Von Ingenieursschule zu Talentschmiede

60 Jahre Hochschule Aalen: "Das hatte früher wenig mit freiem Studentenleben zu tun"

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Peter Schmid
SWR-Aktuell Redakteur Peter Schmid
Frank Polifke
Frank Polifke

Die Hochschule Aalen feiert am Freitag ihren 60. Geburtstag. Längst ist aus der ehemaligen Ingenieursschule eine forschungsstarke Talentschmiede mit Innovationszentrum geworden.

Mit einem Festakt wird am Freitag an der Hochschule Aalen Geburtstag gefeiert. Die Hochschule wird 60 Jahre alt. Damals wie heute stehen vor allem technische Studiengänge im Fokus. Die Hochschule will die Ingenieure der Zukunft ausbilden und damit zum Beispiel Lösungsansätze zur Bewältigung des Klimawandels beisteuern.

Ingenieursschule Aalen: Erste Anfänge in den 1960er Jahren

Lösungsansätze für Klimawandel oder die Digitalisierung finden. Das hat sich die Hochschule Aalen schon seit ihrer Gründung vor 60 Jahren auf die Fahne geschrieben. Am 1. April 1963 wurde sie gegründet. Damals noch als Ingenieursschule mit nur 32 Studierenden, die in barackenähnlichen Provisorien auf dem Aalener Galgenberg ihr Studium aufnehmen konnten.

Wilfried Götting (links) und Klaus Hanemann (rechts) zu Gast um SWR-Studio Aalen. Die Herren waren mit wenigen anderen die ersten Studierenden an der Hochschule Aalen.
Wilfried Götting (links) und Klaus Hanemann (rechts) zu Gast im SWR-Studio Aalen. Die Herren gehörten zu den ersten Studierenden an der Hochschule Aalen.

Wilfried Götting ist ein Mann der ersten Stunde. Der Maschinenbau-Student lernte in den Baracken. Sein bleibender Eindruck: Studieren an der Hochschule Aalen ist damals nicht nur eine geistige Herausforderung, sondern auch eine körperliche: "Im Sommer konnte man die Hitze kaum aushalten. Im Winter waren Eisblumen an den Fensterscheiben, und es zog zu den Türen herein. Man musste sich schon ordentlich anziehen."

"Es war Drill!"

Und noch etwas ist dem heute 80-Jährigen in Erinnerung geblieben: Der Unterricht stand den äußeren Bedingungen in nichts nach. Es sei richtiger Drill gewesen und habe wenig mit freiem Studentenleben zu tun gehabt. "Es lief eher verschult und mit viel Druck ab", erzählt Wilfried Götting.

Neubau in der Beethovenstraße: Die Hochschule Aalen zieht um

Mit viel Druck und karger Ausstattung: Neben Platz waren auch Werkzeuge und Lehrmaterial Mangelware. Das änderte sich schlagartig, als die Hochschule 1968 die neuen Gebäude in der Beethovenstraße bezog. Entworfen vom Stararchitekten Günter Behnisch - und heute unter Denkmalschutz. Klaus Hanemann studierte damals Feinwerktechnik. Der größte Fortschritt waren die Zeichensäle. "Man konnte seine Zeichnung über Nacht oder auch wochenlang auf dem selben Brett lassen. Für jeden Studenten war ein Zeichenbrett vorhanden."

Was die Pionierjahre mit der Gegenwart gemeinsam haben: Die Absolventen der Hochschule Aalen waren begehrte Arbeitskräfte. "Gegen Ende des letzten Semesters hat sich beinahe jede Woche eine Firma vorgestellt. Und auch gleich Bewerbungsbögen verteilt", erinnert sich Klaus Hanemann.

Über 5.000 Studierende sind mittlerweile vor allem in technischen Studiengängen eingeschrieben - rund zwei Drittel der Studierenden sind Männer. Die Hochschule Aalen ist heute eine der forschungsstärksten Hochschulen für angewandte Wissenschaften in Deutschland.

Fokus der Hochschule heute: Forschung an Batterien der Zukunft

Am Institut für Materialforschung (IMFAA) an der Hochschule Aalen beschäftigen sich Studierende und Forscher mit Lithium-Ionen-Batterien. Diese gelten als Schlüsseltechnologie für die Elektromobilität. Die Schnellladefunktion von Batterien werde laut Volker Knoblauch, dem Prorektor der Forschungsabteilung der Hochschule, immer interessanter. „In ein paar wenigen Jahren können keine Verbrenner mehr zugelassen werden hier in Deutschland und in Europa", erklärt er.

Volker Knoblauch (links) ist Prorektor Forschung an der Hochschule Aalen. Mit Marius Bolsinger (rechts) bespricht er dessen Forschung an der Schnelladefähigkeit von Batterien.
Volker Knoblauch (links) ist Prorektor Forschung an der Hochschule Aalen. Mit Marius Bolsinger (rechts) bespricht er dessen Forschung an der Schnelladefähigkeit von Batterien.

Und so seien batterieelektrische Fahrzeuge im Moment die Antwort. "Deswegen ist es eben extrem wichtig, diese Schlüsselkomponente zu verstehen, um so wettbewerbsfähige Zellen und Batterien herstellen zu können.“

Innovationszentrum Aalen: Von Studierenden zu Gründern 

„Wir sind hier sehr verbunden mit Aalen", sagt Katja Schlichting während sie mit einem Kollegen durch das Seitenfenster ihres 3D-Druckers blickt. Sie hat mit zwei anderen Kommilitonen einst an der Hochschule Aalen studiert und ist geblieben. Im Innovationszentrum auf dem Campus Burren hat sie ihr Start-Up "Q.Big 3D" gegründet.

Blick in den 3D-Drucker: Katja Schlichting hat an der Hochschule Aalen studiert und nach dem Studium mit Kommilitonen ihr eigenes Unternehmen gegründet.
Blick in den 3D-Drucker: Katja Schlichting hat an der Hochschule Aalen studiert und nach dem Studium mit Kommilitonen ihr eigenes Unternehmen gegründet.

Mit verstellbaren Düsen können 3D-Druckteile hier noch individueller hergestellt werden. "Natürlich hat uns auch die Nähe zur Hochschule geholfen, unsere ersten Mitarbeiter zu finden. Mittlerweile sind wir mehr als zehn Leute, die an der Technologie arbeiten“, berichtet Katja Schlichting.

Das Innovationszentrum der Hochschule ist ein Leuchtturmprojekt, gefördert unter anderem von der Europäischen Union. Aktuell werden rund 60 Gründerinnen und Gründer betreut, um ihren Traum vom eigenen Unternehmen wahr werden zu lassen.

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