Eine Frau im Vorstand eines europäischen Top-Unternehmens verdient durchschnittlich rund 1,2 Millionen Euro weniger im Jahr als ein Mann. Das zeigt eine Studie, bei der die Universität Tübingen mitgewirkt hat. Untersucht wurden dabei 84 große Unternehmen, darunter auch 16 deutsche.
Wahrnehmung der Berufe beeinflusst Bezahlung
Das Forscherteam kommt aus Tübingen, dem nordrhein-westfälischen Paderborn und Ostwestfalen-Lippe. Es hat herausgefunden, dass die Bezahlung auch davon abhängt, ob das Arbeitsgebiet als "typisch männlich" oder eher "typisch weiblich" wahrgenommen wird. Eher "weiblich" wird laut Studie zum Beispiel die Unternehmenskommunikation gesehen, eher "männlich" die IT. Das wurde über eine Befragung ermittelt.
Studie: Geschlechterstereotype hängen mit Gehalt zusammen
Die Forscher und Forscherinnen sagen: Je mehr ein Job im Vorstand als "typisch männlich" gilt, desto mehr Geld gibt es dafür. Aber auch nur, wenn Männer im Vorstand sind. Denn selbst wenn Frauen typische Männer-Ressorts leiten, verdienen sie nicht besser. Sie werden nicht als passende Wahl angesehen. Das überrascht die Forschenden, weil eigentlich händeringend Frauen für Vorstandspositionen gesucht werden.
Frauen sind nicht weniger qualifiziert als Männer
Laut der neuen Studie sind Frauen und Männer in Vorständen der erfolgreichsten Unternehmen gleich gut ausgebildet. Das ergab eine Auswertung von LinkedIn-Profilen und Jahresberichten der Firmen. An der Qualifikation liege es demnach nicht, dass Frauen weniger verdienen als ihre männlichen Kollegen. Die Autoren und Autorinnen der Studie empfehlen daher, die Bezahlung zwischen den Ressorts und den Vorständen anzugleichen.
Gleiche Arbeit, gleiche Leistung - und trotzdem verdienen Frauen immer noch weniger als Männer. Den sogenannten "Gender Pay Gap" findet man nicht nur bei Vorständen, sondern auch bei Menschen mit durchschnittlichem Einkommen. Baden-Württemberg steht besonders schlecht da.