Die Polizei hat am Dienstagmittag eine Aktion von Klimaaktivisten am Ulmer Münster beendet. Zwei junge Männer und eine junge Frau waren am frühen Morgen am Hauptturm des Münsters hochgeklettert und hatten in etwa 70 Metern Höhe ein großes Banner entrollt, mit der Frage: "Wäre Jesus Klimaaktivist?". Spezialkräfte der Polizei holten die drei Aktivisten mit einer Hebebühne und dem Lastenaufzug des Münsters vom Turm. Sie wurden vorläufig festgenommen. Drei weitere Beteiligte auf dem Münsterplatz waren am Morgen vorübergehend in Gewahrsam genommen worden. Alle befinden sich mittlerweile wieder auf freiem Fuß, gegen sie wird wegen Hausfriedensbruch ermittelt.
Klimaaktivisten: Polizei und Spezialkräfte am Ulmer Münster
Nach Bekanntwerden der nicht genehmigten Kletteraktion am Ulmer Münster trafen mehrere Polizeistreifen und die Feuerwehr auf dem Münsterplatz ein. Auch Spezialkräfte mit Kletterausrüstung waren vor Ort. Per Lautsprecher forderte die Polizei die Männer und die Frau auf, die Aktion zu beenden. Der Aufforderung kamen sie jedoch nicht nach.
Im Gegensatz zu dem Versuch vor einer Woche hatte die Ravensburger Gruppe dieses Mal die Medien nicht vorab informiert. Dass die Politik nichts gegen den Klimawandel und die Zerstörung der Lebensgrundlagen unternehme, rechtfertige auch illegalen Protest, so die Klimaaktivisten. "Es war uns wichtig, die Frage 'Wäre Jesus Klimaaktivist?' weit oben und gut sichtbar zu platzieren, um für christliche Werte in der europäischen Klimapolitik zu werben", so Sprecher Samuel Bosch in einer Mitteilung.
Dekan erstattet Anzeige wegen Hausfriedensbruch
Der Dekan des Ulmer Münsters Torsten Krannich hatte noch am Dienstagvormittag Anzeige wegen Hausfriedensbruch erstattet. Er kritisierte die illegale Aktion der Klimaaktivisten am Münsterturm. "Ihr ursprüngliches Anliegen, das Klima zu schützen, teilen wir ja als Kirche", sagte Krannich am Dienstag dem SWR. Das Problem jedoch sei: "In dem Moment, wo ich zerstöre, schütze ich nicht und sie zerstören einfach historische Substanz."
Er befürchte einfach, "zahllose Zerstörung - und das nervt mich", so Dekan Torsten Krannich. Er hatte nach der ersten gescheiterten Aktion der Klimaaktivisten vor knapp einer Woche versucht, mit ihnen ins Gespräch zu kommen.
Die Aktivisten wiederum betonen, dass sie Rücksicht auf die sensible Bausubstanz des Münster genommen haben. Sie hätten die Aktion sorgfältig vorbereitet und an Ankerpunkten Kantenschoner verwendet.
"Wir können das voll verstehen", sagt Samuel Bosch nach seiner Freilassung am Dienstagnachmittag zur Reaktion des Dekans. "Es wäre natürlich auch besser, wenn wir nicht hochklettern würden, weil dann gebe es gar kein Risiko." Er sieht die Aktion als erfolgreich an. Man habe mit dem Banner den Diskurs über Klimagerechtigkeit vorangetrieben und dabei die Verbindung zur Kirche hergestellt.
Münsterbauhütte plant Schadensprüfung
Ob bei der Aktion Schäden am Münsterturm entstanden sind, ist bislang noch unklar. Am kommenden Montag werde der Bauhüttenmeister bei seinem Routine-Rundgang die betroffenen Stellen genauer prüfen, so Münsterbaumeisterin Heidi Vormann auf SWR-Nachfrage. Durch die illegale Kletteraktion seien allein für die Münsterbauhütte Kosten von rund 9.000 Euro entstanden - unter anderem für den Einsatz eines Krans.