Die Preise für Lebensmittel, Sprit oder Kleidung steigen, die Renten bleiben jedoch klein. Und während in der Stadt Bedürftige in Tafelläden einkaufen können, gibt es auf dem Land oft kein derartiges Angebot. Nicht so in Niederstotzingen im Kreis Heidenheim: Dort gibt es Körbe mit Lebensmitteln in Kirchen, Rosl Baur und Susanne Backes-Keck haben die Aktion "Lass den Korb im Dorf" ins Leben gerufen.
Wer Lebensmittel in den Kirchen holt, soll anonym bleiben
Gleich rechts hinter der Tür, in einer Ecke der St. Martinus Kirche - quasi neben dem Gotteslob - stehen zwei große dunkle Weidenkörbe. Sie sind gefüllt mit Reis, Nudeln, Margarine, Erbsen und Karotten im Glas. Wer nicht viel Geld hat, kann sich dort mit Grundnahrungsmitteln versorgen. Aber wer da kommt, das weiß Rosl Baur nicht. Das Ganze ist anonym. "Wenn wir neben dem Korb stehen würden und die Sachen ausgeben, da würde wohl fast niemand kommen. Auf dem Land kennt fast jeder jeden und da schämt man sich", weiß die Rentnerin.
In Niederstotzigen füllt Rosl Baur den Korb in der Kirche zweimal die Woche mit Lebensmitteln auf. Im 800-Einwohner-Ort Oberstotzingen kommt Susanne Backes-Keck einmal in der Woche zum Nachfüllen. Manchmal sind noch wenige Packungen im Korb, oft ist er jedoch leer.
Schlange vor Tafelladen brachte die Idee für die Aktion
Die Idee für die Aktion hatte die Mittfünfzigerin vor etwa eineinhalb Jahren. Sie ist regelmäßig in Ulm und sieht auf dem Heimweg oft Menschen vor dem Tafelladen Schlange stehen: "Dann war irgendwann der Gedanke, was machen eigentlich die Menschen auf dem Dorf?" Über den Kaffeenachmittag für Ältere habe sie gehört, dass der Bedarf da sei. Und von einer Dame wisse sie, dass sie mit ihrem Geld nicht genug zu essen kaufen könne. "Da war dann für mich die Frage, wie kommt die überhaupt zur Tafel."
Alles sei teurer geworden, erheblich teurer, doch die Rente bleibe klein. "Die Inflation trifft die Rentner am härtesten. Sie haben ihr Leben lang in die Rentenkasse eingezahlt und können jetzt nicht mehr davon leben", sagt die selbständige Unternehmerin.
600 Euro im Monat für Lebensmittel in Körben
Für rund 600 Euro im Monat kaufen Susanne Backes-Keck und Rosl Baur Grundnahrungsmittel und legen sie in die Lebensmittelkörbe in den beiden Kirchen - ehrenamtlich. Die Lebensmittel bezahlen sie mit gespendetem Geld. Sie organisieren auch Aktionen, wie Kaffeenachmittage, bei denen Spenden für die Lebensmittelkörbe gesammelt werden.
Susanne Backes-Keck und Rosl Baur investieren gerne ihre Zeit für die Gemeinschaft. "Es macht mir Freude, ich mache das mit Leib und Seele sehr gerne. Das macht Spaß!", sagt Rosl Baur.