Im Fall der toten Zweijährigen aus Bingen-Hitzkofen im Kreis Sigmaringen prüft der Hechinger Staatsanwalt weiter, ob und inwieweit die Mutter die Aufsichtspflicht verletzt hat. Das sagte er dem SWR. Jetzt hat sich der Anwalt der Mutter zu Wort gemeldet.
Anwalt: Mutter sei nur kurz auf der Toilette gewesen
Laut dem Anwalt der Mutter, Detlef Kröger, sei es nicht möglich, ein Kind zu hundert Prozent zu überwachen. Jeder, der Kinder habe, wisse, dass man als Eltern manchmal für einen kurzen Moment unachtsam sein kann. So war es laut Kröger auch bei der Mutter der Zweijährigen.
Er geht davon aus, dass die Mutter kurz auf der Toilette war, als das Mädchen die Wohnung verließ. Dann muss es wahrscheinlich unglücklich in den Fluss geraten sein - der Weg vom Haus der Eltern zum Fluss Lauchert ist nur kurz. Die Pegelstände seien hoch gewesen - und der Weg rutschig, so der Anwalt.
Außerdem wurde das Kind von Vater und Zeugen als sehr selbstständig für das Alter beschrieben, sagt Kröger. Das sei aber alles nur Spekulation - denn es gebe keine Videoaufnahmen oder Zeugen von dem Vorfall.
Kind war im Schlafanzug unterwegs: ein Missverständnis?
Die Zweijährige war bei ihrem Auffinden nicht, wie zunächst von Angehörigen angegeben, nur mit einem Schlafanzug bekleidet, sondern war vollständig angezogen und trug Turnschuhe, sagte die Hechinger Staatsanwaltschaft letzte Woche.
Der Anwalt geht hier von einem Gerücht oder einem Übersetzungsfehler aus, weil die Mutter kein Deutsch spricht. Sie habe ihm gegenüber nichts von einem Schlafanzug erzählt.
Mutter macht sich schwere Vorwürfe
Die Mutter des Kindes ist laut Kröger am Boden zerstört. Ihr gehe es sehr schlecht und sie mache sich schwere Vorwürfe. Dem Anwalt haben Ehemann und Freunde berichtet, dass sie sich immer fürsorglich um das Kind gekümmert habe.
Ermittlungen der Staatsanwaltschaft seien "normal", sagt Kröger
Ob und inwieweit eine Verletzung der Aufsichtspflicht vorliegt, wird laut dem Hechinger Staatsanwalt noch ermittelt. Vor Mitte Januar werde es keine Ergebnisse geben, so der Staatsanwalt. Laut Kröger ist das Vorgehen der Staatsanwaltschaft aber "normal".
Das zweijährige Mädchen wurde nach dreitägiger Suche tot im Fluss Lauchert bei Bingen (Kreis Sigmaringen) gefunden. Mehrere hundert Einsatzkräfte hatten mit Hunden nach der Zweijährigen gesucht. Auch Taucher mit Booten und einem Hubschrauber beteiligten sich an der Suche.