Seit Januar wird ein Fall am Tübinger Amtsgericht verhandelt, bei dem es um den Verkauf eines zugemüllten Privatgrundstücks geht. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Grundstücksverkäufer vor, auf dem Gelände in Tübingen-Hagelloch hunderte Tonnen Müll verscharrt zu haben - darunter auch Kühlschränke, Autoreifen und asbesthaltige Eternitplatten. Auch am Prozesstag am Mittwoch konnte nicht geklärt werden, wie und durch wen es zu dem verbuddelten Müll auf dem Privatgelände kam.
Umweltamt zeigte Luftbildaufnahmen vom vermüllten Grundstück
Das Gericht will klären, zu welchem Zeitpunkt der Müll auf dem Grundstück entsorgt wurde. Ein Mitarbeiter des Umweltamts des Landratsamts Tübingen hat am Mittwoch Luftaufnahmen vorlegt. Die zeigten lediglich, in welchem Zeitraum auf dem Gelände gerodet und gebaut wurde. Wie und wann aber unter anderem eine Spüle, ein Kühlschrank und mehrere Autoreifen unter die Erde kamen, konnte keiner der geladenen Zeugen sagen.
Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der Vorbesitzer für die illegale Müllentsorgung verantwortlich ist und dies beim Verkauf des Grundstückes verschwiegen hat. Der Mann streitet die Vorwürfe ab. Dem Beschuldigten drohen laut Staatsanwaltschaft bis zu fünf Jahre Gefängnis.
Grundstück war offenbar schon lange in schlechtem Zustand
Beim zweiten Verhandlungstag Anfang Februar hatte die Vorsitzende Richterin des Amtsgerichts Tübingen unter anderem einen Mann befragt, der ab 2017 mehrere Jahre lang zur Miete auf dem Grundstück gelebt hatte. Er berichtete von herumliegendem Unrat wie zum Beispiel Bauschutt und Eternitplatten, aber auch alten Tellern, Gläsern und Besteck. Außerdem sei das Gelände damals stark verwildert gewesen.
Bewiesen: Müll wurde immer wieder abtransportiert
Darüber hinaus hatte das Gericht Handwerker vorgeladen, die mehrfach auf dem Grundstück gearbeitet hatten. Sie und vom Verteidiger vorgelegte Rechnungen bestätigten, dass in den Jahren 2014 bis 2019 immer wieder Müll und Bauschutt vom Gelände abtransportiert wurden. Auch der Mitarbeiter des Umweltamts beobachtete das, nachdem ihn eine Meldung der Naturschutzbehörde zu Besichtigungen und Kontrollen vor Ort in den Jahren 2019 und 2020 veranlasst hatte, weil dort viele Abfälle herumlägen und teils verbrannt würden. Auch er zeigte sich erstaunt darüber, was der neue Eigentümer dort alles unter der Erde fand.
Wer die Edelstahl-Spüle, den Kühlschrank und die Asbestplatten auf dem Grundstück vergraben hat und wann, ist vor Gericht weiterhin ungeklärt. Die Prozess-Beteiligten hoffen auf die Aussagen eines Nachbarn. Er soll am 14. März 2023 vernommen werden.
Weiterer Prozess um illegal entsorgten Müll am Landgericht Tübingen
Parallel beschäftigt sich auch das Tübinger Landgericht mit dem Fall: In einem Zivilprozess fordert der Käufer des Grundstücks vom Vorbesitzer das Geld für die Entsorgung des Mülls zurück. Nach Aussagen des Verteidigers bei der Amtsgerichtsverhandlung gibt es derzeit Versuche, eine Einigung zu finden. Sollten sich der Käufer und der Verkäufer im Prozess am Landgericht einigen, könnte das auch den Strafprozess am Amtsgericht beschleunigen.