Auf den ersten Blick sieht die Eremitage aus wie eine ganz normale Campus Galli-Handwerkerhütte mit einem kleinen Nebengebäude, an dem die Hühner eifrig im Laub scharren. Ein Weidezaun aus Gestrüpp und Ästen ist im Winter um die kleine Einsiedelei errichtet worden. So soll das Gebäude samt kleiner Schlafzelle auch sichtbar abgegrenzt werden vom Rest des Geländes. Vor der Hütte steht eine Arbeitsbank aus Holz. Am Schindeldach lehnen Holzrechen und Reisigbesen, kreuz und quer liegen Holzbretter ums Haus verteilt.
Bis zum Start der neuen Saison am 1. April muss noch fleißig aufgeräumt werden. In den letzten Jahren waren der Küfer und der Schreiner hier untergebracht. Nun bekommt das kleine Blockhaus eine neue Funktion.
Eremitage als Keimzelle des Klosters
Die Eremitage soll zeigen, wie der heilige Gallus im 7. Jahrhundert mit seiner Mönchsgemeinschaft gelebt haben könnte. Gallus gilt als Gründungsvater des Klosters und der Stadt St. Gallen. Ohne den Mönch, der vermutlich aus Irland in die Region im schweizerischen Arborn gekommen ist, hätte es weder das Kloster noch den St. Galler Klosterplan und die Stadt St. Gallen gegeben.
Zum 1.400-Jahre-Jubiläum der Ankunft des Heiligen Gallus in St. Gallen wurden dort 2012 auf dem Platz vor der Kathedrale einige der Blockhütten nachgebaut, nach historischen und archäologischen Kenntnissen. Nach dem Jubiläum wurde eine der Holzhütten samt kleinem Nebengebäude abgebaut und dem Campus Galli in Meßkirch geschenkt. Eigentlich logisch, denn Campus Galli heißt übersetzt "Hofgut des Gallus".
Aus der Hütte wird ein kleines Museum
800 Arbeitsstunden stecken in der kleinen Holzhütte. Auf dem Campus Galli wurde sie Schritt für Schritt wieder aufgebaut. Die Eremitage war das erste Gebäude auf dem Gelände inmitten von dichtem Wald. Nun ist es das erste, an dem die Besucher vorbeigehen.
In Zukunft soll in der Hütte das Leben und Wirken des Heiligen Gallus erlebbar gemacht werden. Unter anderem mit einer Schautafel, die vom Leben und auch den Wundern, die der Mönch nach seinem Tod bewirkt haben soll, erzählt.
Im Innern der Eremitage ist es schummrig, unter dem kleinen Fenster stehen Holzschemel, an den Wänden hängen Werkzeuge sowie ein paar Eimer. Nicht viel Luxus gab es im 7. Jahrhundert für den heiligen Gallus und seine Mönche. Auch das soll den Besucherinnen und Besuchern nahe gebracht werden.
Schlafzelle ist noch ein Hühnerstall
Neben der Eremitage steht eine kleine Schlafzelle. Auf dem Dach des Holzhüttchens wächst grünes Moos. Hier gibt es kein Fenster, nur eine knarzende Tür. An den braunen Holzbohlen im Innern des winzigen Häuschens hängen Stroh und einzelne zarte Hühnerfedern. Noch dient die Schlafzelle den Hühnern als Hütte. Bis das neue Hühnerhaus gebaut wird, soll das auch so bleiben.