Liegenbleiben mit leerem Akku, dazu noch im Winter - eine Schreckensvision für viele Autofahrerinnen und Autofahrer. Manche hält das vom Kauf eines Elektroautos ab. Dabei bleiben die heute viel seltener liegen als man denkt. Ulmer Forscher arbeiten daran, dass sie das künftig noch seltener tun.
In Ulm wird an Wintertauglichkeit von E-Autos geforscht
Am Helmholtz-Institut in Ulm arbeiten Forschende an der Zukunft des Elektroautos, darunter auch an besseren Eigenschaften für winterliche Verhältnisse. Von neuen Materialien für Batterien erwartet sich Institutsdirektor Professor Max Fichtner einen deutlichen Fortschritt. Von der Natrium-Ionen-Batterie etwa. "Die hat bei minus 20 Grad noch 90 Prozent ihrer Reichweite. Die derzeit genutzte Lithium-Ionen-Batterie hat da nur noch 70 Prozent ihrer Restkapazität", erklärt Fichtner. "Die Natrium-Ionen-Batterie ist sogar besser als ein Verbrenner."
Natrium-Ionen-Batterie für E-Autos schon bald marktreif
Außerdem entwickeln die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Ulmer Helmholtz-Instituts Zusätze, die Elektrolyte in den Akkus daran hindern, bei Kälte zäh zu werden. Das dürfte nach Überzeugung von Max Fichtner die Effizienz der Akkus von Elektroautos bei winterlichen Temperaturen ebenfalls deutlich steigern. Zumindest die Natrium-Ionen-Batterie könnte schon in den nächsten zwei Jahren auf den Markt kommen.
Bis dahin helfen Tipps aus der Praxis mit E-Autos im Winter weiter. Student Manuel Blessing aus Neu-Ulm hat Erfahrung mit einem Elektroauto: Seit zweieinhalb Jahren fährt er einen schwarz-blauen Wagen der chinesischen Marke Aiways. Auch im Winter. Liegengeblieben ist er noch nie. Ein paar Dinge sollte man seiner Erkenntnis nach allerdings beachten: Zum Beispiel längere Fahrten im Winter noch genauer planen als im Frühling, Sommer oder Herbst. "Irgendwann hat man dann die Erfahrung, mit wie vielen Leuten, mit wie viel Gewicht komme ich im Winter wie weit?".
Kalter Akku des E-Autos verringert die Reichweite
Wenn der Neu-Ulmer Student im Winter langsam und vorausschauend fährt, kommt er mit geladenem Akku ähnlich weit wie im Sommer. Dass die Reichweite trotzdem geringer ist, hängt mit der Temperatur des Akkus zusammen. Im Winter ist der Akku viel kälter als sonst und muss erst von der Fahrzeugheizung auf seine optimale Betriebstemperatur gebracht werden. Die dafür nötige Energie geht für die Reichweite verloren.
ADAC: Kaum Elektroautos mit leerem Akku
Das Elektroauto muss im Winter folglich häufiger geladen werden, die entsprechende Zeit sollten Fahrerin oder Fahrer einkalkulieren. Und die meisten tun das offenbar. Denn mit leerem Akku bleiben keineswegs so viele E-Autos liegen wie man vielleicht vermutet. ADAC-Pannenhelfer Serdar Özcelik musste seit Jahresbeginn gerade mal drei bis vier E-Autos flott machen, und nur in einem einzigen Fall war der Akku leer. "Das war ein Bedienfehler, weil der Herr gedacht hatte, die paar Kilometer schaff' ich noch", erzählt Özcelik. "Da kann man dem Wagen keine Schuld geben."
Laut ADAC Württemberg ist im Jahr 2022 bundesweit gerade mal eine dreistellige Anzahl von E-Autos mit leerem Akku liegengeblieben. Zum Vergleich: Zu der Zeit waren in Deutschland etwa 1,2 Millionen E-Autos zugelassen. Spezifische E-Auto-Bauteile wie Akku, Elektromotor und Ladetechnik sind einem ADAC-Sprecher zufolge nur selten Grund für Pannen. In über der Hälfte der Fälle ist es die normale Starterbatterie - genau wie bei Benzin- und Dieselautos.
Mehr Akku-Leistung durch Verzicht auf Komfort
Fahrerinnen und Fahrer von Elektroautos können schon heute selbst dazu beitragen, dass der Akku nicht zu früh in die Knie geht. Neben der erwähnten sparsamen Fahrweise gehört für ADAC-Pannenhelfer Serdar Özcelik der - zumindest zeitweilige - Verzicht auf Komfort dazu: "Wenn ich die Heizung nicht auf voller Leistung laufen lasse und die Lenkrad- und Sitzheizung nicht mehr benötige, weil es schon angenehm warm ist, oder das Radio, dann krieg' ich noch ein paar Meter raus aus dem Fahrzeug."