Ein Reh ist mit zwei Kitzen in der Natur unterwegs. In Reusten wurden drei Rehe gerissen. Vermutlich von Hunden.

Rehkitze ohne Überlebenschance

Von Hunden gerissen? Drei Rehe in Reusten getötet

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Anna Priese
Anna Priese ist Reporterin für Hörfunk, Online und Fernsehen beim SWR im Studio Tübingen.

Bis vor Kurzem haben sie noch Jungtiere zur Welt gebracht, vermutet der Jagdpächter. Jetzt sind sie tot: Drei Rehe, die innerhalb weniger Wochen im gleichen Bereich gefunden wurden.

Im Naturschutzgebiet, das an eine Wohnsiedlung in Ammerbuch-Reusten (Kreis Tübingen) grenzt, hat man die Rehe morgens oft auf der Wiese gesehen. Es war ein beliebter Rückzugsort für die Tiere. Anwohnerinnen und Anwohner hatten sich über die Rehe gefreut. Doch dann waren sie plötzlich weg. So erzählt es der Jagdpächter des Ammertals, Martin Schäffer. Sie hätten sich offenbar nicht mehr sicher gefühlt. Innerhalb von etwa vier Wochen wurden dort drei tote Rehe gefunden. Sie waren schlimm zugerichtet, sagt der Jagdpächter, der die Kadaver weggebracht hat.

Der Ortsvorsteher von Ammerbuch-Reusten, Gerd Bantleon, hat das dritte Reh vor etwa einer Woche gefunden. "Von dem Tier war nicht mehr viel zu erkennen, deswegen ist es auch schwer zu sagen, woran das Reh gestorben ist", sagte Bantleon. Die anderen zwei Rehe haben laut Jagdpächter Schäffer Anwohner gefunden. Beim ersten sei ein deutlicher Kehlbiss zu sehen gewesen.

Rehkitze können allein nicht überleben

Es müssen wohl Hunde gewesen sein, die allein in der Gegend unterwegs waren, davon ist Schäffer überzeugt. Denn Luchse oder Wölfe gebe es dort in der direkten Umgebung keine. Außerdem gebe es viele Schafe im Umkreis. Im Zweifel würde ein Wolf die als Beute bevorzugen. Denn das sei einfacher, als Rehe zu jagen, so Schäffer. Besonders tragisch: Die drei weiblichen Rehe wurden in der Brut- und Setzzeit getötet, in der die Tiere ihren Nachwuchs bekommen. In den ersten Wochen nach der Geburt sind die Kitze noch stark auf ihre Mutter angewiesen.

Auch der Wildtierbeauftragte des Landkreises Tübingen, Gerhard Neth, hält Wolfsrisse in der Gegend für unwahrscheinlich. "Ein Wolf hat innerhalb von vier Wochen einen großen Nahrungsbedarf, den kann er durch drei Rehe nicht decken", so Neth. Auch er hält es für wahrscheinlich, dass ein Wolf Nutztiere wie Ziegen und Schafe bevorzugt. "Es könnten aber durchaus Hunde gewesen sein". Aus der Gemeinde Ammerbuch habe es immer mal wieder Meldungen über unbeaufsichtigt herumlaufende Hunde gegeben, die Wildtieren hinterher gejagt sind, so Neth.

Es ist davon auszugehen, dass die toten Rehe Jungtiere hatten. Alleine können diese nicht überleben.

Noch unklar: Haben Hunde die Rehe getötet?

Im Ammerbucher Amtsblatt gab es einen Aufruf dazu, frei herumlaufende Hunde ohne Besitzer zu melden. Laut Schäffer standen zwei Hunde im Verdacht. Doch es gelte natürlich die Unschuldsvermutung, so der Jagdpächter. Es sei nicht bewiesen, dass Hunde die Rehe getötet hätten.

Sollte es einen weiteren Vorfall mit einem gerissenen Reh geben, werde man eine Genprobe nehmen. Der Ammerbucher Jagdpächter ist aber optimistisch, dass das nicht notwendig sein wird. Er hofft, dass die Hundebesitzerinnen- und Besitzer mittlerweile sensibilisiert sind und ihren Hund anleinen.

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