Die neue Schäferkönigin von Wildberg (Kreis Calw) ist noch nicht einmal volljährig. Die 14-Jährige Jana Deufel war am Sonntag die schnellste Nachwuchsschäferin beim traditionellen Schäferlauf. Bei den Männern hat sich der 18-jährige Kilian Gulde durchgesetzt. Das neue Schäferkönigspaar ist gleichzeitig das Wildberger Jubiläumspaar - wenn auch verspätet. Denn Wildberg und Bad Urach richten jährlich wechselnd den Schäferlauf aus. Damit feierte Bad Urach im vergangenen Jahr 300 Jahre nach der offiziellen Ernennung das Jubiläum.
Das Jubiläumsmotto: 300 Jahre plus eins
Deshalb hat die Schäferlaufstadt Wildberg im Nordschwarzwald das Jubiläum nun mit einem kleinem Zusatz gefeiert: 300 Jahre plus eins war das Motto. Nach ersten Schätzungen waren rund 15.000 Besucher beim traditionellen Schäferlauf an diesem Wochenende in Wildberg.
Die Vorbereitungen für den Schäferlauf haben schon länger als ein Jahr gedauert, sagte Organisator Eberhard Fiedler,. "Wenn man bedenkt, dass die Kernstadt Wildberg nur etwa 4.000 Einwohner hat, ganz Wildberg knapp 11.000, dann kann man sich denken, was das für einen Aufwand bedeutet", so der Pensionär. Seit 1972 beteiligt er sich an der Organisation des wichtigsten Wildberger Volksfestes.
Schäferlauf ist wichtigstes Volksfest in Wildberg
Der Schäferlauf in Wildberg ist nach Bad Urach und Markgröningen (Kreis Ludwigsburg) der kleinste in Baden-Württemberg. Bis 1723 fand das Zunftfest der Schäferei ausschließlich in Markgröningen statt. Da aber einige Schäfer Probleme hatten dorthin zu kommen, erließ Herzog Eberhard Ludwig den Beschluss, auch in Bad Urach, Wildberg und Heidenheim Schäferläufe im Land stattfinden zu lassen.
Wildberg feiert Jubiläum mit Festakt und Schäferlauf
Auch wenn 2023 kein Schäferlauf im Nordschwarzwald stattgefunden hat, haben die Wildberger das Jubiläum mit einem Festakt gefeiert. Jetzt folgte das große Fest, zu dem sich die Stadt am Freitag eine eigene Skulptur geschenkt hat. Beim Leistungshüten am Samstag wurden die beste Schäferin oder der beste Schäfer. gesucht. Zum Abschluss gibt es am Montag noch ein großes Feuerwerk.
Dass das eigentliche Jubiläum mit dem Schäferlauf 2023 in Bad Urach stattgefunden hat, findet Eberhard Fiedler nicht schlimm. "Wir haben kein Problem mit der 301. Das ist nur eine Zahl", sagt der Organisator. Ein "wenig verschnupft" sei er jedoch, weil Ministerpräsident Winfried Kretschmann und Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (beide Grüne) abgesagt haben. Letzterer hatte dem Königspaar in Bad Urach beim Jubiläum die falschen Kronen aufgesetzt.
Garantiert neuer König beim Jubiläum
Schon nach dem letzten Schäferlauf 2022 in Wildberg war klar, dass der Titelverteidiger keine Chance auf die Jubiläumskrone hat. Dominik Fröschle holte 2022 seinen dritten Sieg im Nordschwarzwald. "Da gibt es eine ganz einfache Regel: Man darf sechsmal Schäferkönig werden, aber nur dreimal in einer der Schäferstädte", sagt Organisator Fiedler auf SWR-Nachfrage. "Sonst drohen Spezialisten, und dass andere sagen, wenn der kommt, trete ich nicht an." Nun also könnte das neue Königspaar Jana Deufel und Kilian Gulde den Titel in zwei Jahren verteidigen.
Neuer Titel auf dem Ortsschild von Wildberg
Zum ersten Mal wussten die Besucherinnen und Besucher schon am Ortsschild von Wildberg, dass sie hier richtig sind. Kurz nach dem bisher letzten Schäferlauf vor zwei Jahren hat die Stadt offiziell den Titel "Schäferlaufstadt" erhalten. "Darauf haben wir lange hingearbeitet", so Fiedler freudig. "Aber das kennt ja jeder: Bei Behörden muss man eben zäh sein", fügt er mit einem Lächeln hinzu.