Der paritätische Wohlfahrtsverband Neckar-Alb schlägt Alarm: Immer mehr Menschen sind von Armut bedroht. Insbesondere Familien oder Alleinstehende mit Kindern leben am Existenzminimum. Wer eine Wohnung sucht, hat wegen der hohen Mieten kaum eine Chance. In der Region Neckar-Alb gelten laut paritätischem Wohlfahrtsverband 13 Prozent der Menschen als arm.
Arm bedeute, dass Menschen im Durchschnitt nur 60 Prozent des mittleren Einkommens haben, so Uta-Micaela Dürig vom Landesvorstand des Paritätischen. Armut fange beim Lebensmitteleinkauf an: wenn Menschen weniger oder viel günstigere Lebensmittel kaufen müssten.
Kinder seien doppelt betroffen: Sie könnten beispielsweise nicht wie andere ins Kino gehen oder in einem Verein Mitglied sein. Viel gravierender: Kinder, die in Armut leben, würden meist auch keine Zukunftsperspektiven für sich sehen. Aber genau das bräuchten Menschen, so Dürig im SWR.
Zu wenig bezahlbare Wohnungen
Als weiteres großes Problem sieht Dürig die angespannten Lage auf dem Wohnungsmarkt. In der Region Neckar-Alb gäbe es zu wenig bezahlbare Wohnungen. Aktuell existierten landesweit 54.000 Sozialwohnungen. Dabei würden bis in zwei Jahren eigentlich 300.000 Wohnungen benötigt.
Die Kosten seien in den letzten Jahren regelrecht explodiert, das mache plötzlich Menschen arm, die früher nicht arm waren. Eigentlich müssten viel mehr Sozialwohnungen bereit gestellt werden, gerade auch im ländlichen Raum.
Auch Beratungsstellen geht Geld aus
Der Paritätische Wohlfahrtsverband Baden-Württemberg hat rund 900 Mitgliedsorganisationen, darunter viele kleinere Beratungsstellen oder Frauenhäuser. Laut Dürig nehmen immer mehr Menschen deren Hilfsangebote wahr. Doch die meist kleinen Vereine seien abhängig von freiwilligen Zuschüssen von Kommunen. Weil diese aber weniger Geld hätten, würden Zuschüsse oft gestrichen werden. Das führe dazu, dass viele Einrichtungen Leistungen reduzieren müssten, obwohl die Nachfrage steige.
Unterstützungsangebote oft erfolgreich
Dabei seien viele Projekte, gerade Angebote für Kinder und Jugendliche, oft erfolgreich, so Dürig. So habe man schon vielen ehemaligen Arbeitslosen oder Jugendliche Weiter- oder Ausbildungen vermitteln können. Wenn sie dann einen Job oder einen Abschluss machten, seien sie auch nicht mehr auf staatliche Unterstützung angewiesen, so Dürig.
Zuschüsse für soziale Organisationen
Weil kleinere freie Träger in der Regel auf Spenden und zusätzliche Projektmittel angewiesen seien, bei zunehmenden Anforderungen durch das Bundesteilhabegesetz, müsse die Politik die sozialen Einrichtungen und Dienste fördern. Damit aus den "Freiwilligkeitsleistungen" der Kommunen "Selbstverständlichkeitsleistungen" werden, so Dürig.