Das Unwetter vom Sonntag im Zollernalbkreis hat vor allem die Balinger Ortsteile Frommern und Dürrwangen stark betroffen.
Durch den Starkregen wurden Straßen überschwemmt, Keller liefen voll und Sturzbäche rissen Geröll und Schlamm mit sich. Hinzu kam, dass das Flüsschen Eyach, normalerweise 30 Zentimeter tief, mit einem Pegelstand von zwei Metern zum reißenden Fluss wurde und über die Ufer trat. Die Kanalisation war innerhalb weniger Minuten von den gewaltigen Wassermengen komplett überfordert.
Nach Unwetter in Balingen: Anwohner vermutet Planungsfehler
Verletzt wurde niemand, doch die Feuerwehr musste in Balingen-Frommern Anwohner aus ihren Häusern befreien, die sich vor den Wassermassen in höhere Stockwerke retteten. Darunter auch eine Frau, der Wolfgang Reich beim Aufräumen der Schäden half. Gegenüber dem SWR sagte er, dass man all dies, Naturgewalt hin oder her, hätte vermeiden können. Es sei ja nicht das erste Mal, dass Hochwasser kam:
Vor Unwetter monatelang bereits Hochwasserschutz gefordert
Zum Schreck der Anwohner kommt nun der Ärger auf die Landesregierung. Einige fühlen sich im Stich gelassen. Viele fragen sich, ob die Verwüstungen und Schäden durch die Wassermassen auch passiert wären, wenn man mehr für den Hochwasserschutz getan hätte.
Denn bereits seit Monaten fordern die Balinger Teilorte Frommern, Dürrwangen und Stockhausen einen wirksameren Hochwasserschutz mit Rückhaltebecken, Schutzwänden und Dammstrukturen. Das geht aus dem Protokoll des Ortschaftsrats der drei Balinger Teilorte von einer Sitzung vom Juni 2022 hervor. Darin heißt es auch, dass man das Land bereits im April 2022 auf den notwendigen Hochwasserschutz im Gebiet der Eyach hingewiesen habe.
Ortschaftsrat wandte sich direkt ans Umweltministerium
Darüber hinaus habe man auf die geplanten Hochwasserschutzwände und Dammstrukturen hingewiesen, die laut Ortschaftsrat zu klein geplant sind und bei weitem nicht ausreichten. Außerdem müsse das seit Jahren geplante Rückhaltebecken unbedingt realisiert werden, heißt es in dem Protokoll des Ortschaftsrats vom Juni 2022. Man wollte sich nunmehr direkt an das Umweltministerium wenden und Ergänzungen zum verbesserten Hochwasserschutz fordern.
Das Umweltministerium hat das Schreiben des Ortschaftsrats mit der Bitte um bessere Vorkehrungen zum Hochwasserschutz bestätigt. Es weist darauf hin, dass beim Hochwasserschutz an der Eyach in den vergangenen Jahren bereits viel verbessert worden sei.
Umweltministerium sieht nicht Eyach als alleinige Ursache der Überflutungen
Das Starkregenereignis vom Sonntag habe aber nicht von der Eyach aus zu Überflutungen geführt, heißt es in einer Stellungnahme gegenüber dem SWR von Montagnachmittag.
In den Ortsteilen Frommern und Dürrwangen sei es dabei bedauerlicherweise zu lokalen Überflutungen gekommen. Um das steigende Risiko von Starkregen zu erheben und zu reduzieren, habe die Stadt Balingen bereits im Jahr 2019 ein Starkregenrisikomanagement in Auftrag gegeben. Der Förderantrag (70 Prozent der Kosten werden durch das Land gefördert) sei im April 2019 bewilligt worden, so das Umweltministerium in seiner Stellungnahme. Wenn das Konzept fertig ist, soll es für alle Balinger Ortsteile Empfehlungen geben, wie sie künftig das Risiko mindern können, dass es bei Starkregen Überflutungen gibt.
Effektiver Hochwasserschutz nur gemeinsam möglich
Nach dem Unwetter vom Sonntag fragt sich der für die drei Gemeinden zuständige Ortsvorsteher, Stephan Reuß, warum das bisher verschleppt wurde. Seiner Meinung nach hätten ein Rückhaltebecken und weitere Vorkehrungen die Schäden durch das Unwetter vom Sonntagnachmittag allerdings nicht verhindern, sondern nur lindern können. Denn die Regen- und Wassermassen, die da innerhalb weniger Minuten alles überfluteten, seien gewaltig gewesen. Reuß fordert ein gemeinsames Zusammenwirken von Bund, Land und Kommunen beim Hochwasserschutz:
Das Unwetter im Zollernalbkreis am Sonntagnachmittag hat hunderte Feuerwehrleute in Atem gehalten. Durch den starken Regen waren nicht nur in Balingen, sondern auch in Albstadt und Schömberg, Bäche über die Ufer getreten. Straßen und Bahngleise wurden überflutet und viele Keller liefen voll.