Mordprozess beginnt am 2. Juni in Ulm

Bürgermeister nach dem Messerangriff von Illerkirchberg: "Immer noch ein Alptraum"

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Nach dem Angriff auf zwei Schülerinnen in Illerkirchberg Anfang Dezember beginnt am 2. Juni der Mordprozess gegen den mutmaßlichen Täter. Der Ort ist von Normalität noch weit entfernt.

Zwei Schülerinnen werden Anfang Dezember 2022 in Illerkirchberg (Alb-Donau-Kreis) Opfer eines Messerangriffs. Eine 14-Jährige stirbt, ihre ein Jahr jüngere Freundin wird schwer verletzt. Ein Geflüchteter aus Eritrea ist der mutmaßliche Täter. Der Fall macht deutschlandweit Schlagzeilen. Am 2. Juni beginnt unter großen Sicherheitsvorkehrungen der Prozess wegen Mordes und versuchten Mordes im Landgericht Ulm.

Alptraum für Illerkirchberg

Noch heute, im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur im Vorfeld des Prozesses, spricht Bürgermeister Markus Häußler (parteilos) von einem Alptraum. Interviews mit anderen Medien, unter anderem mit dem SWR, hat er mit Hinweis auf die Vielzahl der Anfragen abgelehnt.

"Perspektivisch soll dort etwas Schönes entstehen". Der Bürgermeister von Illerkirchberg, Markus Häußer, steht am bemalten Bauzaun. Die Flüchtlingsunterkünfte dahinter wurden nach dem Messerangriff auf zwei Schülerin abgerissen.
"Perspektivisch soll dort etwas Schönes entstehen". Der Bürgermeister von Illerkirchberg, Markus Häußler, steht am bemalten Bauzaun. Die Flüchtlingsunterkünfte dahinter wurden nach dem Messerangriff auf zwei Schülerin abgerissen.

Bemalte Bauzäune markieren die Stelle des Messerangriffs. Illerkirchberg, die kleine Gemeinde nahe Ulm, kommt auch fast sechs Monate nach dem blutigen Angriff auf die zwei Schülerinnen nicht zur Ruhe. Vieles sei liegengeblieben, berichtet Bürgermeister Häußler: "Wir haben knapp zwei Monate fast nichts anderes gemacht, als uns mit den Folgen dieser furchtbaren Tat auseinanderzusetzen."

Große Traurigkeit nach Messerangriff auf Schülerinnen

Medienanfragen hätten die 5.000-Einwohner-Gemeinde überflutet. Sein kleines Rathaus-Team habe im Januar einen Bürgerdialog organisiert, der Redebedarf der Bürgerinnen und Bürger sei gerade kurz nach der Tat enorm gewesen. Sein Job als Bürgermeister habe sich verändert. Tiefe Spuren habe dieser Tag in Illerkirchberg hinterlassen. Es sei immer noch eine große Traurigkeit zu spüren. "Wenn man mit den Leuten drüber spricht, geht der Blick meistens mindestens einmal nach unten. Und genau das ist auch die Stimmungslage", sagt der Rathauschef. "Wir arbeiten immer noch auf", betont der 37-Jährige.

Straße auch nachts wieder beleuchtet

Konkret hätten sich die Menschen gewünscht, dass die Straßenbeleuchtung, die nachts zum Energiesparen ausgeschaltet wurde, am Tatort wieder eingeschaltet werde. Der Tatort liegt zwischen einem Spielplatz und der Schule. Schulkinder, Einwohner, Eltern - viele Menschen seien dort täglich unterwegs, so Häußler. Zum Tatzeitpunkt standen an dem Weg drei in die Jahre gekommene Häuser, die als Flüchtlingsunterkünfte mit 20 Plätzen dienten. Darin lebt damals auch der mutmaßliche Täter. Die Kerzen, Blumen und Teddybären, die den Tatort markierten, sind verschwunden.

Flüchtlingsunterkunft am Tatort abgerissen

Laut Anklage hatte es der Tatverdächtige eigentlich nicht auf die Mädchen abgesehen. Er soll auf dem Weg zum Landratsamt des Alb-Donau-Kreises in Ulm unterwegs gewesen sein, um mit dem Messer Ausweisdokumente zu erpressen. Angegriffen hatte er die Freundinnen demnach, weil er angenommen hatte, dass die beiden das Messer gesehen hätten. "Das Unerträgliche daran ist einfach dieses Zufällige: zur falschen Zeit am falschen Ort", sagt Häußler. Der Vater der Getöteten sprach sich dafür aus, die Häuser abzureißen und einen Spielplatz oder eine Spielwiese an diesen Ort zu setzen. Im April rollte der Bagger an. Wie der Platz gestaltet werde, darum kümmerten sich die Bürgerschaft und der Gemeinderat, erklärt Häußler. Übergangsweise werde eine Wiese gesät: "Perspektivisch soll dort etwas Schönes entstehen."

Messerangriff ruft Ängste hervor

Man habe nach der Tat viel Aufklärungsarbeit zur allgemeinen Sicherheitslage leisten müssen, über Ängste habe man geredet und sie ernst genommen, so Häußler. Ein Selbstschutzseminar sei etwa bezuschusst worden: "Dass Menschen Angst haben, ist nachvollziehbar - wir haben versucht darauf zu reagieren." Die Situation sei für alle sehr belastend.

Mordprozess wird für Beteiligte "harter Weg"

Wie der Kontakt zu den Eltern der beiden Mädchen aussieht, will Bürgermeister Häußler nicht sagen. Er wolle die Privatsphäre der Familien wahren. Auf den Prozess blicke er mit gemischten Gefühlen: "Die ganzen Erinnerungen und Emotionen werden sicher noch einmal hochkommen und das wird natürlich für alle Beteiligten und für alle Betroffenen ein harter Weg werden." Für seine Gemeinde wünscht sich der Bürgermeister in Zukunft Ruhe, damit ein furchtloses Leben wieder möglich sei. Auch wenn die Tat selbst wohl nie vergessen werde.

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