Beim traditionellen Schäferlauf erwartet Wildberg im Nordschwarzwald an diesem Wochenende etwa 30.000 Menschen. Die Schäferlaufstadt feiert 300 Jahre Jubiläum, allerdings ein Jahr zu spät. Denn in ungeraden Jahren laufen die Schäfer in Bad Urach (Kreis Reutlingen) um die Wette und in geraden, wie 2024, in Wildberg. Dort feiern die Menschen einfach unter dem Motto "300 Jahre plus eins" ihr Schäferlauf-Jubiläum.
Schäferlauf ist wichtigstes Volksfest in Wildberg
Die Vorbereitungen für den Schäferlauf dauern schon länger als ein Jahr, sagt Organisator Eberhard Fiedler. "Wir erwarten 30.000 Menschen am Wochenende. Wenn man bedenkt, dass die Kernstadt Wildberg nur etwa 4.000 Einwohner hat, ganz Wildberg knapp 11.000, dann kann man sich denken, was das für einen Aufwand bedeutet", sagt der Pensionär. Seit 1972 beteiligt er sich an der Organisation des wichtigsten Wildberger Volksfestes.
Der Schäferlauf in Wildberg ist nach Bad Urach und Markgröningen (Kreis Ludwigsburg) der kleinste in Baden-Württemberg. Bis 1723 fand das Zunftfest der Schäferei ausschließlich in Markgröningen statt. Da aber einige Schäfer Probleme hatten dorthin zu kommen, erließ Herzog Eberhard Ludwig den Beschluss, auch in Bad Urach, Wildberg und Heidenheim (Ostalbkreis) Schäferläufe im Land stattfinden zu lassen.
Der Schäferlauf ist für die Schäfer immer ein Highlight, denn welcher landwirtschaftliche Berufszweig hat denn noch so ein Fest zu seinen Ehren.
Wildberg feiert Jubiläum mit Festakt und Schäferlauf
Auch wenn 2023 kein Schäferlauf im Nordschwarzwald stattgefunden hat, haben die Wildberger das Jubiläum mit einem Festakt gefeiert. Jetzt folgt das große Fest, zu dem sich die Stadt am Freitag eine eigene Skulptur geschenkt hat. Beim Leistungshüten am Samstag sucht die Zunft die beste Schäferin oder den besten Schäfer. Am Sonntag beim eigentlichen Schäferlauf dann die schnellsten. Zum Abschluss gibt es am Montag ein großes Feuerwerk.
Dass das eigentliche Jubiläum mit dem Schäferlauf 2023 in Bad Urach stattgefunden hat, findet Eberhard Fiedler nicht schlimm. "Wir haben kein Problem mit der 301. Das ist nur eine Zahl", sagt der Organisator. Ein "wenig verschnupft" sei er jedoch, weil Ministerpräsident Winfried Kretschmann und Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (beide Grüne) abgesagt haben. Letzterer hatte dem Königspaar in Bad Urach beim Jubiläum die falschen Kronen aufgesetzt.
Garantiert neuer König beim Jubiläum
Schon seit dem bisher letzten Schäferlauf in Wildberg ist klar, dass der Titelverteidiger keine Chance auf die Jubiläumskrone hat. Dominik Fröschle holte 2022 seinen dritten Sieg im Nordschwarzwald. "Da gibt es eine ganz einfache Regel: Man darf sechsmal Schäferkönig werden, aber nur dreimal in einer der Schäferstädte", sagt Organisator Fiedler auf SWR-Nachfrage. "Sonst drohen Spezialisten, und dass andere sagen, wenn der kommt, trete ich nicht an."
![Beim Schäferlauf 2022 in Wildberg gewannen Nadine Mezger-Kleinbeck und Dominik Fröschle das Rennen. Für den Jungschäfer war es der dritte Sieg. Deshalb darf Fröschle beim Jubiläum nicht mehr antreten. (Foto: Stadt Wildberg) Beim Schäferlauf 2022 in Wildberg gewannen Nadine Mezger-Kleinbeck und Dominik Fröschle das Rennen. Für den Jungschäfer war es der dritte Sieg. Deshalb darf Fröschle beim Jubiläum nicht mehr antreten.](/swraktuell/baden-wuerttemberg/tuebingen/1721448536867%2Cschaeferlauf-wildberg-koenigspaar-froeschle-mezger-kleinbeck-100~_v-16x9@2dS_-6be50a9c75559ca1aaf1d0b25bae287afdcd877a.jpg)
Neuer Titel auf dem Ortsschild von Wildberg
Zum ersten Mal wissen die Besucherinnen und Besucher schon am Ortsschild von Wildberg, dass sie hier richtig sind. Kurz nach dem bisher letzten Schäferlauf vor zwei Jahren hat die Stadt offiziell den Titel "Schäferlaufstadt" erhalten. "Darauf haben wir lange hingearbeitet", so Fiedler freudig. "Aber das kennt ja jeder: Bei Behörden muss man eben zäh sein", fügt er mit einem Lächeln hinzu.