Zwei Frauen stehen mit einem Paket vor der Post in Blaustein. Sie lesen ein Schild, das auf die Schließung hinweist: Die Postagentur im Zentrum Blausteins ist geschlossen.

Petition gestartet

Blaustein kämpft um eine eigene Postagentur

Stand
Redakteur/in
Justus Madaus

Die Postagentur in Blaustein hat dauerhaft geschlossen. Die Menschen im Ort wollen sie zurück und haben eine Online-Petition gestartet. Ein Kampf, den es dort vor 20 Jahren schon einmal gab.

Déjà-vu in Blaustein im Alb-Donau-Kreis: Im Jahr 2004 unterschrieben über 3.000 Menschen in der Stadt eine Petition für den Erhalt der Postfiliale. Heute, zwanzig Jahre später, braucht es wieder Unterschriften, damit die Post im Zentrum bleibt. Bis vor kurzem gab es eine Postagentur - doch die musste schließen, die Kundinnen und Kunden stehen vor verschlossener Tür.

Warum die Post im Zentrum schließen musste

Betreiberin Martina Reiser fiel die Schließung ihrer Postagentur nicht leicht. Sie nahm Päckchen, Pakete, Briefe an und verkaufte außerdem Schreibwaren, Zigaretten und Postkarten. Die Menschen aus Blaustein kamen gerne zu ihr, doch seit Anfang Juli bleibt das Rolltor ihres Ladens unten. Der Grund für die Schließung war ein Überfall. Zwei Männer lenkten sie und ihre Mitarbeiterin ab, während ein dritter die Kasse ausräumte. Auf dem Schaden bleibt sie vorerst sitzen.

Ein Blatt am Eingang der Postagentur weist auf die Schließung hin: Für Inhaberin Martina Reiser war die Schließung ihrer Postagentur in Blaustein nicht leicht. Die Nachfolge ist noch unkla
Für Inhaberin Martina Reiser war die Schließung ihrer Postagentur in Blaustein nicht leicht. Die Nachfolge ist noch unklar.

Blaustein kämpft nicht zum ersten Mal

Einer der Bürger, der um den Erhalt einer Postagentur kämpft, ist Johannes Mack. Er hat eine Petition gestartet, zum zweiten Mal. Denn für den Erhalt einer Postfiliale in Blaustein hatte er schon vor 20 Jahren gekämpft. Sogar das japanische Fernsehen war damals vor Ort - hat über die Deutsche Post als Privatunternehmen berichtet, bevor auch die Japanische Post privatisiert wurde.

Johannes Mack im Jahr 2004: Er zeigt einem japanischen Kameramann seinen Stapel Unterschriften, die er für den Erhalt der Post in Blaustein gesammelt hat.
Schon vor 20 Jahren hatte Johannes Mack für den Erhalt einer Postfiliale in Blaustein gekämpft. Damals war sogar das Japanische Fernsehen zu Besuch. Heute sammelt er seine Unterschriften nicht mehr auf dem Marktplatz, sondern online mit einer Petition.

Mit seiner Unterschriftenaktion hatte Johannes Mack damals keinen Erfolg. Er kämpfte für eine Postfiliale in Blaustein, geführt von Postbeschäftigten. Blaustein bekam aber eine Postagentur, betrieben von Dienstleistern. Heute ist das Standard. Nicht einmal zehn Prozent der Poststandorte werden noch von Postbeschäftigten betrieben. Inzwischen ist es auch Johannes Mack egal, ob Agentur oder Filiale - er kämpft dafür, überhaupt eine Post im Blausteiner Zentrum zu erhalten.

Ich vermisse die Post. Sie war hier sehr zentral gelegen. Sie war im Prinzip auch ein Treffpunkt.

Bürgerinnen und Bürger müssen weit zur nächsten Postagentur fahren

Mit seinem Anliegen ist Johannes Mack nicht allein. "Ich vermisse die Post. Sie war hier sehr zentral gelegen. Sie war im Prinzip auch ein Treffpunkt," erzählt Reinhard Fritz. "Ich arbeite hier in der Nähe, in einer Praxis. Wir schicken unsere Arbeit immer in ein Fremdlabor. Und jetzt zurzeit ist es Chaos pur," sagt Ionela Herrmann. "Es wäre sehr wichtig, dass man die Postagentur weiter erhalten hätte," findet Irene Hirschler. Sie alle haben eines gemeinsam: Sie kommen aus Blaustein und sind frustriert über die Schließung.

Eine Petition mit dem Titel "Blaustein braucht wieder eine eigene Postfiliale" ist auf einem Handybildschirm zu sehen.
Die Menschen in Blaustein kämpfen mit einer Oline-Petition für eine Postagentur in der Stadt.

Der nächste Poststandort befindet sich im Blausteiner Stadtteil Herrlingen. Zu Fuß sind es dorthin vom dem Zentrum aus über 30 Minuten. Mit dem Auto geht es durch eine Baustelle, die auf dem Rückweg weiträumig umfahren werden muss. "Und die haben bloß bis 12 Uhr auf," kommentiert Hans Jech aus Blaustein. Er hat eine kleine Firma und ein paar Pakete pro Woche: "Das geht einfach nicht."

Blaustein ist kein Einzelfall

Die Situation in Blaustein ist kein Einzelfall. In Städten mit mehr als 4.000 Einwohnern darf die nächste Post nicht weiter als zwei Kilometer vom Wohnort entfernt sein. Für viele Menschen in Blaustein ist der Weg nach Herrlingen aber weiter. Die Post kommt damit ihrer gesetzlichen Verpflichtung zum Teil nicht mehr nach. Insgesamt fehlten Anfang des Jahres laut Bundesnetzagentur 18 Pflichtstandorte in Baden-Württemberg. In ganz Deutschland waren es 125 fehlende Standorte.

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125 Postfilialen fehlen in ganz Deutschland, denn die Post kommt ihrer Präsenzpflicht auf dem Land nicht nach. Auch Schopfheim-Fahrnau ist betroffen. Die Stadt will das ändern.

Post arbeitet an Lösung für Blaustein

Der Blausteiner Bürgermeister Konrad Menz (CDU) sucht nach einer Lösung, er sei im Kontakt mit der Deutschen Post, berichtet er. Auch die bestätigt, in "aussichtsreichen Gesprächen" mit einem Nachfolgepartner zu sein. Wann und ob eine neue Postfiliale im Blausteiner Zentrum öffnet, steht aber aktuell nicht fest. Zumindest für Martina Reiser kommt die Postagentur vorerst nicht mehr in Frage. Mit dem, was sie dort verdient, könne sie den Verlust nicht ausgleichen, sagt sie. "Ein reiner Postbetrieb ist relativ unwirtschaftlich. Das ist einfach so. Es muss immer noch ein Zusatzgeschäft dabei sein."

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