Der Gemeinderat der Stadt Blaustein hatte eine Hundesteuererhöhung um 60 Prozent beschlossen, von 90 Euro auf 144 Euro jährlich für den ersten Hund. Jetzt protestieren die Hundehalter mit einer Petition und einer Demonstration auf der Straße.
Anja Hagenlocher aus Blaustein-Herrlingen nimmt zum ersten Mal in ihrem Leben an einer Demonstration teil. "Das kann nicht sein, dass die Stadtkasse leer ist und die Hundebesitzer sollen jetzt für die Schulden der Stadt aufkommen." Die Hundesteuer empfindet sie als ungerecht. "Da könnte man ja auch eine Pferdesteuer oder Katzensteuer einführen."
Hundesteuer um 60 Prozent erhöht: Besitzer machen mobil
Bei der Familie Hagenlocher lebt die Mischlingshündin Thea. "Eine Hündin aus dem Tierschutz", erklärt die Hundebesitzerin, "wenn wir sie nicht aufgenommen hätten, wäre sie im Tierheim gelandet."
Demo gegen höhere Hundesteuer in Blaustein Meinung: Höhere Hundesteuer ja, aber nicht für alle
In Blaustein haben Hundebesitzer gegen die Erhöhung der Hundesteuer demonstriert. Es gibt gute Gründe für eine Erhöhung, aber es sollte Ausnahmen geben, meint Kirsten Tromnau.
Eine Erhöhung um 60 Prozent sei unerhört und stehe in keinem Verhältnis, ergänzt Hundebesitzer Maik Siebels. Und die Veranstalterin der Demo, Nathasha Goulding, sagt: "Die Erhöhung kam ohne Begründung. Das wollen wir uns nicht gefallen lassen." Die Stadtverwaltung erklärt die Erhöhung damit, dass die Hundesteuer in den letzten sechs Jahren konstant geblieben sei.
Sozialverband VdK: "Unzumutbare Härte"
Auch der Sozialverband VdK protestiert und hat einen offenen Brief an die Gemeinderatsfraktionen geschrieben. Die Erhöhung könnte für ältere und sozial schwache Menschen eine unzumutbare Härte darstellen, heißt es darin. "Für diese Menschen ist ein Hund oft Partner und Weggefährte zugleich, der Trost und Freude spendet, der Einsamkeit entgegenwirkt und den Lebensmut weckt."
In der Tat steht die Kleinstadt Blaustein mit 144 Euro an der Spitze im Land. Die Steuer für die Vierbeiner beträgt in Baden-Württemberg in den einzelnen Kommunen zwischen 35 Euro und 144 Euro, in Ulm und Stuttgart zum Beispiel 108 Euro. Die Gebühr für den zweiten Hund ist von 180 Euro auf 288 Euro gestiegen. Neu eingeführt wurde eine "Kampfhundesteuer" für gefährliche Hunde in Höhe von 980 Euro.
Tierpflegerin Stefanie Heinrich erklärte in der Sendung "Kaffee oder Tee", mit welchen Kosten Sie im Laufe des Lebens Ihres Vierbeiners rechnen müssen:
Online-Petition gegen höhere Hundesteuer
Seit 29. Dezember läuft auch eine Online-Petition mit dem Titel "Hundesteuer in Blaustein senken", bislang (Stand Dienstagmittag) unterschrieben von 1.338 Tierfreunden. Darin heißt es: "Eine so drastische Erhöhung ist unangemessen und könnte dazu führen, dass weniger Menschen dazu bereit sind, ein Haustier zu adoptieren oder sogar dazu gezwungen sind, ihr geliebtes Haustier aufzugeben."
Aktuell gibt es nach Angaben der Verwaltung in Blaustein 635 Hunde. Die prognostizierten Mehreinnahmen für die Stadtkasse würden sich auf knapp 37.000 Euro belaufen. Bei der Demonstration erschien niemand von der Stadtverwaltung.