Künftig strengere Regeln: Hochbetrieb auf dem Recycling-Hof in Ulm-Grimmelfingen.

Kampf gegen Mülltourismus und für Recycling

Warum es in Ulm strengere Regeln für Sperrmüll gibt

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Isabella Hafner
Isabella Hafner
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Sabine Bauer

Ab nächstem Jahr gelten in Ulm schärfere Sperrmüllregeln: Auf den Ulmer Recyclinghöfen wird weniger privater und gewerblicher Müll angenommen. Und es wird teurer.

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Auf den Recyclinghöfen der Entsorgungs-Betriebe der Stadt Ulm (EBU) wird 2023 weniger Sperrmüll angenommen. So soll die Menge gesenkt und der Recyclinggedanke gestärkt werden. Kurz vor dem Jahreswechsel herrscht auf dem Recyclinghof in Ulm-Grimmelfingen Hochbetrieb: Eine Schranktür fliegt in hohem Bogen in einen der beiden Altholz-Container, ein Holzregal donnert hinterher. Der Herr übers Altholz auf ist heute EBU-Mitarbeiter Alexander Schlathauer: "Heute gibt's so viele Kunden mit so viel Holz." Drei volle Container seien schon abgeholt worden, der nächste sei fast voll. Er fragt sich, woher die Menschen all die Dinge bringen und rechnet damit, dass die nächsten Tage "noch schlimmer" werden. Weil jeder am Ende des Jahres noch seinen Müll loswerden wolle.

Mülltourismus für die Ulmer Recyclinghöfe ein Problem

Bislang konnten Ulmerinnen und Ulmer sechs Mal im Jahr Sperrmüll und Altholz gratis auf den Recyclinghöfen abgeben. Ein Problem, sagt Thomas Baumann von den Entsorgungs-Betrieben der Stadt: "Einerseits gab es viel Mülltourismus. Das heißt, wer seine sechs freien Sperrmüllabgaben nicht voll ausschöpfen konnte, gab oftmals seine Berechtigung an Bekannte weiter." So seien auf den Ulmer Recyclinghöfen auch Autos mit Kennzeichen anderer Landkreise zu sehen. "Und andererseits steigt gleichzeitig die Sperrmüllmenge seit ein paar Jahren stark an."

Was Thomas Baumann zufolge auch daran liegt, dass einige Bürgerinnen und Bürger ihren Restmüll als kleineren Sperrmüll auf dem Recyclinghof abgegeben, zum Beispiel Kinderspielzeug. So würden sie Platz und damit Geld bei ihrer Restmülltonne sparen.

Nur noch viermal im Jahr gratis Sperrmüll abgeben

Doch das soll sich jetzt ändern: Ab dem ersten Januar 2023 gibt es für Privathaushalte nur noch vier kostenlose Sperrmüllabgaben im Jahr. Gewerbetreibende dürfen nur noch zweimal im Jahr jeweils einen Kubikmeter Sperrmüll gratis abgeben. Abgeholt wird Sperrmüll bei Gewerbebetrieben künftig auch nicht mehr. Privathaushalte können weiterhin einmal jährlich ihren Sperrmüll (bis zwei Kubikmeter) gratis abholen lassen. Jede weitere Anlieferung von Sperrmüll oder Altholz kostet nun künftig 25 Euro pro Kubikmeter. Bisher waren es zehn Euro.

Künftig strengere Regeln: Hochbetrieb auf dem Recycling-Hof in Ulm-Grimmelfingen.
Lange Warteschlange nach Weihnachten: Hochbetrieb auf dem Recycling-Hof in Ulm-Grimmelfingen.

Stadt Ulm hält Sperrmüll-Rekord im Land

Die Entsorgungs-Betriebe der Stadt Ulm (EBU) begründen auf ihrer Internet-Seite die neue Regelung so: Die Stadt Ulm verzeichne in der jährlichen Abfallstatistik des Landes Baden-Württemberg einen unrühmlichen Rekord. Mit 40 Kilogramm Sperrmüll je Einwohnerin und Einwohner und Jahr liege Ulm weit über dem Landesdurchschnitt von 23 Kilogramm. Die umliegenden Kreise dagegen lägen mit einem Pro-Kopf-Aufkommen von zwölf bis 14 Kilogramm deutlich unter dem Landesmittel.

Ganze Schränke und Regale landen im Container.
Ganze Schränke und Regale landen im Container.

Strengere Kontrollen gegen Sperrmüll-Tourismus

Es soll nun auch strenger kontrolliert werden, damit nur noch Ulmer Gebührenzahlerinnen und Gebührenzahler auf den Recyclinghöfen Sperrmüll oder Grüngut abgeben. Dabei müssen der jeweilige Müllgebührenbescheid zum Scannen und ein Ausweis vorgelegt werden. Anlieferungen werden nur noch vorsortiert und in offenen Gefäßen oder transparenten Säcken akzeptiert. Abfälle in blickdichten Säcken werden konsequent abgewiesen.

Mit all diesen Maßnahmen wollen die Entsorgungsbetriebe der Stadt Ulm nach eigenen Angaben "den im Kreislaufwirtschaftsgesetz festgelegten Vorrang der Wiederverwendung und des Recyclings fördern." Sie appellieren an die Bürgerinnen und Bürger, zu überlegen, ob etwa jedes Möbelstück, das einem nicht mehr gefällt, gleich weggeworfen werden muss. Oder ob es vielleicht noch anderweitig verwendet werden kann.