Viele kennen noch die kleinen Drogerieläden mit dem blau-weißen Schlecker-Logo. Die gab es in so ziemlich jedem Dorf. Doch das Unternehmen Schlecker existiert seit zwölf Jahren nicht mehr. Die Insolvenz und das Schicksal der Angestellten, der so genannten Schlecker-Frauen, bewegte Deutschland. Das Drogerie-Imperium aufgebaut, aber auch zu Fall gebracht hat Anton Schlecker aus Ehingen im Alb-Donau-Kreis. Am Montag, den 28.10., hat er seinen 80. Geburtstag.
Anton Schlecker arbeitet wohl immer noch
Anton Schlecker, den kennt man in Ehingen. Viele hier haben mal für Schlecker gearbeitet oder kennen jemanden, der das getan hat - oder auch heute noch tut. Auch das Büro von Anton Schlecker in der ehemaligen Schleckerzentrale gibt es noch.
Es existiert zwar kein Schild mehr und kein Hinweis, aber es ist bekannt, dass der heute 80-Jährige sein ehemaliges Büro gemietet hat. Und - wie früher - fährt Anton Schlecker regelmäßig von der privaten Tiefgarage direkt mit dem holzvertäfelten Aufzug ins Büro, um bei der Immobilienverwaltungsfirma seiner Frau Christa zu arbeiten. Sie ist gleich alt und seit 2019 Geschäftsführerin der CML Schlecker Immobilienverwaltung GmbH & Co.KG.
Angefangen hat die Schlecker-Erfolgsgeschichte im Metzgergeschäft der Eltern in der Ehinger Innenstadt. Anton Schlecker wird mit 21 Jahren Deutschlands jüngster Metzgermeister. Mit 30 übernimmt er vom Vater mehrere Filialen und rund 400 Beschäftigte. Seine Frau Christa, die er 1970 heiratet, steigt in die Firma mit ein. Sie bekommen zwei Kinder. Lars wird 1971 geboren, Meike 1973.
Schlecker eröffnet ersten SB-Drogeriemarkt
1975 eröffnet Schlecker in Kirchheim unter Teck (Kreis Esslingen) die erste Selbstbedienungs-Drogerie. Das Konzept ist eine Revolution. In den ersten beiden Jahren eröffnet er quasi jede Woche eine Filiale - europaweit sind es irgendwann 14.000. In den 1990er-Jahren wird Schleckers Vermögen auf zwei Milliarden Euro geschätzt.
Zehn Jahre nach der Insolvenz der Ehinger Drogeriekette Die Chronologie der Schlecker-Pleite
Einst war das Ehinger Unternehmen Schlecker die größte Drogeriekette Europas. Doch der Betrieb verpasste den Anschluss an den Markt und ging Pleite. Die Chronologie des Scheiterns:
Das Unternehmen wächst und wächst, fast 30 Jahre lang. Spätestens 2011 jedoch mehren sich die Anzeichen, dass es bergab geht. Es heißt, die Drogeriefilialen seien veraltet, nicht mehr attraktiv genug für die Kundschaft. Anfang 2012 meldet Schlecker Insolvenz an. Es ist nichts mehr zu retten. Rund 25.000 Beschäftigte, überwiegend Frauen, verlieren ihren Arbeitsplatz. Fünf Jahre später kommt es zur Gerichtsverhandlung in Stuttgart. Anton Schlecker wird wegen vorsätzlichen Bankrotts zu einer Bewährungstrafe von zwei Jahren und einer Geldstrafe verurteilt.
Seine Kinder Lars und Meike müssen im April 2019 eine Gefängnisstrafe von zwei Jahren und sieben Monaten antreten, wegen Untreue, Insolvenzverschleppung, Bankrott und Beihilfe zum Bankrott ihres Vaters. Die Familie Schlecker hatte die einst größte Drogeriemarktkette Europas heruntergewirtschaftet.
Insolvenzverfahren ist noch nicht beendet
Das Insolvenzverfahren ist noch immer offen, bestätigt ein Sprecher des Insolvenzverwalters. Zwar sei die Abwicklung soweit abgeschlossen, aber das Verfahren noch nicht beendet. Es gelte, die Ausgänge der Kartellverfahren abzuwarten. Jedoch, ein Termin für den Prozess sei noch nicht einmal absehbar, bestätigt das zuständige Oberlandesgericht Frankfurt am Main auf Anfrage.
Frühere Drogeriemarktkette aus Ehingen Zwölf Jahre nach Pleite: Schlecker-Familie soll Millionen zurückzahlen
Zwölf Jahre nach der Pleite der Drogeriekette Schlecker müssen Ehefrau und Kinder des Gründers Anton Schlecker jetzt eine Millionensumme zahlen. Es handelt sich um ein unrechtmäßiges Darlehen.
Von früh bis spät hätten die Eheleute Schlecker gearbeitet, erinnert sich ein ehemaliger Mitarbeiter der Geschäftsführung, der anonym bleiben will. Ein Ruhiger sei Schlecker und auch als großzügiger Spender für Sport und Kultur bekannt. Gleichzeitig ist aber auch seine Sparsamkeit legendär.
Die bekamen auch die Mitarbeiterinnen zu spüren, die viele Jahre unter Tarif bezahlt wurden. Wegen des bis 1995 nachgewiesenen Verstoßes gegen den allgemein verbindlichen Manteltarifvertrag erließ das Amtsgericht Stuttgart 1998 gegen das Ehepaar Schlecker Strafbefehle von jeweils zehn Monaten auf Bewährung und verpflichtete Schlecker zur Zahlung von zwei Millionen Mark für gemeinnützige Zwecke. Die Mitarbeiterinnen wurden entschädigt.
Öffentlicher Auftritt Schleckers vor Gericht
Der öffentlichkeitsscheue Anton Schlecker zeigte sich Ende der 1990er Jahre vor Gericht, als die Schlecker-Entführer zu langjährigen Haftstrafen verurteilt wurden. Zehn Jahre zuvor, 1987, war die Familie in ihrem Haus in Ehingen überfallen worden. Die damals 14 und 16 Jahren alten Kinder wurden entführt. Anton Schlecker hatte die Täter auf fast die Hälfte des geforderten Lösegeldes heruntergehandelt, knapp zehn Millionen Mark. Die Kinder hatten sich selbst befreien können.
Ein einschneidendes Erlebnis für die Familie: Sie zieht um in ein hoch ummauertes Anwesen in Ehingen. Das Ehepaar Schlecker lebt dort noch heute - seit der Pleite noch zurückgezogener als früher. Anton Schlecker soll selbst mit seinen engen Kartenspielfreunden keinen Kontakt mehr haben. Interviews von ihm sind nicht bekannt. Er wurde deshalb auch schon "das Phantom von Ehingen" genannt.