Was der Ulmer Grünen-Politiker Joukov in Israel erlebt hat

"Ich habe Spuren von Gräueltaten gesehen, die schwer vorstellbar sind"

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Peter Köpple
Peter Köpple
Frank Polifke
Frank Polifke

Es sei schwer auszuhalten, was er gesehen hat: Leichen, Gräueltaten, Krieg. Nach einer gefährlichen Reise ist der Ulmer Landtagsabgeordnete Michael Joukov aus Israel zurück.

Ihm war klar, dass es gefährlich werden würde. Aber er wollte trotzdem hin, auch an die Grenze des Gazastreifens, wo mit Angriffen zu rechnen war. Der Ulmer Landtagsabgeordnete der Grünen, Michael Joukov, ist am Sonntag nach Israel geflogen. Vier Tage lang hat sich der jüdischstämmige Politiker ein Bild von der Situation dort gemacht, schreckliche Eindrücke gesammelt, mit Hinterbliebenen von Opfern und verzweifelten Angehörigen von Geiseln gesprochen.

Was ich gesehen habe, ist kaum auszuhalten.

Am Mittwochabend kam Joukov zurück. "Ich habe mehr gesehen, als ich ausführen kann. Denn das würden die Radiohörer und Internetleser nicht aushalten", sagte der Ulmer im SWR. Er habe Spuren von Gräueltaten gesehen, die schwer vorstellbar seien. Dazu gehörten auch Container voller Leichen und Leichenteile.

Die Reise nach Israel war länger geplant, eigentlich zum politischen Austausch zwischen baden-württembergischen Abgeordneten und israelischen Mandatsträgern. Von den 14 Landtagsabgeordneten, die sich ursprünglich angemeldet hatten, blieben nach dem Hamas-Angriff nur noch zwei übrig. Lediglich Michael Joukov und der SPD-Abgeordnete Florian Wahl aus Böblingen wollten noch das Risiko eingehen.

Zerstörung in einem Kibbuz: Der Ulmer Landtagsabgeordnete Michael Joukov hat eine Dorfgemeinschaft besucht, in der bei einem Hamas-Angriff mehrere Bewohner ums Leben kamen.
Zerstörung in einem Kibbuz: Der Ulmer Landtagsabgeordnete Michael Joukov hat eine Dorfgemeinschaft besucht, in der bei einem Hamas-Angriff mehrere Bewohner ums Leben kamen.

"Israel braucht mehr denn je unsere Solidarität. Daher war es für mich keine Frage, nicht hinzufliegen", erklärt Joukov. Mit schusssicherer Weste und Helm war er an der Grenze zum Gazastreifen unterwegs, hat Angehörige von Entführten getroffen. "Sie wissen nicht, ob ihre Familienangehörigen noch leben. Offenbar darf nicht einmal das Rote Kreuz zu ihnen", schildert der Grünen-Abgeordnete nach seiner Rückkehr. Aber die Angehörigen seien entschlossen, alles für die Rückkehr der Entführungsopfer zu tun. Sie bräuchten jedoch auch Hilfe.

Joukov: Hamas muss zerschlagen werden

Deutschland solle diplomatischen Druck auf alle Staaten ausüben, die mit der Hamas noch etwas zu tun haben, meint Joukov, damit die Geiseln freigelassen werden. "Und kein Druck auf Israel." Denn Israel kämpfe nicht gegen die Bevölkerung Palästinas, sondern gegen die Terrororganisation Hamas. Joukov glaubt: "Wenn es nicht gelingt, diese zu zerschlagen, ist Europa als nächstes dran."

Der Ulmer, der am Freitag 42 Jahre alt wird, hat auch das Kriegsgeschehen miterlebt. "Es wurde geschossen. Wir mussten mehrfach in Luftschutzräume, weil Raketen eingeschlagen sind. Er habe einen Kibbuz besucht, der durch einen Hamas-Angriff verwüstet wurde. Der Gemeindevorsitzende dort, der sich immer für Aussöhnung eingesetzt hatte, sei vor seinem Haus erschossen worden. Auch Menschen von den Philippinen, aus Thailand und China, die in dem Kibbuz arbeiteten, seien "abgeschlachtet" worden.

Im Container stapeln sich Leichen. "Was ich gesehen habe, war nur schwer zu ertragen", schildert der Ulmer Michael Joukov nach seiner Israel-Reise.
Im Container stapeln sich Leichen. "Was ich gesehen habe, war nur schwer zu ertragen", schildert der Ulmer Michael Joukov nach seiner Israel-Reise.

Nach seiner Reise reift bei dem Ulmer Abgeordneten der Eindruck, der Hamas gehe es nicht um die Freiheit Palästinas und nicht um die Leiden der Menschen im Gaza-Streifen. "Denen geht es nur um Terror gegen die einzige Demokratie im Nahen Osten."

Michael Joukov will, dass die europäischen Staaten Israel nicht nur mit Worten, sondern auch mit Taten helfen. "Was das genau sein kann und was ich tun werde, entscheide ich erst, wenn ich mit Kolleginnen und Kollegen in Deutschland gesprochen habe." Er sei aber gewillt, alles zu tun, was aus seiner Sicht nötig sei.

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