Friseurmeister Christoph Sponer aus Aalen (Ostalbkreis) hat sich mit seinem eigenen Salon einen Kindheitstraum erfüllt. Der erschien lange schwer erreichbar, denn Sponer ist seit seiner Geburt gehörlos. Gerade deshalb kommen aber manche Kunden von weit her zu ihm nach Aalen.
Wenn Sponer seine Kunden empfängt, dann passiert das oft mit einer stillen Umarmung. Er kann zwar auch laut sprechen, aber zum Großteil verständigt sich der Friseur durch Lippen lesen und Gebärdensprache. Mit Kundin Sumalee Schönig entsteht so ein angeregtes Gespräch, denn sie ist ebenfalls gehörlos und extra aus Schorndorf nach Aalen gekommen, um sich hier die Haare färben zu lassen. Rot sollen ihre braunen Haare werden.
"Er ist der einzige, zu dem ich gerne hingehe", sagt sie. "Die Kommunikation ist für mich sehr wichtig, weil ich das sonst nirgendwo habe." Bei hörenden Friseuren habe die Kommunikation nie ganz funktioniert: "Wenn ich sage: Ich will es so, oder so, dann machen sie es anders. Das ist schwierig."
Früh entschieden Friseur zu werden
Dieses Problem kennt Christoph Sponer aus eigener Erfahrung. Auch deshalb hat er sich selbstständig gemacht, damit gerade gehörlose Kunden genau den Haarschnitt bekommen, den sie wirklich wollen.
Den Traum Friseur zu werden, hatte er schon früh. "Ich habe dann früher immer mit Barbiepuppen gespielt, und die mit langen Haaren waren langweilig. Dann habe ich eine Schere genommen und die Haare der Barbiepuppen abgeschnitten", erzählt er. Später bekam er einen Übungskopf, wie ihn Friseurlehrlinge benutzen. Der Berufswunsch stand fest.
Viele zweifelten an Christoph Sponer
Einfach war dieser Weg aber nicht. Schon als Kind macht es ihm seine Gehörlosigkeit im Alltag nicht einfach. An seinem Ziel Friseur zu werden hielt er aber eisern fest. Auch wenn einige sagen: Friseur sein, ohne Gehör: Das kann gar nicht gehen. Wenn er heute mit seinem Ehemann Steffen die etlichen Artikel über ihn durchstöbert, wird klar: Es hat doch funktioniert. Wenn auch mit Hürden. Nach seiner Ausbildung zum Friseur macht er vor neun Jahren den Meister mit einem Gebärden-Dolmetscher. Auf den Kosten für den Dolmetscher bleibt er sitzen.
Unterstützung auf seinem Weg bekommt der Friseurmeister von seinem Ehemann Steffen Sponer-Dittrich: "Ob das damals mit den Dolmetscher-Kosten war, mit den Hörgeräten, oder jetzt mit der Selbstständigkeit. Es ist für mich selbstverständlich, dass ich ihm zur Seite stehe und ich ihn unterstütze, wo ich kann und wo er Hilfe braucht."
Zu den Stammkunden im Aalener Salon zählen aber auch Hörende, wie Yvonne Schercher. Dass ihr Friseur gehörlos ist, ist für sie Nebensache. Sie vertraut viel mehr auf sein Auge, sagt sie.
Christoph Sponer wünscht sich in Zukunft mehr Sichtbarkeit und Barrierefreiheit für Gehörlose - auch wenn sie nur zum Friseur gehen wollen. Seine gehörlose Kundin Sumalee Schönig ist zufrieden mit ihrer neuen Haarfarbe. Und mit dem Friseur, der sie trotz Gehörlosigkeit verstanden hat.