"Wir können aktuell wieder höhere Werte ablesen", erzählt Erwin Schäfer, Leiter des Klärwerks Steinhäule. Das Werk bei Neu-Ulm untersucht seit Beginn der Pandemie das Abwasser in aufwendigen Labortests auch auf das Coronavirus. Die Corona-Werte sind trotz des Anstiegs allerdings vergleichsweise gering.
Vergleich: Wert zehnmal geringer als in den Pandemie-Hochphasen
Zweimal pro Woche werden laut Erwin Schäfer aus dem Abwasser der Kläranlage Proben entnommen. Im Labor werden diese Proben anschließend untersucht, zum Beispiel auf aktuelle Varianten des Virus. Im Vergleich zu den Corona-Wellen mit hohen Infektionszahlen sind die jetzt gemessenen Werte aber gering. "Das Ganze wurde gemessen in Genkopien pro Milliliter Abwasser und da waren wir schon bei 120. Aktuell sind wir bei zehn Genkopien pro Milliliter", so Erwin Schäfer.
Kläranlage als Frühwarnsystem für Corona-Wellen
Die ermittelten Genkopien zeigen die Änderungen im Infektionsgeschehen rund sieben Tage im Voraus. Durch das Abwassermonitoring in der Kläranlage ist es also möglich, das Infektionsgeschehen zu überwachen. Eine kommende Corona-Welle könnte so zeitnah unterbunden werden. Seit März 2021 empfiehlt deshalb die EU ein flächendeckendes Abwassermonitoring.
Die Analyse des Abwassers gibt übrigens nicht nur Informationen über die Infektionen mit dem Coronavirus. Auch antibiotikaresistente Keime sowie Spurenstoffe werden in einem getrennten Monitoring im Abwasser gemessen. Auf Drogen wird das Abwasser aus der Doppelstadt derzeit nicht untersucht.
80 bis 90 Prozent der Stoffe werden aus Abwasser gefiltert
Stoffe können im Steinhäule nicht nur gemessen, sondern auch herausgefiltert werden. Wie zum Beispiel Waschmittel, Medikamente und Hormone. Spurenstoffelimination ist der Fachbegriff. 80 bis 90 Prozent der Stoffe werden laut Erwin Schäfer aus dem Abwasser herausgefiltert. Der Rest geht wieder ins Gewässer, weil eine größere Filterung zu aufwendig und zu teuer wäre.