beim Ulmer Ruderclub Donau (URCD), der erst im Juni wegen der Brückenarbeiten eine provisorische Bootshalle am Ulmer Friedrichsau-Ufer bezogen hat, ist der neu gebaute Steg an der Donau jetzt in Schieflage geraten. Der Steg muss erneut umgebaut werden.
Es sei jedes Mal ein Kraftakt, den der Verein stemmen müsse, sagt URCD-Vorsitzender Jürgen Steinacker. Der Steg werde weiter in die Flussmitte verschoben, die Fundamente ab- und umgebaut, neue Betontreppen ins Ufer gelassen.
Die Stadt Ulm hat dem Verein zugesichert, die Kosten dafür zu übernehmen - rund 10.000 Euro. Grundsätzlich sei Wassersport auf der Donau in den nächsten Monaten zwar schwieriger, aber weiterhin möglich, sagte Andrea Röhrer von der Stadt Ulm dem SWR.
Beim Neu-Ulmer Ruder-Club Rudern2000 sieht man die aktuelle Absenkung etwas gelassener. Man habe die Erfahrung aus der letzten Absenkung im September vergangenen Jahres, sagte Vorsitzender Jochen Thönnissen, der Steg halte das aus.
Allerdings gibt es auch beim Neu-Ulmer Ruder-Club das Problem mit dem um zwei Meter tiefer liegenden Steg und den jetzt sehr viel steileren Holzabgängen, die bei Nässe kaum begehbar sind. Das erschwert das Tragen der größeren, schwereren Boote - "da muss man wirklich aufpassen, dass man nicht ins Rutschen kommt", sagt Ruderin Barbara Oechsle.
NABU Ulm: Absenkung der Donau kaum Folgen für Fische
Auf die Fische in der Donau wirke sich der der abgesenkte Wasserpegel des Flusses zunächst nicht aus, so eine Sprecherin des Naturschutzbundes (NABU) Ulm. Fische würden sich in der Regel in tiefere Bereiche des Gewässers zurückziehen. Für die Pflanzen und Tiere im Uferbereich sei es aber durchaus ein Problem. Diese könnten durch den abgesenkten Wasserstand austrocknen und Schaden nehmen.
Kritik an Zeitplan der Stadt zur Absenkung der Donau
Im Vorfeld der Absenkung hatte es Kritik am Zeitplan und an der Kommunikation der Stadt Ulm gegeben. Irritationen gab es vor allem wegen der Vorverlegung des Termins um mehrere Tage. Jens Gramer, Inhaber des Surf- und Skateshops Fifty-Eight, konnte es am vergangenen Freitag nicht fassen. Er organisiert Events und verleiht Stand-up-Paddles auf der Donau. "Die Kommunikation der Stadt Ulm war bei dieser Absenkung unterirdisch", beklagt Gramer.
Zu Beginn habe es nämlich geheißen, dass der Donaupegel erst ab dem 21. August abgesenkt werden soll. Somit habe er alle Veranstaltungen auf das Wochenende davor gelegt. Dass die Absenkung nun vorverlegt wurde, reiße bei ihm ein Loch in die Kasse, sagt er. "Die Stadt lässt alle Gewerbetreiber im Regen stehen."
Absenkung der Donau vorgezogen - Schachtelsaison früher beendet
Die Betreiber der Ulmer Schachteln mussten in der vergangenen Woche ebenfalls schnell reagieren: Bereits am Freitagvormittag mussten ein paar der Holzschiffe von einem Kran an Land gehoben werden. "Turbulent" nennt Heinz Daferner, Vorsitzender von ULMA e.V., die vergangenen Tage. Auch er habe mit einer späteren Absenkung gerechnet. Am Samstagmittag wurde die eine verbliebene Schachtel Richtung Thalfingen geschleust - und damit war die Schachtelsaison vorbei.
Abriss der Gänstorbrücke ab dem 14. Oktober
Der Abriss der Gänstorbrücke soll laut Zeitplan der Stadt Ulm am 14. Oktober beginnen. Bis dahin wird die Großbaustelle eingerichtet. Im Frühsommer nächsten Jahres sollen die Abrissarbeiten dann beendet sein. Im Herbst 2027 soll der Neubau der Gänstorbrücke über die Donau fertiggestellt sein.