Als Anfang der 70er Jahre das Drachenfliegen als Trendsport nach Deutschland schwappt, ist er einer der ersten, der es ausprobiert. Später gründet er seine eigene Flugschule. Heute verbringt Ernst Unfried mit 78 Jahren immer noch jede freie Minute in der Luft. Am Wochenende steht er am Hang in Schelklingen-Hütten (Alb-Donau-Kreis), um anderen das Gleitschirmfliegen beizubringen. Und das aus purer Leidenschaft.
Mit 78 noch am Start: "Fliegen ist mein Leben"
Ernst Unfried steht mit einer kleinen Gruppe von jungen Lernenden auf dem großen Areal im idyllischen Hütten am Fuße der Schwäbischen Alb. Eine Anfängerin übt, den Schirm mit voller Kraft in die Luft zu ziehen.
Ernst Unfried ist via Walkie Talkie mit ihr verbunden und gibt hilfreiche Tipps. Dabei ist er voll in seinem Element: "Fliegen ist mein Leben." Und das seit fast 50 Jahren, erzählt er begeistert.
70er Jahre - Drachenflieger Mike Harker ist Vorbild
Angefangen hat Ernst Unfrieds Begeisterung für den Flugsport schon Anfang der 70er Jahre. Damals bewundert er, wie viele, den amerikanischen Drachenflieger Mike Harker, den er einmal live erleben darf. Dieser flog damals als erster mit einem Drachen von der Zugspitze, dem höchsten Gipfel Deutschlands, und löste damit ein gewaltiges Medienecho aus: "Ein Sportsfreund von mir kaufte sich gleich einen Drachen und fragte mich sonntags, ob ich mit zum Fliegen käme. Da habe ich gesagt, na klar und dann ging es los. Vier Wochen später habe ich meinen ersten Drachen gekauft", erzählt Ernst Unfried.
Ernst Unfried: "Wir haben es uns selbst beigebracht"
Die beiden Freunde trainieren fortan so oft es geht, um sich das Drachenfliegen selbst beizubringen. Bedenken hat Ernst Unfried nie gehabt: "Wir haben ja erstmal hier in der Gegend fleißig geübt." Oft sind die Männer rund um Münsingen (Kreis Reutlingen) und im Allgäu unterwegs.
Zuerst am Nebelhorn gescheitert
"Den ersten richtigen Höhenflug wollten wir vom Nebelhorn (Allgäuer Alpen) machen. Aber am Nebelhorn hat man uns nicht hochtransportiert mit dem Gestell. Dann sind wir weiter gefahren. Woanders hat man uns dann gelassen. Es war dann am Anfang der höchste Flug so um 900 Meter Höhe. Ich war aber auch schon auf 3.800 Meter Höhe unterwegs", so Unfried.
Da das Fluggerät schon damals sehr teuer ist, baut sich Unfried auch selbst seine Drachen. Das Segeltuch lässt er nähen und zieht damit los.
Gleitschirmlehrer - Gründung Flugschule
Der damals hauptberufliche Lehrer schafft sich im Laufe der Jahre viel Wissen drauf. Gründet später seine eigene Flugschule, die heute unter dem Namen Flugschule Ulm über die Region hinaus bekannt ist. Das A & O seien Wetterbeobachtung und die Kenntnis über die Thermik, erklärt Unfried. Damit sei die aufsteigende Luft gemeint, die das Fluggerät nach oben treibt: "Das ist unser Benzin. Wenn wir keine Thermik haben, gibt es halt nur einen ruhigen Abgleiter ins Tal."
Immer auf Achse - Flugtraining in Italien und Südafrika
Wenn Ernst Unfried nicht an seinem "Hausberg" in Schelklingen-Hütten anzutreffen ist, gleitet er in Italien durch die Lüfte oder leitet Sicherheitstrainings in Südafrika oder anderswo. Heute ist er am liebsten nur noch mit dem Gleitschirm unterwegs. Das sei ein leichtes Gepäck im Gegensatz zum Drachen, der fast 50 Kilo wiege, so der sportliche Senior.
Fliegen will der 78-Jährige, so lange es geht. Bisher kann er bei dem so leicht wirkenden, aber körperlich anstrengenden Sport immer noch mithalten. Auch seine Kurse liegen ihm am Herzen: "Ich freue mich, mein Wissen weitergeben zu können. Das hält mich außerdem jung."