Der Tag auf dem Campus Galli beginnt mit dem Schlagen der Tabula, einem Buchenholz. Im Mittelalter war sie eines von drei Instrumenten im Kloster. Zimmermann Michael steht in Leinentunika, roten Wadenwickeln und einem Holzklöppel in der Hand im Glockenturm und schlägt zwölfmal. Es ist das Zeichen zum Arbeitsbeginn für die Handwerker. Hinter einem dunklen Weidenzaun läßt sich der Eber Schorsch sein Frühstück schmecken, neben dem Holzgerüst der Scheune stolziert ein Hahn samt Hennen über den Schotterweg.
200 Steine für das erste Steingebäude
In seiner Holzhütte beim Marktplatz kratzt Steinmetz Jens mit Griffel und Holzwinkel Linien auf einen hellbraunen Kalkstein. Ein großer Haufen Steine liegt vor seiner Hütte, mit ihnen soll bald das erste Steinhaus, das Abts-Nebengebäude, gebaut werden. Steinmetz Jens muss fast 200 Steine für Hausecken und Türsturz zurechtschlagen, knapp die Hälfte hat er schon geschafft.
Die Holzkirche ist mit Schindeln gedeckt
Gleich neben der Steinmetzhütte ragt das schindelgedeckte Dach der Holzkirche empor. Drinnen brennen Öllämpchen beim Altar, durch die Pergamentfenster dringt schummriges Licht. Man könnte meinen, man ist im Mittelalter, dabei steht die Kirche so erst seit vier Jahren dort. Die Klosteranlage wächst täglich Stück für Stück, sagt Hannes Napierala, Geschäftsführer von Campus Galli. 40 Jahre Bauzeit waren zu Beginn des Projekts geplant. "Das ist modernes Denken", sagt Napierala. Im Mittelalter wäre ein Gebäude nicht einfach fertig gewesen, es wäre immer wieder repariert, verändert und neu gebaut worden.
Deutlich weniger Besucher
Wegen der Corona -Pandemie kamen auch auf den Campus Galli in diesem Jahr deutlich weniger Besucher als zuvor. Über 90.000 Interessierte kamen allein 2019 ins Freilichtmuseum bei Meßkirch. Dieses Jahr werden es aber deutlich weniger sein: Statt im März konnte die Klosterbaustelle erst Mitte Mai öffnen.